Fenster während Flug verloren Alaska Airlines erteilt Boeing 737 MAX 9 Startverbot
Es ist ein Albtraumszenario: Während des Flugs verliert eine Boeing 737 MAX 9 der Alaska Airlines ein Fenster, Teile des Rumpfes zerbersten. Die US-Luftfahrtbehörde ordnete nun ein vorübergehendes Flugverbot für den Maschinentyp an.
Nachdem während eines Flugs ein Fenster und Teile des Rumpfes einer Boeing 737 MAX 9 zerbrachen, lässt die US-Gesellschaft Alaska Airlines vorerst alle ihre Maschinen des Typs am Boden. Als Vorsichtsmaßnahme werde jede der 65 Maschinen genau geprüft, bevor sie wieder fliegen dürfe, sagte Vorstandschef Ben Minicucci. Es tue ihm sehr leid für die Menschen an Bord des Flugzeugs, das am Freitag (Ortszeit) notlanden musste. Jede Maschine werde erst nach abgeschlossener Inspektion wieder in Betrieb genommen.
Kurz nach dem Start der Maschine in Portland im Bundesstaat Oregon hatte der Pilot einen Notfall mit plötzlichem Druckverlust in der Kabine gemeldet, wie die Webseite LiveATC.net berichtete. Ein Passagier schickte dem Sender KATU-TV ein Foto, auf dem neben mehreren Sitzen ein Loch in der Seite der Maschine klaffte. Außerdem sei ein Fenster herausgerissen worden.
Ein Foto eines Passagiers zeigt den Innenraum der Boeing 737-9 MAX von Alaska Airlines nach der Notlandung.
Notfall in 4.800 Metern Höhe
Flugdaten zufolge befand sich die Boeing zum Zeitpunkt des Vorfalls in 4.876 Metern Höhe. Nach Angaben von FlightAware war das Flugzeug mit 171 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern 19 Minuten nach dem Start wieder am Boden. Medien berichteten, es habe nur einige kleinere Verletzungen gegeben.
Der Passagier Evan Smith sagte dem Sender KATU-TV, es habe hinten links im Flugzeug laut geknallt. "Es gab ein zischendes Geräusch und dann fielen sofort alle Sauerstoffmasken herunter." Durch den Druckausgleich sei einem Jungen, der mit seiner Mutter neben dem herausgerissenen Fenster saß, das Hemd vom Leib gezerrt worden und aus der Maschine geflogen.
US-Luftfahrtbehörde FAA: Sofortige Inspektionen
Die Boeing vom Typ 737 MAX 9 war erst vor zwei Monaten vom Band gelaufen und wurde seit 11. November auf Linienflügen genutzt, wie aus Online-Aufzeichnungen der US-Luftfahrtbehörde FAA hervorging. Laut FlightRadar24 war die Maschine seither 145 Mal im Einsatz. Hersteller Boeing versprach, mit der Behörde zusammenzuarbeiten und erklärte, man sammle zusätzliche Informationen.
Als Reaktion auf den Zwischenfall gab die FAA bekannt, dass sie ein vorübergehendes Flugverbot für bestimmte Boeing 737 MAX 9-Flugzeuge angeordnet habe. FAA-Administrator Mike Whitaker sagte, seine Behörde verlange sofortige Inspektionen bestimmter Flugzeuge, bevor sie wieder fliegen können. Der Auftrag betrifft demnach 171 Maschinen, die von US-Airlines oder auf US-Gebiet betrieben werden.
Bereits zuvor massive Probleme mit MAX-Flugzeugen
Die MAX-Serien von Boeing haben schon in der Vergangenheit mehrfach für Negativschlagzeilen gesorgt: 2018 und 2019 stürzten zwei MAX-8-Flugzeuge ab, wobei insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen. In der Folge wurde ein fast zweijähriges weltweites Flugverbot für alle MAX-8- und MAX-9-Flugzeuge verhängt. Die Flugzeuge durften erst wieder starten, nachdem Boeing ein automatisches Flugsteuerungssystem angepasst hatte, das in die Abstürze verwickelt war.
Im vergangenen Jahr wurde die Auslieferung von MAX-Flugzeugen zeitweise unterbrochen, um Fertigungsfehler zu beheben. Im Dezember forderte das Unternehmen die Fluggesellschaften auf, die Flugzeuge auf eine möglicherweise lose Schraube im Rudersteuersystem zu überprüfen.