Proteste in Indien Ärzte streiken nach Vergewaltigung junger Kollegin
In ganz Indien sind Ärzte in einen 24-stündigen Streik getreten. Sie fordern mehr Sicherheit an Kliniken. Grund ist die Vergewaltigung und Ermordung einer jungen Medizinerin in einem Krankenhaus.
"Wir wollen Gerechtigkeit!" - Vor einem Krankenhaus im Zentrum der indischen Hauptstadt Neu-Delhi macht eine dicht an dicht gedrängte Menschenmenge ihrem Unmut Luft. Einige der Protestierenden tragen Ärztekittel, sie halten Schilder in die Höhe. Sie wollen sich solidarisieren mit der jungen Ärztin, die vor mehr als einer Woche in einem Krankenhaus in Kolkata vergewaltigt und ermordet wurde.
Landesweit gehen die Ärztinnen und Ärzte seit Tagen auf die Straße, um ihre Anteilnahme, Wut und Verzweiflung auszudrücken. "Wir werden bis zum Ende kämpfen", sagt die Medizinstudentin Antara Das der Nachrichtenagentur Reuters bei einer Demonstration in Kolkata.
"In jeder Ecke des Krankenhauses sollte eine angemessene Videoüberwachung installiert werden und auch das Sicherheitspersonal sollte effizienter sein. Das fordern wir für jedes Krankenhaus. Wir Ärzte sind im Moment sehr verunsichert. Die Nachtdienste sind nach diesem Vorfall für uns so beängstigend."
Keine eigenen Waschräume für Frauen
In Kolkata war in einem staatlichen Krankenhaus vor mehr als einer Woche eine junge Ärztin tot aufgefunden worden. Sie hatte sich nach einer langen Schicht in einem Seminarraum ausgeruht. Eine Autopsie bestätigte, dass die Frau vergewaltigt wurde. Die Tat macht die Ärztinnen und Ärzte in Indien fassungslos. Sie fordern, dass sich die Arbeitsbedingungen von Frauen im Krankenhaus ändern.
"Wir haben im Krankenhaus keine eigenen Waschräume und keine eigenen Aufenthaltsräume für Frauen", sagt eine Ärztin der Nachrichtenagentur AP. "Es ist ein allgemeiner Ort, jeder kann ihn benutzen. Die Patienten benutzen ihn. Wir fordern als zumindest unsere eigenen Aufenthaltsräume und Toiletten."
"Das ist so schmerzhaft"
Die Familie der getöteten Ärztin geht von einer Gruppenvergewaltigung aus. Der Vater berichtet in einem Interview mit Reuters, wie seine Frau die Tochter in der Nacht ihrer Ermordung verzweifelt versucht hatte zu erreichen: "Ihre Mutter hat sie immer wieder versucht anzurufen, aber da war sie bereits tot. Das Schmerzlichste ist, dass sich von drei Uhr nachts bis zehn Uhr morgens niemand nach ihr, die ja Dienst hatte, geschaut hat. Das ist so schmerzhaft."
Landesweit folgen die indischen Ärztinnen und Ärzte nun dem Aufruf des indischen Ärzteverbandes zu einem 24-stündigen Streik, um Anteil zu nehmen und damit sich etwas ändert. Die Polizei hat bislang einen Krankenhausmitarbeiter im Zusammenhang mit der Tat festgenommen. Doch den Behörden vertraut hier kaum noch jemand.