Umfrage der EU-Handelskammer Trübe Aussichten für europäische Firmen in China
Europäische Unternehmen in China finden es so schwer wie nie, in der Volksrepublik Geschäfte zu machen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der EU-Handelskammer in China.
Europäische Firmen haben zunehmend Probleme, in China einen Marktzugang zu finden oder ihn zu behaupten. Das hat die EU-Handelskammer herausgefunden. Die Kammer vertritt rund 1.600 europäische Unternehmen, die in China Geschäfte machen. Der Optimismus schwinde, sagte der Präsident der Europäischen Handelskammer, Jens Eskelund, bei der Vorstellung der Ergebnisse in Peking.
68 Prozent der befragten Mitgliedsunternehmen sagten, dass das Geschäft schwerer geworden ist - so viele wie noch nie. 44 Prozent der Befragten sind pessimistisch, was die Unternehmensgewinne in den kommenden zwei Jahren angeht - auch dies ein Höchstwert. Ein Problem für viele: erschwerter Marktzugang und bürokratische Hürden.
"Die Sorgen dominieren"
Mehr als die Hälfte der Unternehmen nannte Chinas in der Krise steckende Wirtschaft als ihre größte Herausforderung - deutlich mehr als bei der letzten Umfrage.
"Die Sorgen um die chinesische Wirtschaft dominieren in diesem Jahr", so Handelskammerpräsident Jens Eskelund. "Unternehmen kämpfen mit schwacher Nachfrage, sinkenden Preisen bei Lagerbeständen, und in vielen Industrien kann man etwas beobachten, was man Überkapazitäten nennen könnte."
Große Überkapazitäten sind problematisch
In der Vergangenheit habe die chinesische Staats- und Parteiführung mehrfach Industrien priorisiert. Dadurch sei es zu massiven Überkapazitäten und schnell sinkenden Preisen gekommen, so Eskelund.
Unter anderem sei so die Solarindustrie in Deutschland und Europa bankrott gegangen. "Und deswegen sind wir etwas nervös, denn China hat drei großen Industrien Priorität eingeräumt: Elektroautos, Lithiumbatterien und Solarpanelen. Und wir sehen schon heute, dass es da sehr große Überkapazitäten gibt."
Der Handelskammerpräsident warnt: "Das letzte, was wir brauchen, ist, noch viel mehr Angebot zu schaffen, für das es keine Nachfrage gibt. Das macht es für alle schwieriger." Es bestehe die Sorge, dass europäische Unternehmen dabei verlieren, nur weil sie unter anderen Bedingungen arbeiten müssten als chinesische Firmen.
EU-Kommission überprüft Subventionen
Die EU-Kommission untersucht derzeit, inwieweit Chinas Führung bestimmte Branchen gefördert hat - mit Subventionen, die gegen internationale Wettbewerbsregeln verstoßen.
In letzter Konsequenz drohen Strafzölle für chinesische Produkte wie Elektroautos, um die heimische Industrie zu schützen. Deutsche Autohersteller sind grundsätzlich gegen solche Strafzölle, weil sie Nachteile auf dem chinesischen Markt fürchten.
Chinas Export erholt sich leicht
Insgesamt hat sich Chinas Wirtschaft nach dem Ende der strikten Null-Covid-Politik vor anderthalb Jahren bis heute nicht so erholt wie erwartet. Der hochverschuldete Immobiliensektor steckt weiter tief in der Krise. Viele, vor allem junge Leute, finden keinen Job.
Chinas Ausfuhren, die wichtig sind für die exportorientierte Wirtschaft, sind dennoch im April wieder leicht gestiegen. Sie legten um 1,5 Prozent zu im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie der chinesische Zoll mitteilte. Die Importe wuchsen im April um 8,4 Prozent. Noch im März waren die Aus- und Einfuhren gesunken.
"Das Wachstum hat sich beschleunigt im Vergleich zum Jahresbeginn und auch zum Vorjahreszeitraum. Der positive Trend im Außenhandel setze sich fort", erklärte Zollsprecher Lü Daliang.
Den Worten müssen Tagen folgen
Den Optimismus teilen viele ausländische Unternehmen in China nicht. Mehr als die Hälfte der von der europäischen Handelskammer befragten Unternehmen plant, die Kosten zu reduzieren, um sich dem erschwerten Umfeld anzupassen.
Die chinesische Regierung deute regelmäßig an, die Geschäftsbedingungen für Unternehmen zu verbessern, so Handelskammerpräsident Eskelund. Jetzt müssten Taten folgen, um das Vertrauen der Investoren wieder herzustellen.