US-Luftfahrtindustrie Schon wieder Probleme mit Boeings 737 MAX
Der Flugzeughersteller Boeing hat die Auslieferung einiger Flugzeuge des Jet-Modells 737 Max wegen Fertigungsmängeln stoppen müssen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Baureihe dem Konzern Probleme bereitet.
Der US-Luftfahrtkonzern Boeing hat ein neues Problem mit seinem Mittelstreckenjet 737 MAX festgestellt. Wegen Fertigungsmängeln und nötigen Inspektionen müssten Auslieferungen gedrosselt werden, teilte das Unternehmen in der Nacht mit. Die Mängel seien beim wichtigen Zulieferer Spirit AeroSystems aufgefallen, der die Flugzeugrümpfe von vielen der Mittelstreckenjets fertigt.
"Erhebliche Anzahl" an Flugzeugen betroffen
Boeing zufolge handelt es sich nicht um ein akutes Sicherheitsrisiko: Das Problem, das einen Teil der 737 MAX-Modelle betreffe, stelle kein Problem für die Flugsicherheit dar. In Betrieb befindliche Flugzeuge könnten weiterhin eingesetzt werden. Jedoch betreffe das Problem eine "erhebliche Anzahl" noch nicht an Kunden übergebener und noch in der Produktion steckender Maschinen, erklärte der Airbus-Konkurrent. Die US-Flugaufsicht FAA sei informiert.
Die Anleger reagieren nervös auf die neue Hiobsbotschaft aus dem Hause Boeing, ist die 737-MAX-Baureihe doch Boeings gefragteste Modellserie. Papiere des Flugzeugherstellers rauschen im nachbörslichen Handel um 5,3 Prozent in die Tiefe. Aktien von Spirit AeroSystems brechen sogar um 11,8 Prozent ein.
Boeing wollte gerade Produktion hochfahren
Für den Flugzeugbauer kommt die Nachricht zur Unzeit, platzt sie doch mitten in den geplanten Ausbau der Produktion. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters will Boeing die Produktion gerade wieder hochfahren - von 31 Neuflugzeugen im Monat auf 42 Monatseinheiten bis Anfang 2024. Schon ein Jahr später, im Januar 2025, will der Airbus-Konkurrent wieder zur Vorkrisenrate von 52 Maschinen zurückkehren.
Zwei Abstürze und Milliardenstrafe
Dabei ist es nicht das erste Mal, dass die 737 MAX Boeing Probleme bereitet. Erst Anfang März stoppte die US-Luftfahrtaufsicht FAA Auslieferungen bestimmter 737 MAX und 787. Laut Medienberichten soll Boeing mit einem größeren Softwareproblem konfrontiert sein. 2018 und 2019 starben bei zwei tragischen Abstürzen von Boeing-737-MAX-Maschinen insgesamt 346 Menschen.
Der Konzern musste Anfang 2021 wegen Betrugs- und Verschwörungsvorwürfen im Zusammenhang mit dem Skandal eine Strafe von mehr als 2,5 Milliarden Dollar zur Beilegung strafrechtlicher Verfahren zahlen. Ein Untersuchungsausschuss des US-Kongresses war bereits zuvor zu dem Ergebnis gekommen, bei Boeing habe eine "Kultur des Verheimlichens" geherrscht.
737 Max fliegt seit zweieinhalb Jahren wieder
Erst im November 2020, nach über anderthalb Jahren, hatte die FAA wieder grünes Licht gegeben und das Startverbot für die 737 Max aufgehoben. Eigentlich schien die Krise des US-Konzerns rund um das 737-Max-Debakel gerade weitgehend überwunden, doch die neuen Probleme rund um den Mittelstreckenjet dürften das ohnehin bereits sehr angespannte Verhältnis zwischen Boeing und der US-Luftfahrtaufsicht abermals belasten.