Melanom Hautkrebs auf dunkler Haut wird später entdeckt
Unabhängig vom Hauttyp können alle Menschen Hautkrebs bekommen. Bei Menschen mit einem dunklen Hauttyp wird er nur oft besonders spät entdeckt.
Dass Menschen mit besonders dunkel pigmentierter Haut keine Sonnencreme nötig haben, ist noch immer ein weit verbreitetes Gerücht. Das Hautpigment Eumelanin, das für die Färbung der Haut verantwortlich ist, kann zwar durchaus vor Sonnenbrand und Hautkrebs schützen - aber nur bis zu einem gewissen Grad.
Maximal Lichtschutzfaktor 13
Christoffer Gebhardt ist Dermatologe und forscht am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zu schwarzem Hautkrebs. Er zieht den Vergleich von melaninreicher Haut zu Sonnencremes, die teils einen Lichtschutzfaktor von über 50 haben. Selbst die stärkste Pigmentierung von menschlicher Haut entspreche dabei gerade einmal einem Lichtschutzfaktor 13: "Das heißt: Natürlich schützt die Hautfarbe vor Sonnenschäden und auch vor der Entwicklung Hautkrebs zu bekommen. Aber nie hundertprozentig", so Gebhardt.
Hautkrebs auch ohne UV-Schaden
Darüber hinaus gibt es bestimmte Formen von Melanomen - also von schwarzem Hautkrebs -, die nicht dadurch entstehen, dass die Haut vorher durch UV-Licht geschädigt wurde. Denn auch Genetik, Alter oder verschiedene Vorerkrankungen können zu Hautkrebs führen - und das bei allen Menschen, unabhängig von ihrer Pigmentierung.
Empfindliche Handflächen und Fußnägel
Außerdem sind bestimmte Körperbereiche bei allen Menschen nicht oder nur sehr wenig pigmentiert: die Handflächen zum Beispiel oder die Fuß- und Fingernägel.
Das habe Folgen, erklärt die chirurgische Onkologin Tina Hieken von der Mayo-Klinik in Rochester, Minnesota. Sie hat in einer Studie die Daten von knapp 500.000 Hautkrebspatientinnen und -patienten verglichen. Menschen, die sich selbst als schwarz bezeichneten, hatten dabei erwartungsgemäß mehr Melanome an ihren Extremitäten als am Rumpf als Menschen, die sich selbst als weiß bezeichneten - zum Beispiel unter den Fingernägeln.
Diagnose später, Krebs weiter fortgeschritten
Darüber hinaus waren die Folgen auch gravierender. "Wir haben gezeigt, was andere schon seit vielen Jahrzehnten berichten nämlich, dass schwarze Patientinnen und Patienten in einem späteren Stadium diagnostiziert werden", so Hieken. Zusätzlich seien sie bei der Diagnose im Schnitt schon schwerer betroffen als Menschen, die sich selbst als weiß eingeordnet haben.
Diagnose schwierig
Das liege häufig auch an der Art der Diagnose, erklärt Christoffer Gebhardt: "Das Melanom ist in der Regel dadurch gekennzeichnet, dass es sich von der hellen, vermeintlich gesunden Haut abzeichnet und somit sichtbar wird. Sogar für das ungeübte Auge ist der größte Teil der Melanome zu identifizieren."
Auf stärker pigmentierter Haut funktioniere das aber nicht so gut. Der Farbkontrast sei nicht groß genug. "Erst wenn das Melanom größer wird, sich quasi über das Hautniveau erhebt, beginnt zu bluten oder zu nässen oder zu schmerzen. Dann kommt erst die Diagnose und die ist dann bisweilen so spät, dass es schon zu einem Streuen und damit zu einer viel schlechteren Prognose gekommen ist", sagt Gebhardt.
Schwarze Männer noch später diagnostiziert
In ihrer Studie zu Melanomen fanden Tina Hieken und ihre Kolleginnen und Kollegen auch geschlechtsspezifische Unterschiede. Schwarze Männer waren bei Diagnosestellung älter und der Hautkrebs hatte öfter schon gestreut als bei schwarzen Frauen. Dieses Phänomen war vorher schon von Daten von Menschen helleren Hauttyps bekannt.
Christoffer Gebhardt hält als Ursache Unterschiede im Lebensstil für wahrscheinlich. Auch könnte das altbekannte Phänomen, dass Männer im Schnitt bei schwerwiegenden Erkrankungen später zum Arzt gehen, eine Rolle spielen. Tina Hieken nimmt aber an, dass sich auch das Immunsystem von Frauen und Männern unterscheiden könnte.
Aufklärung nötig
Dass es insgesamt zu einer späteren Diagnose kommt, kann auch an dem Klischee liegen, dass Menschen mit stärker pigmentierter Haut keinen Sonnenbrand oder keinen Hautkrebs bekommen können.
Christoffer Gebhardt setzt deshalb auf Aufklärung - sowohl bei Patientinnen und Patienten als auch bei Ärztinnen und Ärzten. Im Medizinstudium bietet das Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg inzwischen eigens Vorlesungen zur Diagnose von Hauterkrankungen auf stärker pigmentierter Haut an.
Keine Sorge vor Vitamin D-Mangel im Sommer
Unabhängig von der Pigmentierung der Haut raten Dermatologen besonders im Sommer zu Sonnenschutz. Die in den sozialen Medien verbreitete Sorge, dass dies zu einem Mangel an Vitamin D führen könnte, bezeichnet Gebhardt als Fake News. "Es ist wirklich mit einem Wort: Quatsch", so der Dermatologe. "Wir wissen, dass Vitamin D selbstverständlich UV-Licht braucht, um von der Haut produziert zu werden. Die Exposition gegenüber der Sonne ist aber selbst bei Nutzung eines hochpotenten Lichtschutzmittels ausreichend." Das gelte jedenfalls im Sommer. Im Winter könnten nicht nur Menschen mit besonders stark pigmentierter Haut eine Nahrungsergänzung benötigen.