Weltgrößter Flugzeugbauer Airbus erneut vor dem Erzrivalen Boeing
Der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus bleibt das vierte Jahr in Folge der größte Flugzeugbauer der Welt. Mit 661 ausgelieferten Maschinen sind die Europäer 2022 weit vor dem US-Konkurrenten Boeing gelandet.
Der französisch-deutsche Airbus-Konzern hat im vergangenen Jahr 661 Flugzeuge ausgeliefert, das entspricht einem Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit landete Airbus in der Rangliste der größten Flugzeughersteller abermals auf dem ersten Platz. Denn der US-Konkurrent Boeing konnte 2022 trotz eines Schlussspurts nur 480 Flugzeuge an die Kunden übergeben.
Hintergrund des schwachen Abschneidens von Boeing waren in erster Linie hausgemachte Probleme. Der Konzern aus Seattle kämpft immer noch mit den Folgen der Sicherheitsmängel bei seinem meistverkauften Modell Boeing 737 MAX und Produktionsproblemen mit dem 787 Dreamliner.
Airbus verfehlt eigenes Auslieferungsziel
Doch auch Airbus sah sich im abgelaufenen Jahr mit Problemen konfrontiert: Angesichts angespannter Lieferketten konnte der Hersteller die boomende Nachfrage nach neuen Flugzeugen nicht wie geplant bedienen. Airbus-Chef Guillaume Faury hatte sich für 2022 eigentlich 700 Auslieferungen vorgenommen, musste das Ziel jedoch Anfang Dezember kassieren.
"Auch das Jahr 2023 wird komplex", sagte Faury. Die Lage habe sich im Herbst zwar etwas stabilisiert, nun stellten aber die Energiekrise in Europa und der abrupte Wandel in der Corona-Politik in China Airbus vor neue Herausforderungen, so der Konzernchef.
Deutlich mehr Aufträge als Boeing
An seinen Plänen für eine Rekordproduktion in den kommenden Jahren hielt der Manager bei der Vorlage der Zahlen gestern Abend jedoch fest. Ein wichtiger Grund dafür sind die immer stärker gefüllten Auftragsbücher.
Denn auch bei den Aufträgen hat Airbus im direkten Vergleich mit seinem Erzrivalen die Nase vorn: Von Januar bis Dezember kamen bei dem DAX-Konzern 1078 Bestellungen für Verkehrsflugzeuge herein, nach Abzug von Stornierungen blieben 820 Aufträge. Bei den US-Amerikanern beliefen sich die neuen Orders 2022 auf netto 774. Der Auftragsbestand bei Airbus summiert sich auf mehr als 7200, bei Boeing sind es gerade einmal gut 4500.
Airbus hofft auf Erfolg der A320-Familie
Für die kommenden Jahre setzt Airbus große Hoffnungen in seine A320neo-Familie. Wer heute einen Mittelstreckenjet aus der Modellfamilie Airbus A320neo bestelle, müsse bis 2029 auf die Auslieferung warten, sagte Verkaufschef Christian Scherer in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Wir könnten weit mehr A320 verkaufen, wenn wir mehr Kapazität hätten."
Deshalb will der Hersteller die Produktion der A320neo-Familie bis zum Jahr 2024 auf monatlich 65 Jets und bis 2025 auf 75 Maschinen ausbauen, wie Airbus-Chef Faury bekräftigte. Das liegt auch an der geplanten Langstreckenversion A321XLR. Schon vor ihrem ersten Testflug im vergangenen Juni hatte Airbus Bestellungen über mehr als 500 Exemplare dieser Variante eingesammelt.
Daher werde sich auch der geplante Hochlauf der Produktion der A320/A321-Baureihe von Kurzstreckenflugzeugen "um einige Monate" verzögern. Bisher wollte Airbus bis Anfang 2024 mit dem Verkaufsschlager wieder auf das Niveau vor der Corona-Pandemie kommen: 65 Flugzeuge im Monat. Gestern wollte Faury sich nur noch auf das Jahr 2024 festlegen, in dem diese Marke erreicht werde. Wie viele Flugzeuge Airbus insgesamt im laufenden Jahr ausliefern wird, will der Manager erst bei der Vorlage der Jahresbilanz am 16. Februar prognostizieren.
Boeing holt an der Börse auf
An der Börse setzte Boeing derweil zuletzt zur Aufholjagd an: In den vergangenen sechs Monaten konnte die Boeing-Aktie in New York ein Kursplus von knapp 44 Prozent einfahren. Airbus-Titel zogen im gleichen Zeitraum lediglich um 14 Prozent an. Doch in der Langfrist-Perspektive hat Airbus weiter die Nase vorn: Binnen fünf Jahren kletterte das Papier um 28 Prozent in die Höhe, während die Boeing-Aktie um 37 Prozent einbrach.