Smartphones auf einem Haufen

"Refurbished"-Produkte Worauf achten bei Gebraucht-Handys?

Stand: 11.03.2023 15:23 Uhr

Immer mehr Händler bieten generalüberholte Smartphones an. Damit lässt sich viel Geld sparen - doch worauf kommt es beim Kauf an? Die Stiftung Warentest hat sich die Shops genauer angeschaut.

Von Emal Atif, tagesschau.de

Wer Elektronikgeräte gebraucht kauft, spart Geld. Doch geht das auch ohne Qualitätsverlust? Sogenannte "Refurbished"-Shops sollen das ermöglichen. "Refurbished" heißt, dass die gebrauchten Geräte vor dem Verkauf professionell gereinigt und bei Bedarf repariert werden.

Die generalüberholten Smartphones sollen voll funktionsfähig sein. Kunden müssen lediglich mit ein paar Schönheitsfehlern rechnen - so zumindest das Versprechen der Shops. Aber halten sie es auch? Die Stiftung Warentest hat 45 Refurbished-Geräte aus neun Onlineshops getestet.

50 Prozent Ersparnis möglich

Das Ergebnis: Wer refurbished kauft, kann viel Geld sparen. Im Schnitt sparten die Tester rund ein Drittel des Neupreises. Die Spanne reichte von 20 Prozent bis zu 50 Prozent Ersparnis.

Ein iPhone 11 von Apple zum Beispiel war laut Stiftung Warentest mehr als 230 Euro günstiger als bei als bei einem Neukauf, ein Samsung Galaxy S20 war rund 300 Euro günstiger als das niedrigste Neukauf-Angebot. Doch muss man dafür auch bei der Qualität einbüßen?

Ergebnis überwiegend positiv

"Refurbished"-Shops unterteilen ihre Geräte in Güteklassen, die sich überwiegend auf den äußeren Zustand beziehen. Die Warentester kauften bei ihrem Test Geräte der untersten Qualitätsstufe. Kratzer und andere Gebrauchsspuren muss man hier üblicherweise in Kaufen nehmen, sie sollten aber laut Anbieter einwandfrei funktionieren.

Das Urteil der Tester: Wie angekündigt hatten die Geräte teilweise deutliche Gebrauchsspuren. Bei sieben der 45 Smartphones sei der Zustand aber deutlich besser gewesen als vom Anbieter angegeben. Der Funktionscheck von Kamera, Display, Lautsprecher und anderen Komponenten sei überwiegend positiv ausgefallen.

Neun Geräte mit Mängel

Neun Handys fielen hingegen negativ auf. Die Mängel reichten von verzerrten Lautsprechern über ein nicht löschbares Fernzugriffsprofil bis zu einem defekten Autofokus. Mit einem Gerät habe sich aufgrund einer SIM-Sperre des vorherigen Besitzers nicht einmal telefonieren lassen, bei einem anderen Gerät waren dem Test zufolge keine Sicherheitsupdates möglich. Bei den Anbietern Back Market und Rebuy seien alle Handys mängelfrei gewesen.

Bei einem Viertel der Geräte hielten die Akkus dem Bericht zufolge ähnlich lange wie bei Neugeräten des gleichen Modells. Viele "Refurbished"-Geräte hätten zwei bis drei Stunden früher schlapp gemacht.

Bei teuren Geräten lohnt es sich am meisten

"Refurbished" lohne sich vor allem bei hochwertigen Elektronikgeräten, sagt die Testleiterin Simone Vintz im Gespräch mit tagesschau.de, zum Beispiel bei der Samsung Galaxy-Reihe oder Apple-Produkten. Das gelte auch für den Verkauf eines alten Geräts. Hier finde man auch das größte Angebot.

Vor dem Kauf solle man sich die Händler genau anschauen und sie vergleichen. Im Test habe es nämlich sowohl beim Preis als auch bei der Qualität Unterschiede gegeben, so Vintz. Wichtig sei es auch, die Beschreibung der Produkte gründlich zu lesen.

Im Test habe man außerdem Preisunterschiede je nach Farbe der Geräte festgestellt. "Wer bei der Qualität auf Nummer sicher gehen will, kann eine Qualitätsstufe höher als in unserem Test kaufen", so die Expertin von Stiftung Warentest. Wenn man dazu noch flexibel bei der Farbwahl sei, könne man gute Schnäppchen machen.

"Der beste und einfachste Tipp ist, sich ausführlich mit dem Online-Shop zu beschäftigen und zu stöbern, so wie man das beim normalen Einkauf in den Regalen auch macht", sagte die Testleiterin.

Das "Refurbished"-Geschäft stehe noch am Anfang, so die Einschätzung der Expertin: "Wir sprechen hier von einem jungen Markt." Der Trend sei aber nicht mehr aufzuhalten. "Es gibt gerade unter den jungen Leuten viele, die sagen: Prima, ich spare Geld und tue was Gutes für die Umwelt", so Vintz.

Lange Smartphone-Nutzung reduziert Treibhausgase

Die Herstellung von Smartphones ist aufwändig und verursacht klimaschädliche Treibhausgase. Daher sei es sinnvoll, ein solches Gerät möglichst lange zu nutzen, erklärt Anna Zagorski, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Umweltbundesamt. Das sei der grundlegende Nutzen von "Refurbished"-Produkten für die Umwelt.

Einige Anbieter werben jedoch mit konkreten Zahlen. Hier solle man vorsichtig sein. Mehrere "Refurbished"-Plattformen sind im vergangenen Jahr von der Verbraucherzentrale Bundesverband wegen zweifelhafter Versprechen abgemahnt worden.

Mit dem Kauf von generalüberholten Smartphones lassen sich Ressourcen sparen. Wie viel genau, könne man schwer beziffern, unter anderem auch, weil durch die Ersatzteile CO2-Emissionen und Elektroschrott entstehen, erklärt Zagorski.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. Januar 2023 um 05:45 Uhr.