Umfrage des Handelsverbands Verbraucherstimmung auf dem Tiefpunkt
Drastische Preissteigerungen und der Ukraine-Krieg lassen Verbraucherinnen und Verbraucher bei ihren Ausgaben zögern. Für den Einzelhandel deutet sich ein enttäuschendes Weihnachtsgeschäft an.
Die monatliche Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) zeigt eine bislang beispiellose Zurückhaltung der Deutschen beim Konsum. Das monatlich per Umfrage unter 1600 Verbrauchern ermittelte Barometer des HDE sank im Oktober auf 81,14 Punkte - den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebungen. Es war zudem der dritte Rückgang binnen eines Monats in Folge.
Als Gründe gelten vor allem die hohen Energie- und Lebensmittelpreise, verbunden mit Unsicherheit angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage. Der Verband hat nicht nur eine schwindende Ausgabebereitschaft beim alltäglichen Konsum etwa im Supermarkt ermittelt. Auch die so genannte "Anschaffungsneigung" ist auf den tiefsten bislang ausgewiesenen Stand gefallen. Sie signalisiert die geplanten möglichen Ausgaben der Verbraucher für die kommenden Wochen und Monate.
Finanzieller Spielraum schwindet
Entsprechend schwierig dürfte nach Einschätzung des HDE für die Einzelhändler das Weihnachtsgeschäft verlaufen. Durch die hohe Inflation bei gleichzeitig noch wenig steigenden Einkünften sinken die Realeinkommen. "In der Folge verringert sich der finanzielle Spielraum sowohl für Konsumausgaben als auch zum Sparen", so der HDE. Im Weihnachtsgeschäft machen insbesondere Spielwaren- und Schmuckhändler einen großen Teil ihres Jahresumsatzes.
In der vergangenen Woche hatte bereits das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK für Oktober einen überraschend starken Rückgang seines Konsumbarometers um 5,7 Zähler auf minus 42,5 Punkte vermeldet, auch hier wurde ein Rekordtief ermittelt. "Da im Moment nicht absehbar ist, wann sich die Inflation wieder spürbar abschwächt, stehen dem Konsumklima in den kommenden Monaten schwierige Zeiten bevor", sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl.
Rezession steht wohl bevor
Wie sich der Konsum vor Weihnachten tatsächlich entwickelt, dürfte auch von den Entscheidungen der Politik in den kommenden Wochen beeinflusst werden. Die Bundesregierung plant zur Abfederung der sprunghaft gestiegenen Energiekosten einen weiteren Abwehrschirm für Verbraucher und Unternehmen. Das Volumen bezifferte die Koalition aus SPD, Grünen und FDP auf bis zu 200 Milliarden Euro. Konkret geplant sind eine Strompreisbremse und auch ein Gaspreisdeckel.
Deutschland steht nach Einschätzung der führenden deutschen Forschungsinstitute im kommenden Jahr vor einer Rezession. Für das laufende Jahr 2022 gehen die Experten dem vergangene Woche veröffentlichten Herbstgutachten zufolge von einem Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,4 Prozent aus. 2023 wird dann ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent erwartet. Erst 2024 werde die deutsche Wirtschaft wieder wachsen.