Neuer Exoplanet gefunden Gibt es Leben auf "Wolf 1069 b?"

Stand: 03.02.2023 19:16 Uhr

Ein Heidelberger Forscherteam hat einen neuen Planeten außerhalb des Sonnensystems entdeckt, auf dem Leben möglich sein könnte. Flüssiges Wasser und lebensfreundliche Temperaturen wären dort möglich.

Von Pascal Kiss, Uwe Gradwohl, Lena Schmidt, SWR

Dass Aliens eines Tages mit UFOs die Erde erreichen könnten - ein faszinierender Gedanke. Doch auch ganz ohne UFO-Technologie ist es bereits jetzt irdischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern möglich, Hinweise auf außerirdisches Leben weit draußen im Weltall zu entdecken. Sie suchen mit großem Aufwand nach Planeten, die um fremde Sterne kreisen, sogenannte Exoplaneten. Um lebensfreundlich zu sein, müssen solche Planeten zudem flüssiges Wasser, guten Schutz vor UV-Strahlung und moderate Temperaturen aufweisen. 

Planet ist 31 Lichtjahre entfernt

Einem Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für Astronomie (MPIA) in Heidelberg ist nun mit einer raffinierten Technologie ein weiterer potentiell lebensfreundlicher Planetenkandidat ins Netz gegangen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden in der Fachzeitschrift "Astronomy & Astrophysics". Der Planet, den das Team um Diana Kossakowski im Rahmen des deutsch-spanischen CARMENES-Programms entdeckt hat, kreist um den roten Zwergstern "Wolf 1069" - daher auch der Name des neuen Exoplaneten "Wolf 1069 b". Er ist etwa 31 Lichtjahre von der Erde entfernt. Flugzeit dorthin mit einem handelsüblichen irdischen Raumschiff: ca. 600.000 Jahre. 

So wurde der Exoplanet entdeckt

Dass Exoplaneten entdeckt werden, ist nichts Neues. Zwei Schweizer Astronomen hatten 1995 den ersten Exoplaneten gefunden, der den sonnenähnlichen Stern 51 Pegasi umkreist. Seit dieser Entdeckung vor fast 30 Jahren sind inzwischen über 5000 weitere Exoplaneten gefunden worden.  Doch nur etwa 1,5 Prozent dieser Planeten verfügen über eine Masse von weniger als zwei Erdmassen und sind damit der Erde hinsichtlich Größe und Masse ähnlich. Und nur etwa ein Dutzend dieser Exo-Gesteinsplaneten befindet sich in der sogenannten habitablen Zone um einen Stern. Mit "habitabler Zone" bezeichnet man in der Astronomie jenen ringförmigen Bereich um einen Stern, in dem Wasser in flüssiger Form vorkommen kann - eine der Voraussetzungen für Leben, wie es auf der Erde möglich ist. Technisch ist es eine große Herausforderung, solche massearmen Planeten aufzuspüren. 

Heidelberger Forschungsteam entdeckt neuen Exoplaneten

Pascal Kiss, SWR, tagesthemen, tagesthemen, 03.02.2023 21:45 Uhr

Wackelnde Sterne helfen bei der Suche

Die Astronominnen und Astronomen vom MPIA suchten nun am Zwergstern "Wolf 1069" nach Planeten und zwar mit einer äußerst raffinierten Methode. Sie nutzten den Umstand, dass nicht nur der Stern eine Anziehungskraft auf seine Planeten ausübt, sondern die Planeten ihrerseits auch den Stern durch ihre Anziehung eine wenig zum Wackeln bringen. Und durch dieses Wackeln, so Diane Kossakowski, Leiterin der Forschungsgruppe, erscheine der Stern wechselweise mal ein wenig rötlicher und wieder ein wenig bläulicher, als wenn er ruhig auf seinem Platz im All sitzen würde.

