Konferenz zu Meeresböden Zentrale Fragen zum Tiefseebergbau vertagt
Bei der Konferenz der Internationalen Meeresbodenbehörde wurde gestritten und debattiert - über das Abbauvorhaben von Manganknollen. Eine Entscheidung wurde vertagt. Für das Ökosystem auf dem Boden der Meere steht viel auf dem Spiel.
Die Tiefen des Meeresgrundes sind weitestgehend unerforscht: Es wimmelt dort von unbekannten Arten. Bei jeder Expedition entdecken Wissenschaftler neue Lebenswelten. Auf dem Boden der Tiefsee wimmelt es nur so von Manganknollen. Sie liegen in tausenden Metern Tiefe. Das gilt insbesondere für den Meeresboden im Pazifik zwischen Mexiko und Hawaii - in der sogenannten Clarion-Clipperton-Zone.
Manganknollen sind angereichert mit wertvollen Rohstoffen: Kobalt, Nickel und Mangan. Angesichts der Tatsache, dass sich der Bedarf an Metallen, die für den Bau klimaschonender Techniken benötigt werden, in den kommenden Jahrzehnten vervielfachen wird, wittern Unternehmen große Geschäfte.
Wie können Manganknollen abgebaut werden?
Doch es gibt viele Unbekannte: Wie können die Manganknollen abgetragen werden, ohne dass die Sedimente, das Leben unzähliger noch unerforschter Arten, empfindliche Lebensräume beeinträchtigt werden? Britta König von der Umweltschutzorganisation WWF ist besorgt. Die Forschung stehe nach wie vor noch ganz am Anfang. Die Voraussetzung für den Tiefseebergbau sei, "dass genug wissenschaftliche Erkenntnisse da sind, um sicherzustellen, dass die Meeresumwelt nicht geschädigt wird."
Allerdings gebe es nicht genug Erkenntnisse ihrer Meinung nach, weswegen es auch keinen Sinn mache, das Thema mit so großer Eile zu bearbeiten, "bevor überhaupt klar wird, welche Konsequenzen die verschiedenen Abbaumethoden haben, wie weit sich die verschiedenen Konsequenzen fortpflanzen würden". Das alles müsse geklärt sein, bevor damit begonnen werde.
Anträge können trotzdem schon gestellt werden
Nach wie vor fehlt es an einem richtigen Regelwerk. Darüber wurde auf der Konferenz der verantwortlichen Internationalen Meeresboden-Behörde ISA in Jamaika hitzig diskutiert. Immer wieder wurden Sitzungen unterbrochen. Am Ende wurde ein Kompromiss gefunden.
Till Seidensticker von der Umweltorganisation Greenpeace war als Beobachter dabei. Das Ergebnis findet er enttäuschend. "Auf der einen Seite wurde heute ein Zeitplan vereinbart, in dem Regularien für den Tiefseebergbau vereinbart werden sollen, und gleichzeitig wurde ein sehr schwacher Umgang damit gefunden, dass aktuell auch schon Abbauanträge für den Tiefseebergbau gestellt werden können."
In den nächsten zwei Jahren soll es weitere Sitzungen geben, 2025 will man mit den Regularien ein Stück weiter sein. Dennoch: Anträge können bereits jetzt gestellt werden. Das könnte Druck auf die weiteren Verhandlungen ausüben.
WWF: "Debatten müssen transparent stattfinden"
Kritik gibt es von verschiedenen Umweltorganisationen, so auch vom WWF. Die Debatten würden häufig hinter verschlossenen Türen geführt, so König. "Diese Debatten müssen transparent stattfinden und sie müssen vor allem auch geöffnet werden für wissenschaftliche Erkenntnisse aus unterschiedlichen Fachdisziplinen." Die Tiefsee sei ein Erbe der gesamten Menschheit. "Und ob da unten eine neue Rohstoffindustrie eingeführt wird, das geht alle an, insofern brauchen wir da dringend mehr Transparenz."
Die Meeresbodenbehörde weist diese Vorwürfe zurück. Studien stellen derweil den Nutzen für die Energiewende infrage. BMW, VW und Renault haben sich verpflichtet, zunächst keine Rohstoffe aus der Tiefsee zu nutzen. Vielleicht ist es kein ganz so großes Opfer, dass das in der Manganknolle enthaltene Kobalt gerade in neueren Autobatterien gar nicht mehr verbaut wird.