Fashion Week in New York Auf dem Weg zum grünen Catwalk
Die Modebranche zählt zu den größten Umweltverschmutzern. Doch immer mehr Designer setzen für ihre Kreationen auf Recycling-Material. Kurz vor der Fashion Week will New York die ganze Industrie in die Pflicht nehmen.
Wenn Modedesignerin Lisa Von Tang ihre eleganten Abendkleider über den Catwalk schickt, wird es fruchtig. "Wir nutzen Ananas-Leder, Apfel, Banane. Aber auch Blütenblätter", sagt sie. Die Stoffe und Kunstleder des niederländischen Herstellers Circular Systems (zirkulierende Systeme) werden auf der Basis von Getreideabfällen produziert.
Für Modemacherin Tang passen sie genau ins Konzept ihres gleichnamigen Labels. Die Chinesin mit dem deutsch-kanadischen Vater kreiert auf der Basis "East meets West" Cocktailkleider und Statement-Jacken aber auch Luxus-Lounge-Wear und Meditationskleidung.
Weniger Müll, weniger Treibhausgase
Alles ist aus Seide oder Recycling-Material: "Unser Stretch besteht aus recyceltem Plastik. Alte Fischernetze werden als Abfall aus dem Meer geholt, geschmolzen und zu Pellets gepresst", sagt Tang. "Daraus entsteht ein Faden, der mit verschiedenen Materialen gemischt wird."
Nur einige Teile der Kollektion gehen in die Massenproduktion. Den Rest erzeugt Tang auf Anfrage. Weniger Müll, weniger Treibhausgase. Damit liegt die Designerin im Trend. Immer mehr Modemacher werden grün und wollen Verantwortung zeigen.
Der Bundesstaat New York will sie mit einem neuen Gesetz bestärken. Der Fashion Act soll sie verpflichten, Nachweis über ihre umweltfreundliche und auch faire Produktion zu erbringen.
Lieferwege sollen offengelegt werden
Shannon Welch von der NGO Fashion Revolution ist begeistert. Ihre Bewegung kämpft für eine verantwortungsbewusste Produktion unter menschlichen Bedingungen seit vor neun Jahren eine Fabrik in Bangladesch zusammengestürzt war. Hunderte Menschen starben damals.
"Das Gesetz betrifft nicht nur Marken, die in New York produzieren", sagt Welch. Es berühre alle Firmen, die ein Einkommen über 100 Millionen US-Dollar im Jahr haben und die hier in New York Geschäfte machen.
Mindestens die Hälfte ihrer Lieferwege soll die Modebranche offenlegen: Von der Farm, von der Rohmaterialien stammen, bis zu den Fabriken. Sie sollen nachweisen, dass sie faire Löhne zahlen und Umweltgifte reduzieren.
"Es gibt keine Zielmarken"
Die 2,5 Billionen Dollar schwere Industrie ist einer der größten Umweltverschmutzer der Welt. Die Bekleidungs- und Schuhhersteller weltweit sind verantwortlich für bis zu 8,5 Prozent der Treibhausemissionen.
Ohne Regulierung würde sich einfach nichts bewegen, meint Fashion Revolution-Expertin Welch. Doch der New Yorker Gesetzesentwurf greife noch zu kurz. "Er fordert lediglich, dass die Firmen vieles sorgfältig offenlegen. Aber es gibt keine Zielmarken."
Kosten werden wohl steigen
Der grüne Weg über den Catwalk ist lang. Modeschöpfer Long Xu stellt schon zu dritten Mal sein Label Loring New York bei der Fashion Week vor. Vorher verbringt er viel Zeit in den Secondhand-Läden von Brooklyn. "Jedesmal finde ich da viele Vintage-Teile, aber auch neue", sagt er. Und dann frage er sich immer, wie er sie nutzen kann, um daraus etwas Neues zu kreieren? "Es gibt doch schon soviel Müll durch die Modeindustrie. Und die Leute kaufen immer weiter."
Weltweit werden jedes Jahr schätzungsweise 92 Millionen Tonnen Textilabfälle entsorgt. Nur ein Bruchteil wird recycelt. Xu hofft, dass das New Yorker Gesetz tatsächlich durchkommt. Auch, wenn es für Modemacher wie ihn mehr Kosten und Herausforderung bedeutet.
"Es ist ein historischer Schritt. Die Modestadt New York trifft die richtige Entscheidung", meint Xu. Das Machen von Mode werde dadurch ethischer. Und die Fashion Week werde es auch.