Zwei Astronauten simulieren eine Trainingseinheit in der neuen "Luna"-Halle in Köln

"Luna"-Halle in Köln Mond-Training im Vulkansandkasten

Stand: 25.09.2024 17:51 Uhr

Eine künstliche Mondlandschaft mit Staub, Gestein und Mond-Rover: In Köln ist die neue "Luna"-Trainingshalle eingeweiht worden. Gemeinsam mit der ESA können Astronauten hier für Mondmissionen üben.

Von David Beck, SWR

Der Mond als Missionsziel: Das ist der Fokus von immer mehr Raumfahrtagenturen und privaten Raumfahrtunternehmen. Bis jetzt noch nicht-astronautisch, aber mit dem "Artemis"-Programm der NASA sollen noch dieses Jahrzehnt wieder Menschen auf dem Mond landen. Und im nächsten Schritt sollen dann auch längerfristige Aufenthalte stattfinden, ähnlich wie jetzt schon auf der Internationalen Raumstation ISS - das ist auch das ausgesprochene Ziel der Europäischen Raumfahrtagentur ESA.

In der neuen Trainingshalle "Luna" in Köln sollen Astronautinnen und Astronauten darauf vorbereitet werden. Auf 700 Quadratmetern wurde eine künstliche Mondlandschaft aufgebaut und mit über 700 Tonnen feinem Sand aus Vulkangestein bedeckt. Der soll den Mondstaub möglichst genau nachahmen.

Mondstaub ist relativ klebrig

Gestein auf dem Mond bewegt sich kaum, da es kein Wasser und wegen der fehlenden Atmosphäre auch keinen Wind gibt. Deshalb reiben sich auch kleinste Partikel nicht glatt und rund, wie etwa der Sand am Strand. Die scharfkantigen und unförmigen Staubpartikel sind verglichen mit irdischem Sand deshalb relativ klebrig, etwa wie Mehl. Am Strand oder in der Wüste wären Stiefelabdrücke nicht so deutlich sichtbar, wie die der "Apollo"-Astronauten auf dem Mond. Etwas über die Mondoberfläche zu schieben, zu ziehen oder darauf zu fahren fühlt sich deshalb ganz anders an - auch das soll in Köln trainiert werden.

Mondstaub ist aber auch sehr gefährlich. Er klebt an Raumanzügen und kann in kleinste Zwischenräume und Ritzen eindringen und Schaden anrichten. Wird er eingeatmet, kann er die Lunge schädigen. Da der künstliche Mondstaub in der Trainingshalle genau diese Eigenschaft nachahmt, sollen hier auch Ausrüstung und Schutzmaßnahmen getestet werden.

Geringere Schwerkraft kann simuliert werden

In einer drei Meter tiefen Grube können kleine Krater oder Grabungen simuliert werden, während die Astronauten mit dem sogenannten Gravity-Offloading-System auch mit den Herausforderungen der geringeren Schwerkraft auf dem Mond umgehen müssen. Dabei werden sie an einem Gestell aufgehängt, das ihnen einen Großteil ihres eigenen Körpergewichts und das der schweren Raumanzüge abnimmt. Auf dem Mond herrscht nur etwa ein Sechstel der Schwerkraft, wie auf der Erde.

Ein Mondtag dauert vier Wochen

Ein Sonnensimulator kann die besonderen Lichtbedingungen nachahmen, die auf dem Mond herrschen. Da das Sonnenlicht nicht von einer Atmosphäre gebrochen wird, ist es in der direkten Sonne extrem hell, im Schatten aber sehr dunkel. Da ein Mondtag vier Wochen dauert, ändert sich der Sonnenstand nur ganz langsam.

In einem Kontrollzentrum soll auch die Bodenkontrolle für Mondmissionen entwickelt und trainiert werden. Für tatsächliche Missionen soll im bayerischen Oberpfaffenhofen das europäische Mondkontrollzentrum entstehen. Außerdem beinhaltet "Luna" ein Gewächshaus und ein Technologiezentrum, wo Geräte und Werkzeuge für die Monderkundung entwickelt und getestet werden können.

"Luna" auch für internationale Partner offen

In der Halle sollen aber nicht nur Europäerinnen und Europäer trainieren. Auch für internationale Partner steht die Halle offen. Bei der Einweihung waren auch Vertreter der US-amerikanischen Raumfahrtagentur NASA vor Ort. Der Generaldirektor der ESA, Josef Aschbacher, sagte bei der Veranstaltung: "Wir sind stolz darauf, dieses Projekt zu leiten, das Europa eine Spitzenposition bei der Erforschung des Mondes und darüber hinaus sichert, und gleichzeitig die internationale Zusammenarbeit in der Weltraumforschung fördert."

Weitere Gäste bei der Einweihung waren der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubauer und die Raumfahrtbeauftragte der Bundesregierung, Anna Christmann. Auch die Astronauten Alexander Gerst und Matthias Maurer waren vor Ort. Noch steht nicht fest, wer der erste Europäer auf dem Mond sein wird, aber als aktive ESA-Astronauten sind sowohl Gerst als auch Maurer mögliche Kandidaten.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir geschrieben, dass das europäische Mondkontrollzentrum in Fürstenfeldbruck entstehen soll. Tatsächlich wird es aber in Oberpfaffenhofen errichtet. Wir haben den Fehler korrigiert.

Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 25. September 2024 um 18:00 Uhr.