Klimabilanz im Versand Post fordert CO2-Label für Pakete
Eine Kennzeichnung soll Verbraucherinnen und Verbraucher über den CO2-Ausstoß beim Paketversand informieren, fordert die Deutsche Post. Ihre Konkurrenten, aber auch Umweltverbände sehen die Initiative kritisch.
Die Deutsche Post möchte, dass Paketdienstleister dazu verpflichtet werden, die Klimabilanz bei der Paketzustellung auszuweisen. Damit solle Verbrauchern der CO2-Ausstoß transparent gemacht werden, der beim Transport entsteht.
Analog zur Lebensmittelkennzeichnung
Laut Ole Nordhoff, Geschäftsbereichsleiter der Deutschen Post, könne man sich dabei an Regelungen im Lebensmittelverkauf wie etwa Tierhaltungsklassen bei Fleischprodukten oder dem Nährwert-Logo Nutri-Score orientieren. "Etwas Vergleichbares können wir uns gut in der Paketbranche vorstellen", so Nordhoff gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Mit ihrer Forderung macht die Post auch einen Vorstoß bei der Postgesetzreform, die bis Ende des Jahres beschlossen werden soll. In einem Eckpunktepapier zur Reform heißt es, dass für Nutzerinnen und Nutzer von Postdienstleistungen mehr Transparenz und Vergleichbarkeit auch beim CO2-Fußabdruck geschaffen werden soll. Bislang besteht für Verbraucher kein Überblick über den Kohlendioxid-Ausstoß pro Paket.
Vorschlag zum eigenen Vorteil?
Eine solche Kennzeichnungspflicht dürfte der Deutschen Post allerdings auch geschäftlich durchaus nutzen. Der Konzern hat beim Paketversand massiv in die Elektromobilität investiert und nach eigenen Angaben rund 23.000 Elektrotransporter im Einsatz und damit viel mehr als die Konkurrenz. Laut dem Unternehmen entstehen pro DHL-Paket in Deutschland zwischen 400 und 500 Gramm CO2 beim Transport; Schätzungen zufolge sind das rund 30 Prozent weniger als bei Wettbewerbern.
Entsprechend reserviert reagieren die Konkurrenten in ersten Stellungnahmen auf die Initiative des Marktführers. Ein Hermes-Sprecher begrüßte gegenüber der dpa zwar grundsätzlich ein Mehr an Transparenz. Die von der Post geforderte Kennzeichnungspflicht sei allerdings "nicht sinnvoll". Eine konkrete Prognose für ein individuelles Paket zu erstellen, bevor es den Logistikprozess durchläuft, sei aktuell so nicht umsetzbar. Die Frage, wie viel Kohlendioxid bei einer Paketbeförderung freigesetzt werde, sei "eine schwierige Sache".
"Klimaneutraler Versand" im Angebot
Viele Paketdienstleister beiten bereits, zum Teil gegen Aufpreis einen "klimaneutralen" Versand an. Dabei werden allerdings nicht genau bezifferte Emissionen beim Transport, etwa durch den Kauf von Emissions-Zertifikaten, kompensiert. Ein Versand ganz ohne Emssionen ist nicht möglich.
Darauf weist auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace in einer Stellungnahme hin: "Das wahre Problem beim boomenden Online-Handel ist nicht der Versand in Deutschland, sondern die Klimabelastung und Ressourcenverschwendung durch die Herstellung des Produkts an sich", so Viola Wohlgemuth von Greenpeace. Gut für das Klima sei ein nachhaltiger Konsum mit wenigen Paketen, mit Produkten, die man lange nutze.