
Kritik von Foodwatch Wie Jugendliche zu Energydrinks gelockt werden
Foodwatch wirft Herstellern von Energydrinks vor, ungesunde Produkte bewusst an Minderjährige zu vermarkten. Die Wirtschaftsvereinigung alkoholfreie Getränke weist dies zurück.
Red Bull, Monster & Co. ködern gezielt Kinder und Jugendliche, indem sie ihre Produkte mit jungen Social-Media-Influencern oder Sportsponsoring in Szene setzen, so lautet die Kritik der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch an Energyherstellern. Die entsprechenden Marken dominierten das Sponsoring im Profi- und Jugendsport, von Fußballclubs über Eishockey bis hin zu Skirennen.
Deshalb fordern die Verbraucherschützer eine Altersbeschränkung für den Verkauf. Die Wirtschaftsvereinigung alkoholfreie Getränke sieht das anders und wies die Forderung als "unverhältnismäßig" zurück.
In Deutschland bestehe "ein strikter Rechtsrahmen" für Energydrinks, der über die EU-rechtlichen Vorgaben hinausgehe. Dieser beruhe auf einer "umfassenden wissenschaftlichen Risikobewertung" und umfasse verbindliche Höchstmengen für "typische Zutaten".
Erst Flügel, dann Herzrasen
Im Report "Erst Flügel, dann Herzrasen" von Foodwatch werden Mediziner zitiert, die vor gesundheitlichen Folgen von Energydrinks warnen. "Bei hohem Konsum drohen Herzrhythmusstörungen, Angstzustände und Konzentrationsprobleme", erklärt Foodwatch. Besondere Risiken bestehen den Angaben nach in Kombination mit Alkohol oder Sport.
Laut vorläufigen Zahlen einer Erhebung des Uniklinikums München beginnen Kinder bereits mit "etwa neun Jahren mit dem Energydrink-Konsum", mehr als jeder vierte Minderjährige trinke sie regelmäßig, erklärt Foodwatch. Etwa zehn Prozent konsumieren die sie demnach auch beim Sport gerne.
Ist die Kritik angebracht?
In einem Bericht des NDR werden andere Quellen und Institutionen genannt, die ebenfalls vor Energydrinks warnen: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zum Beispiel hält bei Koffein maximal drei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag für ungefährlich. Danach überschreitet ein 50 Kilogramm schwerer Jugendlicher sein Tageslimit bereits mit zwei kleinen Dosen eines Energydrinks.
Eine Studie im Auftrag des Bundesinstituts für Risikobewertung hat gezeigt: Die Kombination mehrerer Wirkstoffe in Energydrinks belastet das Herz stärker als Koffein allein.
Altersbeschränkung für Energydrinks?
In mehreren europäischen Staaten gibt es bereits eine Altersbeschränkung bei Energydrinks, darunter Litauen, Lettland und Polen. Die Verbraucherorganisation Foodwatch dringt auch in Deutschland auf eine gesetzliche Altersgrenze von 18 Jahren für den Kauf koffeinhaltiger Energydrinks.
Die mögliche neue Regierungskoalition aus Union und SPD zeigte sich einem Medienbericht zufolge offen für eine Altersgrenze. "Die Empfehlung des Bürgerrats eines Verkaufs von Energydrinks erst ab 16 Jahren" werde geprüft heißt es in einem Papier der Arbeitsgruppe "Ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt", das dem Magazin Politico vorlag.
Dem Bürgerrat, der im vergangenen Jahr vom Bundestag eingesetzt worden war, zufolge sollten außerdem auf den Produkten farblich klar abgehobene Warnhinweise stehen, die auf gesundheitliche Risiken von Inhaltsstoffen wie Koffein oder Taurin aufmerksam machen.
Zucker in Enerygdrinks
Viel diskutiert wird auch über den Zucker in Energydrinks. Eine kleine Dose Energydrink enthält bis zu 54 Gramm Zucker. Das ist mehr als doppelt so viel wie die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene maximale Dosis pro Tag. Ein dauerhaft erhöhter Konsum der Getränke kann also auch zu Übergewicht und Diabetes führen.
In Großbritannien gibt es seit einigen Jahren eine Zuckersteuer auf gesüßte Getränke. Experten zufolge ist das ein Anreiz den Zuckergehalt zu senken - und hilft wohl auch gesundheitlich Übergewicht zu senken.