Preisanstieg verlangsamt Inflation in der Türkei bleibt über 60 Prozent
Die Inflation in der Türkei bleibt sehr hoch, aber immerhin verlangsamt sich der Preisanstieg. Inflationstreiber waren unter anderem Bekleidung, Gastronomie und die Schwäche der Landeswährung.
Die Verbraucherpreise in der Türkei sind im Oktober um 61,36 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Das teilte die Statistikbehörde Tuik heute mit. Im September hatte die Inflationsrate mit 61,53 Prozent etwas höher gelegen.
Die türkischen Verbraucher sollten sich aber auf weitere Preissteigerungen in den kommenden Monaten einstellen, wie die Äußerungen von Zentralbankchefin Hafize Gaye Erkan zeigen: Zum Ende des Jahres erwarte sie rund 65 Prozent Inflation im Jahresvergleich, sagte Erkan. Der Höhepunkte dürfte demnach im kommenden Mai mit 70 bis 75 Prozent erreicht werden.
Zu den preistreibenden Faktoren gehörten im vergangenen Monat insbesondere Bekleidung und Schuhe, Hauspreise sowie Gastronomie und Hotels. Vor allem auch die Schwäche der türkischen Lira verschärft die Inflation, weil sich die Importe dadurch deutlich verteuern. In den vergangenen zwölf Monaten hat die Lira zum Euro mehr als 60 Prozent an Wert eingebüßt.
Preisanstieg verlangsamt sich
Experten hatten Anfang Oktober erste Anzeichen dafür gesehen, dass die zur Eindämmung eingeleiteten Schritte mittlerweile greifen. Ein weiteres Zeichen dafür ist nun, dass sich der Preisanstieg im Monatsvergleich den Angaben der Statistikbehörde zufolge weiter verlangsamte. Im Oktober lag er danach bei 3,43 Prozent. Im September waren es 4,75 Prozent und im August noch 9,1 Prozent gewesen.
Die von der Tuik angegebene Inflationsrate hatte im Oktober vergangenen Jahres mit 85 Prozent ihren Höhepunkt erreicht und ging die darauffolgenden Monate zurück. Ab Juli zog sie dann wieder an. Unabhängige Experten von der Forschergruppe Enag gehen von noch drastisch höheren Teuerungsraten in der Realität aus. Für Oktober haben sie gut 126 Prozent berechnet.
Leitzinsen deutlich erhöht
Zuletzt hatte die türkische Zentralbank im Kampf gegen die Inflation die Zinsen stark erhöht, zuletzt auf 35 Prozent. Sie war nach der Präsidentschaftswahl im Mai geldpolitisch umgeschwenkt. Zuvor hatte sich Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan lange gegen Zinsanhebungen gewehrt.
Nach seiner Wiederwahl ernannte Erdogan dann die ehemalige Wall-Street-Bankerin Erkan zur Zentralbankchefin und den liberalen Ökonomen Mehmet Simsek zum Finanzminister. Analysten erwarten weitere Leitzinserhöhungen auf 40 Prozent oder höher.
"Stark negative Realzinsen werden die Bemühungen zur Inflationsbekämpfung weiter untergraben", erwartet Bartosz Sawicki, Marktanalyst bei Conotoxia Fintech, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die jüngsten Umstände würden eine mutige politische Reaktion der Zentralbank erfordern, ergänzte er.