Zurück aus dem Urlaub Invasive Arten im Reisegepäck
Pflanzen-Souvenirs aus fernen Ländern können unerwünschte Mitreisende haben. Schon in einem Blumenstrauß können Bakterien und Schädlinge sitzen, die der Natur zu Hause zum Problem werden können.
Pflanzen, die aus der Ferne kommen und nach Deutschland reisen, können schnell zum Problem werden. Das gilt nicht nur für sogenannte invasive Arten, die sich bei uns wohl fühlen und so stark verbreiten, dass heimische Pflanzen verdrängt werden können. Sondern es geht auch um die heimlichen Mitreisenden der Pflanzen: Schädlinge oder Krankheiten.
Zum Beispiel das Feuerbakterium: Auf Mallorca hat es einen großen Teil der Mandelbäume vernichtet, in Italien viele Olivenbäume. Es kann auch die schöne Pflanze befallen haben, die Sie aus dem Urlaub mitgebracht haben. Und einige Monate nach Ihrem Urlaub auf Mallorca oder in Italien sterben plötzlich die Bäume in Ihrer Nachbarschaft.
Feuerbakterien werden von der Wiesenschaum-Zikade verbreitet
Das Feuerbakterium (Xylella fastidiosa) wird von einem Insekt von Pflanze zu Pflanze übertragen: der Wiesenschaum-Zikade. Die gibt es auch bei uns, sie kann also das Bakterium aus dem Mittelmeerraum hier verbreiten.
Weil Feuerbakterien nicht wählerisch sind, kann das erhebliche Folgen haben, sagt Magdalene Pietsch vom Julius-Kühn-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. "Es gibt insgesamt 600 Wirtspflanzen, viele davon sind in Deutschland sehr wichtig, und von daher stellt dieses Bakterium wirklich eine sehr große Bedrohung für unsere Natur, aber auch für unsere Landwirtschaft und den Gartenbau dar."
Weinreben, Obstbäume, Ahorn, Ulme - in Gärten, Parks und Wäldern rund um die aus dem Urlaub mitgebrachte Pflanze könnten Bäume und andere Gewächse absterben.
Gefährlicher Fernreisender: Der Japankäfer
Pflanzen-Mitbringsel können aber auch den gefräßigen Japankäfer beherbergen. Die Verbreitung dieses Schädlings wird von der EU genau beobachtet, denn die invasive Art gilt als besonders gefährlich für heimische Pflanzen. Eine Ansiedlung soll möglichst vermieden werden.
2014 wurde er erstmals in Italien entdeckt, in der Schweiz verbreitet sich der Japankäfer seit 2020. In Deutschland gab es bislang nur einzelne Käfer-Funde, die vermutlich als blinde Passagiere eingereist sind.
Doch besonders in Baden-Württemberg und Bayern fürchtet man, dass sich der Käfer als permanenter Siedler niederlassen könnte - eingewandert aus der Schweiz oder Italien. Aber der Japankäfer könnte auch in dem Blumenstrauß sitzen, der kurz vor der Abreise im Tessin oder Italien noch schnell gepflückt wurde.
Der Japankäfer ist der "perfekte Schädling": Schon die Larven richten Schaden an, weil sie sich von Wurzeln ernähren, die erwachsenen Käfer fressen Bäume oder andere Pflanzen kahl - und er hat hier keine Feinde.
Das Beispiel Japankäfer zeigt auch die Risiken von Schädlingen, die aus weiter Ferne kommen - und die Reisende mit Pflanzen, aber auch mit Obst, Gemüse oder sogar Holz einschleppen könnten.
Teure Souvenirs: Pflanzen ohne Gesundheitszeugnis
Wer auf pflanzliches Mitbringsel aus einem Land außerhalb der EU nicht verzichten will, braucht dafür ein Pflanzen-Gesundheitszeugnis vom Pflanzenschutzdienst des Herkunftslandes, mahnt Magdalene Pietsch. "Andernfalls begehen Sie eine Ordnungswidrigkeit und müssen mit einem Bußgeld rechnen. Zudem werden die pflanzlichen Waren von der Behörde beschlagnahmt, und der Reisende muss gegebenenfalls auch die Kosten für die Vernichtung bezahlen."
Was aber immer noch eine Kleinigkeit wäre im Vergleich zu den immensen Risiken für die heimische Natur, den Gartenbau und die Landwirtschaft, wenn ein eingeschleppter Schädling hierzulande heimisch wird - und keine Feinde hat. Zu den Nicht-EU-Ländern oder Drittländern zählen übrigens in diesem Fall auch die Kanarischen Inseln. Wohingegen die Schweiz wie ein EU-Land behandelt wird.
Kaufen Sie exotische Pflanzen lieber zuhause
Wenn Sie gern ein Zitronenbäumchen oder eine exotische Blume als Urlaubs-Erinnerung zuhause hätten: Kaufen Sie sie im heimischen Fachhandel. Die Pflanzen dort werden vor der Einreise untersucht, sie haben ein Gesundheitszeugnis oder, in der EU, einen Pflanzenpass. Und im Urlaub machen Sie lieber nur Fotos von Blüten und Bäumen.