Pistorius in den USA Drei HIMARS-Raketenwerfer für die Ukraine
Verteidigungsminister Pistorius hat bei seinem USA-Besuch die Lieferung von drei Raketenwerfersystemen an die Ukraine angekündigt. Seinem US-Kollegen Austin versicherte er Deutschlands stärkeres militärisches Engagement.
Deutschland wird die Lieferung von drei Raketenartilleriesystemen vom Typ HIMARS aus den USA an die Ukraine bezahlen. Verteidigungsminister Boris Pistorius machte die Entscheidung in Washington nach Gesprächen mit seinem US-Amtskollegen Lloyd Austin öffentlich.
"Die stammen aus Beständen der US-Streitkräfte und werden von uns bezahlt", sagte er. Die Systeme kosten einen höheren zweistelligen Millionenbetrag. Das HIMARS ("High Mobility Artillery Rocket System") ist ein auf einem Lastwagenfahrgestell montiertes Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem.
Boris Pistorius und Lloyd Austin in Washington.
Pistorius betont Deutschlands verstärktes Engagement
Vor dem NATO-Gipfel im Juli will Pistorius mit seiner Reise in die USA und nach Kanada unter anderem einen in früheren Jahren entstandenen kritischen Blick auf Deutschland zurechtrücken und das stärkere militärische Engagement Deutschlands deutlich machen.
Pistorius sicherte die deutsche Bereitschaft Deutschlands zu, mehr militärische Verantwortung für die Sicherheit in Europa und der Welt zu übernehmen. Er erklärte, Deutschland sei zu "mehr Beiträgen zu einer fairen transatlantischen Lastenteilung" bereit. Er nannte das Erreichen des Zwei-Prozent-Ziels der NATO, die angelaufene Stationierung einer gefechtsbereiten Brigade in Litauen sowie die von Deutschland angestoßene Luftverteidigungsinitiative in Europa.
Zugleich rief Pistorius die US-Regierung bei seinem Treffen mit Austin im Pentagon auf, im gemeinsamen Engagement in Europa nicht nachzulassen. Pistorius war dort mit vollen militärischen Ehren empfangen worden.
Lob von Austin
Austin führte in einer Ansprache im Pentagon an, was Deutschland für die Verteidigung der Ukraine und in der NATO leiste und auch für die Sicherheit im Nahen Osten, in Afrika und auf dem Balkan.
"Ob bei der Abschreckung gegen eine Aggression des Kremls oder der Stärkung der Stabilität im Indo-Pazifik, unsere zwei stolzen Demokratien sind im Gleichschritt", sagte Austin und bezeichnete Deutschland als "Macht für Frieden und Sicherheit". Er sagte: "Deutschland bleibt einer unserer stärksten und verlässlichsten Partner."
Milliarden-Bestellungen in den USA
Am Vortag hatte Pistorius ein Hubschrauberwerk des Rüstungsunternehmens Boeing in Philadelphia besucht. Dort wird der schwere Transporthubschrauber vom Typ CH47-F "Chinook" produziert. Deutschland hat für die Bundeswehr 60 Stück davon in der modernsten Variante Block II bestellt. Sie sollen künftig das Arbeitspferd der Luftwaffe bei der Verlegung von Personal und Material sein. Pistorius wurde versichert, dass alles im Zeitplan sei und eine Lieferung bis 2027 erfolgen könne.
Seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine hat Deutschland Waffen und Ausrüstung für die Bundeswehr im Wert von 23 Milliarden Euro in den USA bestellt. Insgesamt geht es um etwa 380 Verträge mit amerikanischen Rüstungsunternehmen.
Während eines Besuchs der EU-Parlamentspräsidentin Metsola erklärte der ukrainische Präsident Selenskyj, die Ukraine wolle nach Eintreffen westlicher Waffen die Initiative an der Front übernehmen.
Ukraine will Initiative zurückerlangen
Mit der Ankunft westlicher Waffen will die Ukraine die Initiative an der Front zurückerlangen. Derzeit seien die russischen Streitkräfte im Osten der Ukraine in der Offensive, das sei kein Geheimnis, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einer Pressekonferenz mit der Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, in Kiew.
"Sobald die Waffenlieferungen ankommen, stoppen wir ihre Initiative", versprach Selenskyj. Dafür brauche sein Militär aber "etwas Kräftiges". Die Pressekonferenz im Freien vor dem Präsidialamt musste kurz darauf wegen eines Luftalarms abgebrochen werden.
Laut Selenskyj bereitet das russische Militär derzeit eine Großoffensive vor. Dazu würden Kräfte im Norden und Osten der Front gesammelt. Trotzdem laufe bei den Russen längst nicht alles so gut, wie sie glaubten. "Es ist nicht so, dass ich damit Ihre Stimmung heben will. Das ist die Realität", versicherte der ukrainische Präsident.