Amazonas-Gipfel in Brasilien "Definitiv eine Chance vertan"
Der Amazonas-Gipfel ist zu Ende, doch an den Ergebnissen gibt es Kritik: Mehrere Umweltgruppen haben die Abschlusserklärung als eine Zusammenstellung guter Absichten bezeichnet - ohne messbare Ziele und Zeitrahmen.
Umweltschützer haben sich nach Abschluss der Konferenz über den Schutz des Regenwaldes im brasilianischen Belém enttäuscht über die aus ihrer Sicht wenig konkreten Ergebnisse gezeigt. "Es ist bedeutsam, dass die Staats- und Regierungschefs der Länder der Region auf die Wissenschaft gehört und den Ruf der Gesellschaft verstanden haben: Der Amazonas ist in Gefahr, und wir haben nicht mehr viel Zeit zum Handeln", teilte die Gruppe WWF mit.
Man bedaure jedoch, dass die Anrainerstaaten "nicht zu einem gemeinsamen Standpunkt gelangt sind, um die Abholzung in der Region zu beenden". Dem Sender Phoenix sagte der Brasilien-Experte des WWF Deutschland, Roberto Maldonado, die Amazonas-Anrainerstaaten hätten "definitiv eine Chance vertan".
Auch Marcio Astrini, Leiter von Climate Observatory, einem Zusammenschluss von NGOs in Brasilien, zeigte sich enttäuscht: "Es ist ein erster Schritt, aber es gibt keine konkreten Entscheidungen, nur eine Liste von Versprechungen". Umweltschützer und indigene Gruppen hatten eine Zusage gefordert, dass Brasilien die illegale Abholzung des Regenwaldes bis 2030 beendet und dass Kolumbien keine neuen Ölbohrungen mehr vornimmt.
Industrieländer sollen für Erhalt von Regenwald zahlen
Zum Abschluss des Amazonas-Gipfels hatten die teilnehmenden Staaten eine gemeinsame Erklärung abgegeben. Darin mahnten sie den Schutz der tropischen Regenwälder an und forderten Finanzierungsmechanismen, um die Wälder erhalten zu können. Zudem pochten sie auf das Versprechen reicher Länder, Entwicklungsländern jährlich 100 Milliarden Dollar für den Klimaschutz zur Verfügung zu stellen.
Die Industrieländer wurden außerdem aufgefordert, die Verpflichtung zur Bereitstellung von 200 Milliarden Dollar pro Jahr für die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu erfüllen. Neben den acht südamerikanischen - Staaten Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Guyana, Peru, Surinam und Venezuela - unterzeichneten auch die eingeladenen Länder Demokratische Republik Kongo, Kongo-Brazzaville, Indonesien sowie St. Vincent und die Grenadinen die Erklärung. Gastgeber Brasilien hatte das erste Treffen der Organisation des Amazonas-Kooperationsvertrags seit dem Jahr 2009 ausgerichtet.
Sorge vor Kipppunkt im Amazonas
Das Amazonasgebiet, das Kongobecken und Südostasien beherbergen die größten Regenwälder der Welt. Der Amazonas gilt als "grüne Lunge" des Planeten. Sein Regenwald nimmt in gigantischen Mengen Kohlendioxid aus der Erdatmosphäre auf und wirkt damit der Erderwärmung entgegen.
Wissenschaftler warnen jedoch, dass sich der Amazonas einem Kipppunkt nähert, von dem an seine Bäume absterben und das gespeicherte Kohlendioxid wieder in die Atmosphäre abgeben würde. Dies hätte katastrophale Folgen für das Erdklima. Ein Fünftel des brasilianischen Regenwaldes ist bereits zerstört.