Radialgeschwindigkeit der Sterne

Diese Farbveränderungen sind mit dem menschlichen Auge nicht sichtbar, können aber mit einem Spektrografen gemessen werden. Diese Methode wird auch RV-Methode genannt, da die Farbveränderung letztlich durch die Änderung der Radialgeschwindigkeit des Sterns - englisch: "Radial Velocity" - verursacht wird. Aus den kleinen Veränderungen der Radialgeschwindigkeit und damit der Farbigkeit des Sternlichts konnte das Forschungsteam ableiten, dass es an "Wolf 1069" einen Planeten geben muss, und sogar die Planetenmasse ließ sich aus den Daten abschätzen.  

Die Eigenschaften von "Wolf 1069 b"

Der Planet hat ungefähr die Masse der Erde und kreist in 15,6 Tagen um seinen Stern - also deutlich schneller als die Erde, die in 365 Tagen einmal die Sonne umkreist. Und es gibt noch einen Unterschied: Der Exoplanet dreht sich in gebundener Rotation um seinen Stern. Dadurch zeigt der Planet immer mit der gleichen Seite zum Stern, es wird nicht wie auf der Erde Tag und Nacht. Während auf der einen Hälfte des Exoplaneten die Sonne nie untergeht, ist es auf der anderen immer dunkel.  

 

RV-Methode könnte weiterhelfen

Wie es auf "Wolf 1069 b" aussieht, kann aufgrund der großen Entfernung und der geringen Größe des Planeten auch von den besten Teleskopen nicht herausgefunden werden. Das James-Webb-Weltraumteleskop hat immerhin bereits erfolgreich die Zusammensetzung der Atmosphäre eines Exoplaneten bestimmt. Bislang wurde nur in einem Umkreis von 6000 Lichtjahren um unser Sonnensystem herum nach extrasolaren Planeten gesucht. In den Weiten der Milchstraße, deren Durchmesser über 100.000 Lichtjahre beträgt, dürften noch unzählige von ihnen zu finden sein. 

Mit Methoden wie der RV-Methode könnten weitere Exoplaneten entdeckt und diese mit verbesserten Technologien in Zukunft noch genauer untersucht werden. Kossakowski geht davon aus, dass es in den nächsten zehn oder 20 Jahren möglich sein wird, zu untersuchen, ob es außerirdisches Leben gibt - zum Beispiel auf "Wolf 1069 b". Die Voraussetzungen wären auf dem Exoplaneten grundsätzlich gegeben, wie das Forschungsteam vermutet. 

Lebensfreundliche Atmosphäre?

"Wolf 1069 b" ist seinem Stern viel näher als die Erde der Sonne. Eigentlich müssten die Temperaturen viel zu hoch sein, als dass der Planet bewohnbar ist. Doch im Vergleich zur Sonne hat "Wolf 1069" eine kühlere Oberfläche und sendet viel weniger Strahlung aus. Im Ergebnis verschiebt sich die habitable Zone zum Stern hin und der Planet könnte trotz der geringeren Entfernung zu seiner Sonne lebensfreundlich sein. 

Der neue Exoplanet gehöre auf der Suche nach außerirdischem Leben ab sofort zu den 20 aussichtsreichsten Kandidaten, sagt Team-Leiterin Diana Kossakowski. Denn laut der Wissenschaftlerin deuten die ersten Erkenntnisse darauf hin, dass "Wolf 1069 b" ein Magnetfeld aufrechterhalten kann. Das sei nötig, um Lebewesen vor schädlichen Strahlungsausbrüchen des Sterns zu schützen. 

 

Durch das Magnetfeld könnte der Planet zudem eine Atmosphäre besitzen, die für lebensfreundliche Temperaturen sorgt. Das Forschungsteam hat berechnet, dass "Wolf 1069 b", wenn er mit einer erdähnlichen Atmosphäre ausgestattet ist, eine Durchschnittstemperatur von angenehmen 13 Grad aufweisen könnte.  

"Wolf 1069 b" wird mit Sicherheit weiter erforscht werden - denn neben Exoplaneten wie "Proxima Centauri b" und "TRAPPIST-1 e" ist er in Zukunft einer der erfolgversprechendsten Orte für die Suche nach Hinweisen auf außerirdisches Leben.