Tod indischer Studentin Vergewaltiger in Neu-Delhi hingerichtet
Das Verbrechen machte weltweit Schlagzeilen: Sechs Männer vergewaltigten eine Studentin in einem fahrenden Bus in Neu-Delhi, wenige Tage später starb die junge Frau. Vier der Täter wurden nun gehenkt.
Hinrichtungen sind in Indien nicht öffentlich. Dennoch haben sich früh am Morgen viele Menschen vor dem Gefängnis in Neu-Delhi versammelt, wie auf Fernsehbildern zu sehen ist. Kurz vor der Hinrichtung zählen sie einen Countdown herunter und jubeln.
Um 5.30 Uhr sollen die vier Vergewaltiger durch den Strang zu Tode gekommen sein. Unter den Menschen, die vor dem Gefängnis stehen, sind auch die Eltern des Opfers. Seit mehr als sieben Jahren sind sie oft in der Öffentlichkeit aufgetreten, um, wie sie sagen, Gerechtigkeit für ihre Tochter zu erhalten.
"Wenn einer Frau oder einem Mädchen so etwas widerfährt wie unserer Tochter, neigen die Eltern dazu, es zu verheimlichen", sagt Badrinath Singh, der Vater der jungen Studentin. "Weil sie sich schämen oder denken, dass ihre Tochter dann nicht mehr heiraten kann. Das ist nicht gut." Wenn die Eltern stark seien und öffentlich sagten, dass ihrer Tochter Unrecht angetan wurde, dann stehe die Gesellschaft hinter ihnen und auch die Rechtsprechung unterstütze sie.
Die Eltern der Studentin (Mitte) feiern die Hinrichtung der Täter in Neu-Delhi.
Demonstranten forderten Hinrichtung
Die vier Männer hatten die 23-Jährige 2012 in einem Bus so brutal vergewaltigt, dass sie knapp zwei Wochen danach an ihren Verletzungen starb. Die Massenvergewaltigung hatte Indien aufgewühlt. Tausende Menschen waren immer wieder auf die Straße gegangen - um für die Sicherheit von Frauen im Land zu demonstrieren, aber auch, um zu fordern, dass die Täter zeitnah gehenkt werden sollten.
Gerechtigkeit sei erst gegeben, wenn die Todesstrafe vollstreckt werde. So denken viele der Demonstranten, die vor dem Hinrichtungstermin oft auf die Straße gegangen waren. Denn die Vollstreckung des Urteils war immer wieder verschoben worden.
"Wir fordern von den Richtern: Hängt sie. Ja, hängt sie", sagte eine der Demonstranten in Neu-Delhi. "Falls sie das nicht machen, können sie uns die Vergewaltiger auch aushändigen, wir werden sie dann selbst bestrafen."
Debatte über Selbstjustiz
Vor wenigen Monaten war wieder eine Frau im Süden Indiens von mehreren Männern vergewaltigt worden. Kurz darauf erschossen Polizisten die vier inhaftierten Männer, die angeblich versucht hatten zu fliehen.
Auch wenn dies zu vielen Diskussionen im Land führte, wurden die Polizisten von vielen für ihre Tat gefeiert. Auch die Mutter der Medizinstudentin aus Neu-Delhi hatte auf Demonstrationen immer wieder öffentlich gefordert, dass die Täter gehenkt werden müssten:
Das Verbrechen, das meiner Tochter angetan wurde, macht mich bis heute sehr traurig. Ich wäre eine stolze Mutter, deren Tochter eine Ärztin gewesen wäre. Aber ich bin heute stolz darauf, dass ich sie auf die Welt gebracht habe und die ganze Welt sie unter dem Namen kennt, der ihr gegeben wurde. Nirbhaya, die Furchtlose. Ich konnte ihr Leben nicht retten, aber ich habe für Gerechtigkeit gekämpft. Meine Pflichten als Mutter sind damit heute erfüllt.
Höhere Strafen für Vergewaltigungen
Die Strafen für Vergewaltigungen in Indien sind seit der Tat verschärft worden. Wenn das Opfer stirbt, können die Täter zum Tode verurteilt werden. Bis die Todesstrafe für die Vergewaltiger nun heute vollstreckt wurde, sind mehr als sieben Jahre vergangen.
In Indien wird darüber diskutiert, ob die Todesstrafe für potenzielle Täter tatsächlich abschreckend wirkt. Verurteilte werden eher selten gehenkt. Vor der Vollstreckung heute war in Indien zuletzt im Jahr 2015 ein Terrorist durch den Strang zu Tode gekommen.