Dichter Straßenverkehr auf dem Mittleren Ring in München.

Statt Dienstrad und Jobticket Warum es weiter mit dem Auto zur Arbeit geht

Stand: 26.03.2025 11:19 Uhr

Obwohl Diensträder oder Jobtickets immer häufiger von Firmen angeboten werden, finden sie kaum Anklang. Noch immer steigen die meisten Deutschen für den Weg ins Büro ins Auto - und Millionen nutzen die umstrittene Pendlerpauschale.

Ob für die Fahrt ins Büro oder zum Meeting: Für ihren Arbeitsweg steigen Beschäftigte einer Studie zufolge in der Regel ins Auto. Selbst im Sommer kommen mehr als zwei Drittel der Befragten mit dem Pkw oder einem Motorrad zur Arbeit, wie aus einer Umfrage des Instituts für Mobilität der Universität St. Gallen hervorgeht. Davon gaben wiederum 83 Prozent an, mit einem Verbrennerantrieb unterwegs zu sein.

Der Studie zufolge gehen mehr als 40 Prozent des gesamten Verkehrs in Deutschland auf beruflich zurückgelegte Fahrten zurück. Mit entsprechenden Angeboten könnten Arbeitgeber ihre Beschäftigten zum Umstieg auf alternative Verkehrsmittel bewegen.

Anreize für weniger Auto und mehr Alternativen

Viele Unternehmen versuchen das der Untersuchung zufolge bereits: Mehr als die Hälfte der befragten Arbeitgeber bietet Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern demnach das Job-Deutschlandticket für den öffentlichen Regional- und Nahverkehr an. Dabei erhalten die Beschäftigten meist einen Zuschuss für das ÖPNV-Abo, das regulär inzwischen 58 Euro pro Monat kostet.

Fast die Hälfte der Arbeitgeber bietet eigenen Angaben zufolge auch die Möglichkeit, ein Dienstrad zu leasen. Weitere Maßnahmen sind zusätzliche Stellplätze für E-Autos oder Fahrräder.

Welche Wünsche Mitarbeitende haben

Aus Sicht der Studienautoren sind weitere Maßnahmen möglich. Ein guter Anfang wäre demnach, die eigenen Mitarbeitenden zu fragen, welche Mobilitätsangebote sie sich wünschen.

Immerhin gaben mehr als 40 Prozent der Arbeitgeber in der Umfrage an, über die Vorstellungen und Wünsche ihrer Beschäftigten bisher nicht Bescheid zu wissen. Dabei rangieren Mobilitätsangebote unter Arbeitnehmern an zweiter Stelle - gleich nach zusätzlichen Urlaubstagen.

Was Autofahrer vermissen

Allerdings zeigt die Studie auch, dass die Bereitschaft, grundsätzlich auf andere Verkehrsmittel umzusteigen, bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eher gering ausgeprägt ist. Lediglich ein gutes Drittel der befragten Beschäftigten könnte sich das grundsätzlich vorstellen.

Diejenigen, die mit dem Auto unterwegs sind, vermissen vor allem einen dichteren Fahrplan im öffentlichen Personennahverkehr. Gäbe es diesen, wäre bei mehr als der Hälfte von ihnen die Bereitschaft zumindest etwas größer, auf Bus oder Bahn umzusteigen.

Für die Studie haben die Autorinnen und Autoren rund 1.800 Beschäftigte in Deutschland befragt sowie rund 600 Arbeitgeber.

Millionen erhalten umstrittene Pendlerpauschale

Auch die Nutzung der Pendlerpausche zeigt die Beliebtheit des Autos: 84 Prozent der Pendlerinnen und Pendler nutzten 2020 zumindest für einen Teil der Strecke das Auto. Auf ihrem Weg zur Arbeit legten die Pendler im Schnitt 28 Kilometer zurück. "Je ländlicher eine Person wohnte, desto häufiger fuhr sie zudem mit dem Auto", hieß es vom Statistischen Bundesamt.

Im Jahr 2020 erhielten insgesamt 13,8 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland die sogenannte Entfernungspauschale, so das Statistische Bundesamt. Damals betrug die Pendlerpauschale 30 Cent pro Kilometer des einfachen Arbeitsweges. Nach einer Reform im Mai 2022 liegt sie ab dem 21. Kilometer bei 38 Cent.

Pendlerpauschale nicht nur mit dem Auto

Die Pauschale kann unabhängig von der Höhe der tatsächlichen Aufwendungen in Anspruch genommen werden. Es ist egal, ob man zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto zum Arbeitsort gelangt.

In den aktuellen Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD steht eine erneute Erhöhung der Pendlerpauschale im Raum. Fachleute kritisieren die Subvention als teuer und klimaschädlich.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 26. März 2025 um 11:30 Uhr.