Weltarbeitsbericht 2012 vorgelegt ILO sorgt sich um Europas Arbeitsmärkte
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat die Fokussierung vieler europäischer Staaten auf Sparmaßnahmen kritisiert. Dies habe nicht zu einer Belebung auf den Arbeitsmärkten geführt. Die UN-Organisation zeigt sich zudem über die weltweit steigende Jugendarbeitslosigkeit besorgt.
Die Lage auf den Arbeitsmärkten in den meisten Staaten der Welt ist der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge alarmierend. Die Sparpakete der Regierungen und Reformen des Arbeitsmarkts hätten nicht zur Schaffung neuer Stellen geführt, teilte die Sonderorganisation der Vereinten Nationen in ihrem Weltarbeitsbericht 2012 mit. Ende 2011 seien weltweit 196 Millionen Menschen arbeitslos gewesen, Ende 2012 werden es laut ILO 202 Millionen sein. Im Vergleich zum Vorkrisenstand gebe es inzwischen ungefähr 50 Millionen Arbeitsplätze weniger als 2008.
Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung nach Darstellung der ILO in Europa. In fast zwei Dritteln der Länder sei die Zahl der Arbeitslosen seit 2010 gestiegen. Die Beschäftigung werde dort nicht vor Ende 2016 wieder das Vorkrisen-Niveau erreichen. Bisher hatte die ILO dies bis Ende 2014 erwartet.
Die Fokussierung vieler Euro-Staaten auf Sparmaßnahmen verschärfe die Arbeitsplatz-Krise, kritisierte ILO-Institutsleiter Raymond Torres. Der Sparkurs könnte sogar zu einer neuen Rezession in Europa führen.
Jugendarbeitslosigkeit nimmt zu
Vier Jahre nach Ausbruch der globalen Wirtschaftskrise werde das Ungleichgewicht immer struktureller und damit schwerer zu überwinden, folgert die ILO. So seien Langzeitarbeitslose gefährdet, den Anschluss an den Arbeitsmarkt endgültig zu verlieren. Sie würden auch dann keine neuen Stellen bekommen, wenn sich die Wirtschaft grundlegend erhole.
40 Prozent der Arbeitslosen in den entwickelten Ländern im Alter zwischen 25 und 49 Jahren hätten bereits seit mehr als einem Jahr keinen Job mehr, erklärte die ILO. Vor allem unter den jungen Erwachsenen habe sich die Zahl der Arbeitslosen stark erhöht. In vier von fünf entwickelten Staaten und in zwei Dritteln der Entwicklungsländer sei die Jugendarbeitslosigkeit gestiegen.
Deutschland entwickelt sich gegen den Trend
Der deutsche Arbeitsmarkt hat sich dagegen positiv entwickelt. Neben Luxemburg, Österreich, Polen, Israel und Malta ist Deutschland eines der sechs von 36 entwickelten Ländern, in denen die Beschäftigungsrate seit 2007 gestiegen ist. Allerdings sei der "hohe Anteil von Beziehern von Niedriglöhnen und von atypischer Beschäftigung wie Minijobs oder Leiharbeit" ein Problem. Zudem lägen die Investitionen gemessen am Bruttoinlandsprodukt immer noch unter ihrem Vorkrisenniveau.
Die Internationale Arbeitsorganisation wurde 1919 mit dem Ziel gegründet, weltweit Armut und Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, zu sozialem Ausgleich und sozialer Gerechtigkeit beizutragen sowie die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen zu unterstützen. Einmal im Jahr gibt sie den Weltarbeitsbericht heraus.