Nobelpreis Kein Preis wie jeder andere
In der kommenden Woche werden die Nobelpreisträger verkündet. Wer entscheidet, wer den Nobelpreis bekommt? Und wie viele Deutsche haben ihn bisher bekommen? Ein Überblick.
Warum stiftete Alfred Nobel einen Wissenschaftspreis?
Der Preis wurde von dem schwedischen Erfinder und Industriellen Alfred Nobel gestiftet, der von 1833 bis 1896 lebte. In der Nähe von Stockholm hatte er eine Sprengstoffabrik. Hier wurden Experimente mit Nitroglycerin gemacht. Das ist ein hochgefährlicher Sprengstoff, der bereits bei kleinen Erschütterungen explodieren kann. Bei einem dieser Experimente kamen 1864 Nobels jüngerer Bruder Emil und vier Mitarbeiter ums Leben. Die schwedischen Behörden verboten Nobel daraufhin, in dieser Fabrik weiter mit Nitroglycerin zu arbeiten. 1865 zog Nobel nach Geesthacht bei Hamburg, wo er an der Entwicklung von Dynamit arbeitete und später eine Fabrik aufbaute.
Dynamit wurde eine sicherere Alternative zu Nitroglycerin. Man setzte es nicht nur im Bergbau oder beim Bau des Panamakanals ein. Auch das Militär nutzte Nobels Erfindung intensiv, und der schwedische Industrielle verdiente fortan an Kriegen wie dem deutsch-französischen Krieg 1870/71. Die vielen Menschen, die durch seine Erfindung ums Leben kamen, veränderten möglicherweise seine Einstellung.
Wie entstand die Idee zum Nobelpreis?
Nobel nahm an Friedenskongressen teil und verfügte in seinem Testament 1895, sein Vermögen solle in eine Stiftung überführt und für einen Preis eingesetzt werden, der Menschen zugutekomme, die "im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben". Zum Friedensnobelpreis heißt es, er solle demjenigen verliehen werden, der "am meisten für die Völkerverständigung, die Abschaffung oder Reduzierung stehender Heere und die Förderung des Friedens getan hat".
Welche Auszeichnungen sind die ursprünglichen Nobelpreise?
Der Nobelpreis wird in fünf Kategorien verliehen: Physiologie oder Medizin, Physik, Chemie, Literatur und der Friedensnobelpreis. Die Bekanntgabe der Gewinner ist traditionell im Oktober. Verliehen werden die Preise aber erst am 10. Dezember - dem Todestag Alfred Nobels.
Wer nominiert die Kandidatinnen und Kandidaten?
Vorschlagsberechtigt sind die Mitglieder der Nobelkomitees und die Mitglieder mehrerer wissenschaftlicher Institutionen in Schweden, wie die Schwedische Akademie der Wissenschaften, das Karolinska Institut oder die Schwedische Akademie. Auch bisherige Nobelpreisträger dürfen Kandidaten nominieren, genauso wie Professoren der entsprechenden Fachrichtungen aus allen skandinavischen Ländern und berühmte Forscher aus anderen Ländern, die den schwedischen Akademien geeignet dafür erscheinen. Es ist nicht möglich, sich selbst zu nominieren. Es können nur lebende Menschen nominiert werden. Stichtag für die Nominierungen ist der 1. Februar.
Wer bestimmt, wer den Preis bekommt?
Jede Preiskategorie hat ein eigenes Nobelkomitee, das über die Vergabe entscheidet. Vier Komitees sitzen in Stockholm. Über den Medizin-Nobelpreis entscheidet das Karolinska Institut, die Schwedische Akademie der Wissenschaften in Chemie und Physik und die Schwedische Akademie über den Literaturpreis. Die Komitees bestehen in der Regel aus fünf bis sechs Personen, die für drei Jahre unter den Mitgliedern der Institutionen gewählt werden.
Das Komitee für den Friedensnobelpreis wird aus fünf Mitgliedern gebildet, die vom norwegischen Parlament in Oslo benannt werden.
