Republikaner-Debatte Mehr Kritik an Trump als bislang
In der vorerst letzten TV-Debatte haben sich die verbliebenen vier Republikaner mit Ambitionen auf die Präsidentschaft wieder einen Schlagabtausch geliefert. Trump war wie immer nicht da - zumindest physisch.
Eines kann man den vier Verbliebenen sicher nicht vorwerfen: mangelnde Tapferkeit. Sich angesichts des kaum mehr einholbaren Vorsprungs von Donald Trump weiterhin Hoffnung auf die Präsidentschaftskandidatur zu machen - dazu gehört schon was.
Chris Christie, der frühere Gouverneur von New Jersey und schärfste Trump-Kritiker in der Runde, erklärt sich die Popularität des Ex-Präsidenten so: "Wissen Sie, warum Trump in den Umfragen führt? Weil diese drei hier auf der Bühne so tun, als sei sein Verhalten akzeptabel!"
Deutlich mehr Trump-Kritik
Tatsächlich ist Christie der einzige unter den Herausforderern, der Trump auch dann nicht unterstützen wird, wenn der sich die Kandidatur sichert. "Die trauen sich nichts zu sagen, weil sie Zukunftsziele haben, jetzt oder in vier Jahren!" Sprich: Vizepräsident unter Trump werden wollen, oder ihn in vier Jahren beerben.
Doch weil sich niemand Opportunismus vorwerfen lassen wollte, war gestern Abend deutlich mehr Trump-Kritik zu hören als bei den vorausgegangenen Debatten. "Man kann nicht demokratisches Chaos mit republikanischem Chaos bekämpfen", argumentierte Nikki Haley, die ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen. Anders als Trump komme sie ohne Drama, ohne Rachegelüste und ohne Wehleidigkeit aus, meint Haley.
DeSantis: Beide Parteien verantwortlich für Inflation
Hier spiegelte der Schlagabtausch dann auch den Richtungsstreit innerhalb der republikanischen Partei: Christie und Haley als Vertreter der traditionellen Konservativen, die anderen beiden eher Trumpisten.
Allen voran Ron DeSantis, Floridas Gouverneur. Beide Parteien in Washington hätten mit Geld nur so um sich geworfen, auch die Republikaner. Beide seien sie verantwortlich für die Inflation, die das wahlentscheidende Thema werden könnte.
"Donald Trumps Stiefel geleckt"
Wie Trump stilisiert sich auch DeSantis als Anführer einer Bewegung, die dem bürokratischen "Sumpf" des Politestablishments den Kampf angesagt hat. Doch den stärksten Außenseiter-Appeal hatte erneut der schwerreiche Unternehmer Vivek Ramaswamy - der auch gestern Abend wieder die krudesten Verschwörungstheorien bediente.
Die drei anderen hätten "jahrelang Donald Trump die Stiefel geleckt", um Geld und Unterstützung gebettelt - allen voran DeSantis, meint Ramaswamy.
Und so war der Abwesende erneut omnipräsent. Gebuhlt wurde eher darum, das Erbe Trumps anzutreten und weniger darum, dessen Rückkehr zu verhindern. Doch der Patriarch will die Führung ja noch nicht weiterreichen; seine Erben ahnen, dass sie sich noch gedulden müssen.