Konsum als Hauptgrund Türkische Wirtschaft wächst stärker als erwartet
Trotz anhaltender Währungskrise und hoher Inflationsrate ist die türkische Wirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres überraschend stark gewachsen. Grund sind vor allem die Konsumausgaben der Türkinnen und Türken.
Die türkische Wirtschaft hat im im zweiten Quartal dieses Jahres überraschend robuste Zahlen präsentiert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von April bis Juni um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, wie das Statistikamt heute mitteilte.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 3,5 Prozent gerechnet, nachdem es im ersten Vierteljahr noch zu einem Plus von 3,9 Prozent gereicht hatte.
Konsum kurbelt Konjunktur an
Zum Wachstum beigetragen haben Anreize der Regierung vor der Wahl im Mai, aus der Präsident Recep Tayyip Erdogan als Sieger hervorgegangen war. Sie verdoppelte in den vergangenen gut anderthalb Jahren den Mindestlohn und gab Rekordbeträge für Sozialhilfe aus. Dadurch konsumierten die Türken mehr, was die Konjunktur ankurbelte.
"Die Verbraucherausgaben waren außergewöhnlich stark", sagte Volkswirt William Jackson von Capital Economics. Vor dem Urnengang hatte die Zentralbank die Zinssätze lange gesenkt, um mit billigem Geld Wachstum, Exporte und Investitionen anzuregen.
Herausforderungen für die türkische Wirtschaft
Allerdings hat die Notenbank aufgrund der anhaltend hohen Inflationsrate und drastischen Abwertung der Landeswährung Lira kürzlich eine Kehrtwende in ihrer Zinspolitik vollzogen. Der Leitzins wurde von 8,5 Prozent auf 25,0 Prozent erhöht, um die Inflation zu bekämpfen.
Die Inflationsrate liegt derzeit bei fast 48 Prozent und und dürfte im August nach Prognosen von Ökonomen auf mehr als 55 Prozent gestiegen sein. "Im zweiten Halbjahr wird sich das Wachstum abschwächen", sagte Ökonom Jackson angesichts der gestiegenen Kreditkosten. Für das gesamte Jahr 2023 sagen Analysten ein Plus von 2,9 Prozent voraus.
Die Erhöhung der Zinssätze macht die türkische Lira für Investoren attraktiver. Der Kurs der Währung ist in den vergangenen zwei Jahren zum Dollar um rund 70 Prozent eingebrochen. Das macht Importe für das rohstoffarme Land teurer und trägt damit zur hohen Inflation bei.