Geschäft im weltgrößten Markt Deutsche Autohersteller holen in China auf
Bei E-Autos hinkten deutsche Hersteller zuletzt hinterher. Doch nun können sie auf dem größten Absatzmarkt China ein deutliches Wachstum verzeichnen. Ist das der Befreiungsschlag?
Ist die Talsohle durchschritten? Die Zulassungszahlen von Autos aus deutscher Produktion haben im Januar deutlich zugelegt. An das Vorkrisen-Niveau von 2019 kommen die Zahlen allerdings noch nicht heran.
Doch immerhin tut sich etwas auf dem chinesischen Markt. Nach starken Rückgängen bei den Zulassungszahlen deutscher Hersteller in China haben Mercedes, BMW, VW und Co. im größten Absatzmarkt im vergangenen Jahr 49 Prozent mehr E-Autos als im Vorjahr verkauft. Das geht aus einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC hervor.
Starkes Wachstum
"Im letzten Quartal war die Wachstumsrate bei deutschen Herstellern doppelt so groß wie die im Markt - im letzten Dezember mit 60 Prozent sogar in etwa dreimal so hoch wie im Gesamtmarkt", sagt Felix Kuhnert. Er hat die Studie geleitet.
Nirgendwo auf der Welt fahren mehr E-Autos als in China. Es ist also der weltweit wichtigste Markt. Es gab Zeiten, da hat Volkswagen 40 Prozent aller seiner produzierten Fahrzeuge an chinesische Kunden verkauft. Aktuell sind es etwa 30 Prozent.
Kundenwünsche im Fokus
Die größte Konkurrenz kommt aus China selbst. Vorbei sind die Zeiten, als bei internationalen Branchenmessen chinesische Autos als klägliche Versuche belächelt wurden. Vor allem BYD baut sehr konkurrenzfähige Fahrzeuge und ist in China selbst mit großem Vorsprung Marktführer bei E- Autos.
Ein Grund: BYD geht sehr genau auf die Wünsche der Kundinnen und Kunden ein. Und diese Wünsche sind ziemlich speziell: "Der chinesische Konsument liebt viele Farben im Cockpit, der in Europa eher weniger. Da gibt es ganz unterschiedliche Merkmale, die den chinesischen Konsumenten ausmachen", erläutert Studienleiter Kuhnert. "Wichtig ist einfach, dass man sehr schnell auf die Anforderungen der Kunden in China reagieren muss."
Doppel-Strategie der Konzerne
Mittlerweile haben sich chinesische Hersteller einen gewissen technologischen Vorsprung erarbeitet - auch, weil sie ausschließlich auf E- Mobilität setzen. Die deutschen Konkurrenten dagegen fahren zweigleisig.
Das findet Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst bei HQ Trust, problematisch: "Die Frage wird sein: Gelingt der Umstieg, um doch noch eine gewisse Marktdominanz zu erreichen? Der Anteil von Elektroautos wird weiter zunehmen, und entsprechend groß sind die Herausforderungen."
Autokäufer befürchten schnellen Wertverlust
Ein Aspekt, der potenzielle Kunden immer wieder zögern lässt in Sachen E-Mobilität, ist der Weiterverkauf. So jung wie die Antriebsart selbst ist auch der Gebrauchtwagensektor auf diesem Gebiet. Verbreitet ist die Ansicht, dass die Batterien schnell schlapp machen. Doch da gibt PwC-Studienleiter Kuhnert Entwarnung.
"Die Batterie altert weniger schnell, als man das erwartet hat. Wir gehen von einem Leistungsverlust von zwei bis drei Prozent aus", sagt er. "Das ist weniger, als die Hersteller erwartet und die Industrieexperten vorgegeben hatten."
Noch keine Erholung der Aktienkurse
Die Absatzzahlen in China lassen auf ein positiveres Jahr für die deutsche Autobranche hoffen - auch an den Börsen. Denn im vergangenen Jahr hatten die Aktien der deutschen Hersteller noch massiv gelitten. "Immer mehr Unternehmen melden, dass die Umsätze in China deutlich einbrechen, die Konsumenten leiden stark. Insofern waren die Einbrüche bei den Aktien doch eher gerechtfertigt", sagt dazu HQ Trust-Analyst Kielkopf.
Noch zeigt sich der Aufwärtstrend der deutschen Automobilhersteller auf dem Börsenparkett nicht; zu beobachten ist derzeit eher eine Seitwärtsbewegung. Die Aktie von Volkswagen hat seit Jahresbeginn um vier Prozent zugelegt; die anderen stagnieren eher. Immerhin: Weiter abwärts geht es offenbar nicht.