Überwintern in Namibia Digitale Nomaden zieht es in den Süden
Raus aus der Kälte und überwintern im Süden? Mobiles Arbeiten an exotischen Orten fern der Heimat liegt im Trend. Namibia bietet sogar ein neues Visum für "digitale Nomaden" an.
Winter, Kälte und Dunkelheit in Deutschland hinter sich lassen: Das ist Alinas Ziel, als sie ihren Flug nach Namibia bucht. Seit Anfang Dezember ist sie in Windhuk. "Das Wetter ist gut. Also ich mag es, wenn es heiß und sonnig ist, und das ist hier gerade der Fall", sagt sie. "Ich finde, dass ich einfach besser drauf bin und dadurch produktiver."
Die 32-Jährige arbeitet für eine Werbeagentur, komplett "remote", also aus dem Homeoffice. In Namibia hat Alina sich ein Airbnb gemietet; manchmal arbeitet sie auch in einem Café. Das funktioniere gut, erzählt sie. "Die Zeitzone ist fast die gleiche wie in Deutschland, wir haben nur eine Stunde Unterschied." Die Menschen in Namibia seien sehr offen: "Man kriegt auch schnell Anschluss, wenn man das möchte. Also ich finde, der Vibe hier ist unglaublich."
Kinderfreundliches Arbeitsexil
So sieht das auch die 38-jährige Meike. Die alleinerziehende Mutter arbeitet bei einem Start-up. Sie hat vor einigen Jahren schon einmal in Namibia gelebt und sich in das Land verliebt. In einigen Tagen fliegt sie für einen Monat nach Windhuk - mit ihrer kleinen Tochter.
"Das ist ja auch ein bisschen so ein 'Emerging Markets'-Thema, dass da viele Dinge einfach viel flexibler und komplizierter möglich gemacht werden können", sagt Meike. Dazu gehöre auch die Kinderbetreuung: "Die freuen sich dann, wenn sie für ein paar Wochen wieder zu ihren alten Freunden stoßen kann. Das wäre in Deutschland nicht möglich, aber das geht da unten."
Spezielle Visa für "Expats"
Wie viele sogenannte digitale Nomaden wie Alina und Meike im Winter in Namibia leben, dazu gibt es keine offiziellen Zahlen. Fest steht, dass das Land die Zahl erhöhen will. Ein neues Visum soll speziell Menschen anziehen, die bis zu sechs Monate in Namibia verbringen wollen, während sie für ihre Arbeitgeber im Heimatland tätig sind. "Das ist natürlich eine gute Entwicklung. Alles, was vereinfacht, ist eine super Sache", sagt Matthias Boddenberg von der Deutschen Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika.
Allerdings gebe es zwei Dinge, die man sich überlegen müsse. "Das eine ist: Es gibt eine Reihe von Ländern, wo man ein solches Visum bekommen kann, darunter sind auch sehr schöne andere Länder. Auf der anderen Seite, neben dem Wettbewerb, gibt es auch stramme Kriterien für das Einkommen, das man nachweisen muss." 2000 Euro Einkommen sind Voraussetzung, plus weitere 1000 Euro, wer einen Partner oder eine Partnerin mitbringen möchte. Noch ist deshalb unklar, inwieweit das neue Visum angenommen werden wird.
Beitrag zur Aussöhnung
Dennoch glauben einige Beobachter, dass sich die neuen Möglichkeiten positiv auf die Aufarbeitung der deutsch-namibischen Geschichte auswirken könnten. Anfang des 20. Jahrhunderts verübte das Deutsche Reich als Kolonialmacht einen Völkermord an den Bevölkerungsgruppen Herrero und Nama. Inzwischen gibt es ein Wiedergutmachungsabkommen, dennoch sei die Geschichte sehr präsent, erzählt die 28-jährige Theresa: "Man merkt, dass diese Konflikte stark nachklingen. Ich versuche eben im Kleinen, meinen Anteil zur Aussöhnung zu leisten."
Theresa schreibt in Windhuk an ihrer Masterarbeit. "Weil ich es wichtig finde, dass wir uns aktiv damit auseinandersetzen, was in der Geschichte passiert ist, wenn wenn wir heute das Privileg haben, in Namibia zu leben". Die Botschaft der namibischen Regierung ist eindeutig: Man möchte digitale Nomaden aus aller Welt und speziell auch Deutsche willkommen heißen.
"Eine große Lebensbereicherung"
Die 32-jährige Alina begrüßt das neue Visum. Sie genießt ihr Leben als digitale Nomadin in Namibia in vollen Zügen. "Ich bin sehr glücklich, dass ich das so machen kann", sagt sie. "Ich finde, es ist einfach eine große Lebensbereicherung, wenn man sich aussuchen kann, von wo man arbeitet."
Auch im kommenden Winter will sie wieder Zeit in einem wärmeren Land verbringen. Dann vielleicht in Südostasien.