ESA-Teleskop Euclid Das sind die neuen Bilder aus dem Weltraum
Das Weltraumteleskop Euclid hat neue Bilder veröffentlicht. Die Aufnahmen sollen helfen, Licht ins Dunkel des Universums zu bringen, konkret: Dunkle Materie und Dunkle Energie zu ergründen.
Weniger als ein Jahr ist es her, dass das Weltraumteleskop Euclid ins All startete. Nun gibt es nicht nur neue Bilder der ESA-Mission (Europäische Weltraumorganisation), sondern auch erste Forschungsergebnisse, die damit zusammenhängen. Diese erscheinen nun in verschiedenen Publikationen. Dabei ist die Hauptaufgabe des zwei Tonnen schweren Weltraumteleskops noch nicht abgeschlossen: Es soll die Grundlage für die bisher umfassendste 3-D-Karte des Universums schaffen.
Euclid-Weltraumteleskop liefert Unmengen an Daten zum Kosmos
Die Fotos dagegen zeigen erneut, zu was Euclid fähig ist. Das bestätigt auch Frank Grupp vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) und der Universitätssternwarte München: "Die Bilder von Euclid sind noch nicht die große zusammenhängende Mission. Um diese große Karte des Universums zu erstellen, brauchen wir große Teile des Himmels. Jetzt haben wir die ersten Stücke des Himmels. Und man sieht, dass in einzelnen Bildern schon mehrere Publikationen praktisch drinstecken."
Die Reichhaltigkeit des Datensatzes sei enorm, sagt Grupp. Mit dem Weltraumteleskop wird unter anderem nach fremden Planeten gesucht oder der Entwicklung des Universums nachgespürt. Es geht also gelinde gesagt darum, die großen Geheimnisse des Kosmos zu lüften.
Neue Bilder des ESA-Weltraumteleskops
Die neu veröffentlichten Bilder von Euclid stehen dabei jedes für sich für verschiedene relevante Forschungsbereiche:
Dieses Foto zeigt "Messier 78", einen sogenannten Reflexionsnebel im Sternbild Orion. Reflexionsnebel verbergen das, was sie zum Strahlen bringt: Sterne, die in solchen Nebeln eingebettet sind und das umgebende Gas und den Staub beleuchten.
Die Infrarotkamera von Euclid legt nun verborgene Bereiche in "Messier 78" frei: Zum ersten Mal können hier junge Sterne und Planeten entdeckt werden, die normalerweise von Gas- und Staubwolken verdeckt werden. Die empfindlichen Instrumente von Euclid deckten allein in diesem Sichtfeld über 300.000 neue Objekte auf. Wissenschaftler nutzen diese Daten, um beispielsweise die Entwicklung von Sternpopulationen besser zu verstehen.
Das zweite Bild zeigt den Galaxiehaufen "Abell 2390", eine riesige Ansammlung vieler Galaxien, vergleichbar mit unserer Milchstraße. Galaxienhaufen wie "Abell 2390" enthalten immense Mengen an Masse, bis zum Zehn-Billionenfachen der Masse der Sonne, wobei ein Großteil davon als Dunkle Materie vorliegt - eine Materieform, die nicht direkt sichtbar ist, die jedoch zusammen mit der Dunklen Energie in etwa 95 Prozent des Universums ausmacht.
Dabei zeigt das Foto eine wichtige Methode der Erforschung dieses "dunklen" Kosmos: die indirekte Messung der Dunklen Materie durch den sogenannten Gravitationslinseneffekt. Dabei wird das Licht weit entfernter Galaxien durch die unsichtbare Masse der Dunklen Materie so gebogen und verzerrt, dass das Ganze wie ein gewaltiges Vergrößerungsglas wirkt. Solche Galaxienhaufen dienen als ideale astrophysikalische Laboratorien zur Erforschung Dunkler Materie.
Euclid startete Mitte 2023 ins All
Die Reise des Weltraumteleskops begann Mitte 2023: Am 1. Juli transportierte eine "Falcon 9"-Rakete von SpaceX das Weltraumteleskop in den Orbit, nach über zehn Jahren Entwicklung.
Euclid, ein Projekt der ESA und des EUCLID-Konsortiums, ist mit zwei Kameras ausgestattet: VIS (Visible Instrument) fängt den sichtbaren Teil des Lichtspektrums ein, während NISP (Near Infrared Spectrometer and Photometer) Infrarotaufnahmen des Universums erstellt.
Euclid hilft dabei, Modelle zu verwerfen
Mithilfe dieser Instrumente soll eine 3-D-Karte des Universums entstehen. Frank Grupp vom Max-Planck-Institut beschreibt das genauer: "Mit den darin enthaltenen Informationen werden Modelle der Kosmologie verglichen, wie wir uns vorstellen, dass das Universum sich entwickelt und bis jetzt entwickelt hat. Je weiter wir ins Universum hinausgehen, desto weiter schauen wir auch zurück, weil das Licht mit endlicher Geschwindigkeit reist. Das heißt, indem wir weit rausschauen, schauen wir weit zurück und können indirekt die Entwicklung des Universums kartografieren."
Sinn und Zweck von Euclid sei, Modelle mit der Wirklichkeit zu konfrontieren. Und die Qualität der Datenverarbeitung wird dabei im Laufe der Zeit noch weiter zunehmen.