Krise stellt Zyprer vor Probleme Das schwere Leben ohne Bargeld
Für Zyperns Regierung geht es bei den Verhandlungen mit der EU um einen Bankrott der Banken - womöglich auch des Staates. Die Zyprer selbst beschäftigt inzwischen die Frage: Wie den Alltag meistern? Da die Bankfilialen bis auf weiteres geschlossen bleiben, geht vielen das Bargeld aus.
Für die zyprische Regierung geht es bei den Verhandlungen mit der EU um einen Bankrott der Banken - womöglich auch des Staates. Die Krise hat aber auch ganz konkrete Auswirkungen auf das Leben der Menschen in dem Land. So bleiben die Bankfilialen bis auf weiteres geschlossen.
Von Wolfgang Landmesser, WDR-Hörfunkstudio Brüssel, zzt. Nikosia
Ein paar Kamerastative stehen verloren vor der Zentralbank von Zypern. Noch tut sich nichts vor dem quaderförmigen Gebäude aus grauem Stein und Glas. Drinnen sitzen die Experten der Troika über neuen Rettungsplänen für das Land.
Am Morgen hatte der zyprische Präsident Anastasiades alle Beteiligten in seiner Residenz empfangen. Die Chefs der Parteien, die Minister seiner Regierung und Vize-Zentralbankchef Stavrinakis. Verschiedene Pläne würden vorbereitet. Und um das zu tun, fahre er jetzt zurück zur Zentralbank, sagte der hinterher. Was für Pläne das denn seien, lautet die Frage einer Reporterin. "Verschiedene eben", ist die Antwort.
Kommt die Lösung aus Moskau?
Währenddessen ist der zyprische Finanzminister immer noch in Moskau, um über Hilfen aus Russland zu verhandeln. Dabei geht es um bessere Konditionen für einen Kredit in Höhe von rund zweieinhalb Milliarden Euro, der bereits nach Zypern geflossen ist. Im Gespräch sind offenbar weitere Milliardenkredite oder der Verkauf von zyprischen Gasvorkommen an Russland.
Im zyprischen Fernsehen und Radio wird auch über einen Solidaritätsbeitrag der Bevölkerung diskutiert. Über eine Sondersteuer könnte der Staat Geld eintreiben, um die Lücke im Rettungsprogramm zu schließen - oder durch den Verkauf von Staatsanleihen an die Bürger.
Protest gegen Zwangsabgabe
Bei vielen kommen solche Ideen weitaus besser an als die in Brüssel beschlossene Abgabe auf Sparguthaben - zum Beispiel bei Tom und seinem Geschäftsfreund Jeffrey: "Wenn die Regierung sagen würde, dass sie das Geld braucht, um das Land zu retten, wäre das okay. Aber nicht über diesen direkten Abzug vom Konto", meint Jeffrey. "Ich denke, etwa 80 Prozent der Leute wären dann bereit zu zahlen."
Zurück zum Bargeld
Die beiden sitzen in einem Café in der Cyprus Mall, dem riesigen Einkaufszentrum am Rand von Nikosia. Dass die Banken immer noch geschlossen sind, betrifft sie als Geschäftsleute besonders. Jeffrey hat einen Crêpes- und Sandwichladen. Bis letzte Woche hatte er bis zu 60 Tage Zeit, um seine Lieferanten zu bezahlen.
Das habe sich schlagartig geändert, so Jeffrey: "Die Leute, die mich beliefern, wollen jetzt sofort cash sehen. Das ist schwierig für uns, denn das Geld müssen wir ja auch einnehmen und in der Kasse haben. Und auf der anderen Seite versuchen die Leute ihr Geld zusammenzuhalten, seit die Banken geschlossen sind. Unsere Kunden geben nicht mehr so viel aus wie vorher."
Das Geld sitzt nicht mehr locker
Im Shopping Center sind nur wenige Kunden unterwegs, in den Cafés und Restaurants mit Blick auf die Stadt und die Berge sind viele Tische unbesetzt. Das ist sonst anders, weiß Maria: "Normalerweise sollte die Mall voll sein, aber alles ist leer. Die Leute haben nicht mehr so viel Bargeld. Wenn man zum Geldautomaten geht, muss man Glück haben, dass auch Geld drin ist. Wenn nicht, muss man es bei einer anderen Bank versuchen."