Studie der Deutschen Post DHL Die Schlüsseltrends der Logistik
In speziellen Innovation Centern erforscht die Deutsche Post DHL die Logistik der Zukunft. Nun hat der Konzern neue Trends vorgestellt. Die aktuelle Beschwerdewelle löst das aber nicht.
Dekarbonisierung, Robotertechnik, Big Data, Diversifizierung der Lieferkette und alternative Energielösungen: Diese Zukunftstrends werden die Logistik nach Ansicht der Deutschen Post DHL in den kommenden zehn Jahren besonders stark verändern. Das ist das Ergebnis des diesjährigen "DHL Logistics Trend Radars", das auf dem Austausch mit Kunden, Forschungsinstituten, Technologieunternehmen und Start-ups beruht, wie der Konzern mitteilte.
Robuste Lieferketten, Nachhaltigkeit und Automatisierung
"Die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre haben deutlich gemacht, wie wichtig robuste Lieferketten und eine funktionierende Logistik sind", sagte Katja Busch, Chief Commercial Officer von DHL und Head of DHL Customer Solutions and Innovation. 76 Prozent der befragten Unternehmen wollen danach ihre Lieferantenbasis künftig breiter aufstellen und ihre Vertriebsnetze ausbauen. Dabei sei auch die Analyse großer Datenmengen entscheidend.
Daneben gewinne das Thema ökologische Nachhaltigkeit auch in der Logistik immer mehr an Bedeutung, hieß es weiter. So prüfen die Unternehmen derzeit etwa die Umstellung auf eine elektrische Flotte. Um der wachsenden Verbrauchernachfrage gerecht zu werden, müssen sich die Logistikfirmen laut Deutscher Post DHL außerdem mit produktivitätssteigernden Automatisierungs- und Effizienztechnologien befassen. Mobile Roboter für Innenbereiche sowie stationäre Roboter, die die Fachkräfte vor Ort unterstützen, seien nötig, um mit dem Bedarf Schritt zu halten.
Zuletzt hatten die deutschen Logistiker massive Schwierigkeiten bei den Lieferungen. Wegen Personalengpässen landeten nicht mehr alle Zustellungen in den Briefkästen der Verbraucher - oder erheblich später. Weil einige Briefe nur verspätet oder gar nicht ankamen, wandten sich in den vergangenen Monaten immer mehr verärgerte Bürger an die Bundesnetzagentur.
Bundesnetzagentur-Chef fordert mehr Sanktionsmöglichkeiten
Allein von Juli bis September waren nach Angaben der Regulierungsbehörde 11.500 Beschwerden über Post- und Paketdienstleister eingegangen. In den meisten Fällen ging es dabei um die Briefzustellung der Deutschen Post. Der Dreimonatswert war höher als die Gesamtzahl aller Beschwerden im ersten Halbjahr (8900). Zählt man alle Beschwerden der ersten drei Quartale zusammen, so sind es schon jetzt ein Drittel mehr als im ganzen Vorjahr (15.100).
Wegen der steigenden Zahlen hat Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller nun ein schärferes Schwert für seine Behörde eingefordert. "Uns erreichen im Moment ungewöhnlich viele Beschwerden", sagte der Netzagentur-Präsident der dpa. "Wir dringen auf eine zügige Verbesserung der Lage." Allerdings seien die gesetzlichen Möglichkeiten begrenzt. "Eine bessere gesetzliche Ausstattung mit Sanktionsmöglichkeiten würde uns helfen, um Missständen effektiver zu begegnen."
Bei gravierenden Mängeln leitet die Bundesnetzagentur eine sogenannte Anlassprüfung ein. Hierbei wird die Post aufgefordert, die Mängel schnell zu beseitigen, worauf das Unternehmen antworten muss. Mehr tun kann die Regulierungsbehörde jedoch nicht. Damit die Post besser wird, würden aus Sicht von Müller daher verbesserte Auskunfts- und Berichtspflichten bei temporären Mängeln helfen. Dann könnte die Behörde gegebenenfalls Zwangs- oder Bußgelder verhängen. Die geforderten Änderungen könnten in der anstehenden Postgesetz-Reform beschlossen werden.
Post verweist auf Personalmangel
Die Post begründet die Probleme in den vergangenen Monaten mit einem hohen Krankenstand in Pandemiezeiten und mit dem angespannten Arbeitsmarkt. Aufgrund sehr hoher Infektionszahlen fielen Mitarbeiter in einigen Betriebsstätten "reihenweise" aus, sagte Thomas Schneider, Betriebschef des Post- und Paketgeschäfts in Deutschland, unlängstder "Bild am Sonntag". Zudem sei es "schwieriger, gute Leute zu finden".
Man tue derzeit "alles, um weitere Mitarbeiter zu finden und hohe Ausfälle aufgrund von Corona zu kompensieren und so die gewohnte gute Qualität zu liefern", teilte eine Firmensprecherin mit. "Jeder verspätet ankommende Brief ist einer zu viel, und dafür entschuldigen wir uns bei unseren Kunden." Insgesamt stelle man immer noch mehr als 80 Prozent aller Briefe am nächsten Werktag und mehr als 95 Prozent nach zwei Tagen zu und erfülle damit den gesetzlichen Standard. "Sanktionen helfen uns in dieser herausfordernden Situation nicht."
Unterdessen forderte Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch angesichts der Beschwerdewelle gar eine Wiederverstaatlichung der Post. "Die Deutsche Post gehört in öffentliche Hand", sagte der Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Bund solle zumindest wieder Mehrheitseigentümer der Post werden, um den Unternehmenskurs bestimmen zu können. Derzeit hält der Bund über die Förderbank KfW ein Fünftel des Post-Grundkapitals. "Konzerngewinne und Kundenservice klaffen immer weiter auseinander", sagte Bartsch. "Es wird seit Jahren manches schlechter und vieles teurer bei der Post, gleichzeitig explodieren die Gewinne."
Post hebt Prognose an und erwartet starkes Weihnachtsgeschäft
Tatsächlich rechnet das DAX-Unternehmen trotz der drohenden Rezession für dieses Jahr mit mehr Gewinn als bislang. Dank eines guten Geschäfts im Sommer werde das Management seine Prognose bei der Vorlage der Zwischenbilanz am 8. November anheben, hieß es vergangene Woche aus der Konzernzentrale in Bonn. Bisher peilte Vorstandschef Frank Appel für 2022 ein operatives Ergebnis (Ebit) zwischen 7,6 und 8,4 Milliarden Euro an. Im dritten Quartal erzielte die Post nach vorläufigen Zahlen ein operatives Ergebnis von 2,04 Milliarden Euro und damit rund 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Gleichzeitig sucht die Deutsche Post DHL dringend Personal. In den vergangenen vier Wochen sind nach Unternehmensangaben schon mehr als 3000 neue Zustellkräfte eingestellt worden. Mit Blick auf die Vorweihnachtszeit sucht man aber weiterhin Verstärkung. Denn im anstehenden Weihnachtsgeschäft geht der Konzern von ähnlichen Paketmassen wie im vergangenen Jahr aus.
Man rechne an einzelnen Spitzentagen vor Heiligabend mit jeweils bis zu elf Millionen Sendungen, teilte der Konzern vergangene Woche mit. Das ist der gleiche Maximalwert wie Ende 2021. Um die weihnachtlichen Extra-Massen zu bewältigen, will die Post wie schon in den Vorjahren mehr als 10.000 Aushilfskräfte befristet an Bord holen. Das Weihnachtsgeschäft ist die wichtigste Zeit für die Paketbranche.
Mit Informationen von Till Bücker, tagesschau.de.