Wie viel Geld bekommt man, wenn man den Preis gewonnen hat?
In jeder Kategorie werden mittlerweile elf Millionen schwedische Kronen ausgelobt. Das sind umgerechnet (Stand Oktober 2023) gut 950.000 Euro. Preise können auf mehrere Personen aufgeteilt werden, allerdings gibt es pro Kategorie nicht mehr als drei Preisträger. Sind es zwei, wird das Preisgeld normalerweise gleichmäßig aufgeteilt. Das muss aber nicht zwangsläufig so sein.
Wie hoch ist der Frauenanteil unter den Ausgezeichneten?
Der Nobelpreis wurde zwischen 1901 und 2022 an 867 Personen und 30 Organisationen vergeben, nicht mitgezählt sind die Wirtschaftspreise. Frauen sind dabei deutlich unterrepräsentiert, am deutlichsten in der Kategorie Physik. Dort sind 98,2 Prozent der Ausgezeichneten Männer, nur 1,8 Prozent Frauen. Als erste Frau hatte Marie Curie im Jahr 1903 den Nobelpreis für Physik gewonnen - seitdem wurde der hoch dotierte Preis in dieser Kategorie Fach nur an drei weitere Frauen vergeben, darunter im Jahr 2020 an die US-Amerikanerin Andrea Ghez. Beim Friedensnobelpreis beträgt der Anteil der Frauen 16,4 Prozent, beim Literaturnobelpreis 14,3 Prozent.
Wie alt war der älteste Preisträger, wie alt war die jüngste Preisträgerin?
Der älteste Preisträger ist John B. Goodenough, der 2019 in der Kategorie Chemie ausgezeichnet wurde. Damals war er 97 Jahre alt. Der US-Amerikaner hatte wichtige Forschung zur Entwicklung von Lithium-Ionen-Akkus geleistet. Am 25. Juni 2023 starb er kurz vor seinem 101. Geburtstag in Austin/Texas.
Die jüngste Preisträgerin ist die Pakistanerin Malala Yousafzai. Als 2014 bekanntgegeben wurde, dass sie den Friedensnobelpreis erhält, war sie 17 Jahre alt. Yousafzai hatte sich bereits im Alter von elf Jahren für das Recht von Mädchen auf Bildung eingesetzt. 2012 wurde ein Mordanschlag auf sie verübt, bei dem sie schwer verletzt wurde. Inzwischen lebt sie in Großbritannien.
Wie viele Preisträgerinnen und Preisträger kommen aus Deutschland?
Der Nobelpreis für Chemie wurde bislang 30 Mal an Deutsche verliehen, 27 Physikpreise gingen an Deutsche. 17 Medizinpreisträger kamen aus Deutschland, acht Literaturpreise und vier Friedensnobelpreise gingen an Deutsche.
Zu den bekanntesten Preisträgern gehören Wilhelm Konrad Röntgen (1901, Physik), Robert Koch (1905, Medizin) Max Planck (1918, Physik), Albert Einstein (1921, Physik), Thomas Mann (1929, Literatur), Nelly Sachs (Literatur, 1966), Willy Brandt (Frieden, 1971), Christiane Nüsslein-Volhard (1995, Medizin), Reinhard Genzel (2020, Physik), Klaus Hasselmann (2021, Physik) und Benjamin List (2021, Chemie)
Wie ist das mit dem Preis für Wirtschaftswissenschaften?
Der Preis für Wirtschaftswissenschaften ist - genau genommen - kein Nobelpreis. Er heißt offiziell "Schwedischer Reichsbank-Preis in Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel" und wurde von der Schwedischen Zentralbank anlässlich ihres 300-jährigen Bestehens gestiftet und 1969 erstmals verliehen. Über die Preisträger entscheidet die Schwedische Akademie der Wissenschaften. Das Preisgeld beträgt wie bei den Nobelpreisen elf Millionen Kronen.