Bericht für das Jahr 2022 Zerstörung von Wäldern nimmt weltweit zu
Mehr als hundert Staaten hatten sich das Ziel gesetzt, bis 2030 die weltweite Entwaldung zu stoppen. Einem Bericht zufolge scheint das aber in weiter Ferne: Statt weniger wurden im vergangenen Jahr mehr Wälder zerstört.
Umweltschützer sehen die weltweiten Ziele zum Schutz der Wälder in Gefahr. Die globale Abholzung sei 2022 nicht wie angestrebt zurückgegangen, sondern insgesamt um vier Prozent gestiegen, hieß es in einem Bericht, der von mehreren wissenschaftlichen Organisationen und zivilen Verbänden veröffentlicht wurde, darunter die Umweltstiftung WWF.
Der Report verweist unter anderem auf den Beschluss des Klimagipfels in Glasgow 2021: Mehr als hundert Staaten hatten sich verpflichtet, bis 2030 die Entwaldung - bei der Wälder zerstört werden, um die Fläche für andere Zwecke zu nutzen - zu stoppen. Von diesem Ziel sei die Welt 2022 aber weit entfernt gewesen, hieß es. Vor allem Landwirtschaft, Straßenbau, Brände und kommerzielles Holzfällen seien die Treiber der Zerstörung.
Waldverlust in der Größe von Bayern
2022 lag die globale Bruttoabholzung demnach 21 Prozent über dem Wert, der erforderlich wäre, um die Entwaldung bis 2030 zu beenden. Bisher seien also nicht nur zu langsame Fortschritte, sondern teils auch Verschlechterungen zu beobachten, kritisierte der WWF. Demnach gingen 2022 insgesamt 6,6 Millionen Hektar Waldfläche verloren - eine Fläche fast so groß wie Bayern. 96 Prozent davon sei in tropischen Regionen vernichtet worden.
Die Datenlage zu den weltweiten Wiederherstellungsbemühungen der Wälder sei schlecht. Auch ein globaler Überblick über die natürliche Walderholung fehle. "Die Wälder der Welt stecken in der Krise", sagte Erin Matson, die bei der Beratungsfirma Climate Focus arbeitet und den Bericht mitverfasst hat. "Es wurden so viele Versprechen gemacht, das Abholzen aufzuhalten und den Schutz der Wälder zu finanzieren. Aber die Chance auf Fortschritt wird jedes Jahr wieder aufgegeben."
2023 müsste die Abholzung von Wäldern dem Report zufolge um fast ein Drittel (27,8 Prozent) reduziert werden, um die gemachten Versprechen einhalten zu können. Zudem nehme die biologische Vielfalt in den Wäldern "in alarmierendem Tempo ab".
50 Länder auf einem guten Weg
Es gebe aber auch positive Entwicklungen, heißt es in dem Bericht. So seien 50 Länder weltweit auf dem Weg dahin, Abholzungen zu beenden. Auch Brasilien, Indonesien und Malaysia, wo sich große Regenwälder befinden, die als wichtige CO2-Speicher gelten und wichtige Funktionen beim Kampf gegen den Klimawandel haben, machten Fortschritte bei der Bekämpfung des Verlustes.
Mit Blick auf die kommende Klimakonferenz, die Ende November in Dubai beginnt, veröffentlichte der WWF zeitgleich einen zweiten Bericht mit konkreten Handlungsvorschlägen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Wälder. Noch sei es demnach möglich, die Entwicklungen umzukehren. Die Organisation forderte, umweltschädliche Praktiken nicht mehr zu subventionieren und den globalen Handel durch Lieferkettengesetze zu reformieren. Auch die Landrechte indigener Völker müssten anerkannt werden.
Frühere Berechnungen werden aktualisiert
Für die Berechnung der Zerstörung von Wäldern nutzen die Autoren vor allem Satellitendaten. Die Berechnungsmodelle würden jedes Jahr neu kalibriert und auf den neuesten Stand gebracht, erklärten die Autoren. Dabei würden dann auch frühere Berechnungen teils aktualisiert.