Trotz Sommer-Trockenheit Weinernte besser als erwartet
Die Weinlese in Deutschland ist besser ausgefallen als angesichts des trockenen Sommers erwartet worden war. Dank des Regens im September könnte sie die durchschnittliche Erntemenge aus den vergangenen zehn Jahren übertreffen.
Nach ergiebigen Regenfällen im September ist die Weinernte in diesem Jahr besser ausgefallen als zum Auftakt der Lese erwartet. Das Deutsche Weininstitut (DWI) erwartet nach einer Schätzung einen Mostertrag von bundesweit rund neun Millionen Hektoliter. Dies wären sechs Prozent mehr als 2021 und auch zwei Prozent über dem zehnjährigen Mittel.
Regional unterschiedliche Erntemengen
Dazu trugen nach Angaben der DWI-Experten vor allem die Niederschläge im vergangenen Monat bei. "Sie haben die reifen Trauben nach dem extrem trockenen Sommer noch einmal prall werden lassen." Die Folge seien "gute Erträge und tolle Qualitäten". Für die Arbeit der Winzerinnen und Winzer bedeutete der Regen aber oftmals zusätzliche und erschwerte Arbeit in den Weinbergen.
Je nach Niederschlägen, Verteilung von Rebsorten und Bodenbeschaffenheit wirkten sich die Wetterbedingungen im September regional ganz unterschiedlich aus. Im größten deutschen Anbaugebiet Rheinhessen konnte der Regen-Endspurt die Auswirkungen der Sommer-Trockenheit nicht mehr ausgleichen - dort blieb der Ertrag den DWI-Schätzungen zufolge um zwei Prozent hinter dem zehnjährigen Durchschnitt zurück. An der Mosel waren es demnach sogar minus sieben Prozent.
Im östlichen Anbaugebiet Saale-Unstrut gab es dagegen ein Plus von 23 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel. Jeweils 13 Prozent darüber liegt die erwartete Menge an der Ahr und in Baden. In der Pfalz wird das Plus auf vier Prozent geschätzt.
Rotweine profitierten besonders vom Sommer
Der Regen im September bewirkte bei später reifenden Rebsorten wie dem Riesling allerdings, "dass die Zuckergehalte in den Trauben trotz des sehr sonnigen Sommers moderat geblieben sind", wie das DWI in Bodenheim bei Mainz erklärte. Hier werden schlankere Weine erwartet als in den vergangenen heißen Jahrgängen, "aber dennoch hoch aromatisch und mit harmonischen Fruchtsäuregehalten".
Die Qualität der übrigen Weißweinsorten, vor allem Burgunder und Silvaner, sei ebenfalls sehr gut. Zu den Gewinnern des 2022er-Jahrgangs zählt das Institut die Rotweine: "Die Verbraucher können sich auf sehr farbintensive und fruchtbetonte Rotweine mit weichen Tanninen freuen." Die roten Trauben hätten am meisten von dem sonnigsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen profitiert.
Derweil ist auch Wein ohne Alkohol im Kommen. Immer mehr Winzerinnen und Winzer bringen entalkoholisierte Weine auf den Markt, denn die Nachfrage danach steigt, weil viele Menschen inzwischen ganz bewusst auf Alkohol verzichten möchten oder müssen, wie Branchenkenner der Nachrichtenagentur dpa berichteten. Betrachtet man den gesamten Weinkonsum in Deutschland im vergangenen Jahr, kam der alkoholfreie Wein nach DWI-Angaben zwar noch nicht einmal auf ein Prozent - doch die Tendenz ist wachsend.