Nachhaltige Mode Von Fast Fashion zu Green Fashion?
Immer mit der Mode gehen - in einer Zeit, in der die Kollektionen alle paar Wochen ausgetauscht werden? Das ist alles andere als nachhaltig. Wie kann sich die schnelle Mode in grüne Mode verwandeln?
Ein Blick in einen deutschen Kleiderschrank verdeutlicht das ganze Dilemma: Jedes fünfte Kleidungsstück darin wird nach einer Umfrage der Umweltorganisation Greenpeace so gut wie nie getragen. Zwischen 2000 und 2014 habe sich die Produktion von Textilien verdoppelt, erzählt Viola Wohlgemuth von der Umweltorganisation Greenpeace, die Tragezeit haben sich aber gleichzeitig halbiert. "Dadurch sind Textilien zur Wegwerfware geworden", sagt Wohlgemuth. "Sie bestehen zu 60 bis 70 Prozent aus synthetischen Fasern." Sie vergleicht die neuen Materialien mit einer Plastiktüte. Der Unterschied sei nur: Diese Kunststoffe "führen zu noch größeren Problemen, als es die Plastiktüte schon tut", so die Umweltschützerin.
Einige Mode-Riesen reagieren bereits
Hinzu kommt, dass die Produktion von Textilien erheblich zum Klimawandel beiträgt: Nach Berechnungen der Unternehmensberatung McKinsey & Company verursacht die weltweite Modeindustrie bei der Herstellung der Kleidung so viel CO2-Emissionen wie Frankreich, Deutschland und Großbritannien zusammengenommen. Angesichts dieser Zahlen versuchen einige große Fast Fashion-Ketten für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. H&M und C&A gründeten ihre eigenen Nachhaltigkeitslabels. Ein neuer "Fashion Transparency Index" soll außerdem für mehr Transparenz über Arbeitsbedingungen und Lieferketten sorgen.
Das sei immer noch zu wenig, findet Henrik Pontzen von der Fondsgesellschaft Union Investment. Er glaubt, der Wandel von Fast Fashion zu Green Fashion werde nur gelingen, wenn nicht nur einige, sondern alle Modelinien nachhaltiger gemacht würden. "Konkret erfordert das die intensivere Nutzung alternativer Materialien, um den Einsatz von Baumwolle oder Polyester zu reduzieren", sagt Pontzen. "Es erfordert eine sehr viel höhere Recyclingquote in der Produktion von Mode, um so die ersten Schritte zu einer echten Kreislaufwirtschaft zu gehen."
Ende der Massenproduktion
Ein anderes Problem sei auch, dass einige Öko-Labels nur unzureichend darüber informierten, wie nachhaltig die Ware nun wirklich sei, sagt Greenpeace-Aktivistin Wohlgemuth. "Wir brauchen also unabhängige Siegel - und selbst die sagen nur: 'Dieses Textil wurde nicht ganz so schlimm hergestellt'. Aber das reicht einfach nicht." Es brauche den Ausstieg aus der Massenproduktion. Denn: "Selbst wenn es viele Pilotprodukte von den Fast-Fashion-Riesen gibt, um sich ein grünes Image zu verschaffen, wird das Hauptgeld eben weiter mit Fast Fashion gemacht."
Eine mögliche Lösung wären aus Sicht von Greenpeace, höhere Steuern auf Fast-Fashion-Produkte zu erheben. Nach dem Motto: je umweltschädlicher die Kleidung, desto teurer der Verkaufspreis. Eine weitere Idee: zehn Prozent der Verkaufsflächen in Innenstädten für Alternativen zu Fast-Fashion-Ketten zu reservieren - zum Beispiel für Second-Hand-Läden.
Deutsche Unternehmen fühlen keinen Druck
Und wo bleiben die mittelständischen deutschen Modeunternehmen wie Bugatti oder Marc Cain angesichts der meist ausländischen Fast-Fashion-Ketten? Die setzten auf ein anderes Publikum, erklärt Tanja Croonen vom Modeverband German Fashion: "Die deutschen Modeunternehmen haben keinen Fast-Fashion-Druck", so Croonen. Stattdessen setzten die Firmen auf wert- und nachhaltige Produktion. Inzwischen mache jedes fünfte mittelständische Mode-Unternehmen in Deutschland über die Hälfte seines Umsatzes mit nachhaltigen Produkten.