Vergewaltigungen in Indien Die Wut der Frauen wächst
Nach der Gruppenvergewaltigung und Ermordung einer Tierärztin in Indien haben Hunderte Menschen demonstriert. Sie fordern schärfere Gesetze zum Schutz von Frauen. Außerdem wurde bekannt, dass eine Sechsjährige vergewaltigt und erdrosselt wurde.
Nach der Gruppenvergewaltigung einer Tierärztin in Indien sind Hunderte Menschen auf die Straße gegangen. Unter anderem in Neu Delhi, Ahmedabad und Mumbai forderten die Demonstranten neue Gesetze zum Schutz von Frauen und schnelle Ermittlungen im konkreten Fall.
"Wir sind in Indien nicht mehr sicher. Wir trauen uns nicht mehr, von Zuhause auszuziehen", sagte eine Studentin aus Neu-Delhi.
Die Tierärztin wurde den ersten Ermittlungen zufolge in einer Vorstadt von Hyderabad von vier Männern vergewaltigt, anschließend mit Benzin übergossen und verbrannt. Am Samstag hielt die Polizei eine aufgebrachte Menge in Hyderabad unter Einsatz von Gewalt davon ab, die Polizeistation zu stürmen, in der die vier Verdächtigen festgehalten wurden.
Mädchen mit Gürtel erdrosselt
Unterdessen wurde bekannt, dass ein sechsjähriges Mädchen im Bundesstaat Rajasthan vergewaltigt und erdrosselt wurde. Die Leiche der Sechsjährigen wurde halbnackt in einem Gebüsch entdeckt. Die Polizei nahm einen 40-Jährigen unter Tatverdacht fest. Das Mädchen war laut den ersten Ermittlungen mit dem Gürtel seiner Schuluniform erwürgt worden.
Die frühere Schauspielerin Jaya Bachchan, die inzwischen Parlamentsabgeordnete ist, forderte zum "Lynchen" der Täter auf. Ein anderer Abgeordneter forderte, Sex-Täter zu kastrieren.
Wütende Frauen protestierten auf den Straßen Indiens, sie fordern neue Gesetze zum Schutz von Frauen.
Vergewaltigungen seit 2012 Thema
Gewaltverbrechen gegen Frauen sind seit der Gruppenvergewaltigung einer Frau in einem fahrenden Bus im Jahr 2012 ein Thema in der indischen Öffentlichkeit. Hunderttausende gingen damals auf die Straße.
Die Politik reagierte, es folgten längere Haftstrafen für Vergewaltiger, Strafen für Voyeurismus, Stalking und Frauenhandel. Zudem stimmten indische Abgeordnete dafür, dass Personen ab 16 Jahren wie Erwachsene für niederträchtige Verbrechen bestraft werden können.
Im Schnitt 90 Fälle pro Tag
Offiziellen Kriminalstatistiken zufolge sind in Indien im Jahr 2017 mehr als 33.600 Vergewaltigungsfälle registriert worden - das entspricht im Durchschnitt mehr als 90 Vergewaltigungen pro Tag. Es wird aber angenommen, dass die Dunkelziffer noch weitaus höher liegt.
Aktivisten werfen der Regierung vor, nicht genug gegen die steigende Zahl von Gewaltverbrechen gegen Frauen zu tun.