Bunte Ostersüßigkeiten, Schokoladeneier und Schokoladenhasen.
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Kakaopreis auf Rekordhoch Werden die Osterhasen teurer?

Stand: 26.02.2024 13:38 Uhr

Ernteausfälle und ein sinkendes Angebot treiben die weltweiten Kakaopreise von einem Rekord zum nächsten. Das könnten auch die Liebhaber von Schokolade hierzulande zu spüren bekommen. Werden die Osterhasen jetzt teurer?

Wie hat sich der Kakaopreis entwickelt?

Der Preis für eine Tonne Rohkakao steigt seit Monaten von Rekordhoch zu Rekordhoch. An der Rohstoffbörse in London kletterte er in den vergangenen Tagen über die Marke von 5.000 Pfund, aktuell kostet die Tonne bereits knapp 5.600 Pfund. Allein in den vergangenen zwölf Monaten liegt das Plus bei mehr als 160 Prozent.

Im vergangenen Jahr wies Kakao mit einem Plus von rund 70 Prozent den stärksten Preisanstieg unter den börsengehandelten Rohstoffen auf, schreiben die entsprechenden Expertinnen und Experten der Commerzbank in einer Analyse. Viele Marktbeobachtende sind der Ansicht, dass die Notierungen auch in den kommenden Monaten steigen werden. Für die Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das, dass sie sich ebenfalls auf steigende Preise für Kakao-Produkte einstellen müssen.

"Heftige Regenfälle haben große Teile der Ernte vernichtet", Klaus-Rainer Jackisch, HR, zu steigenden Kakao- und Schokoladenpreisen

tagesschau24, 26.02.2024 15:00 Uhr

Welche Rolle spielt der Klimawandel ?

Expertinnen und Experten erklären den Preissprung mit Angebotsproblemen, die durch außergewöhnliche Wetterlagen bedingt sind: Das Kakao-Angebot wird immer knapper, der Klimawandel beeinträchtigt den Anbau nach Ansicht von Fachleuten erheblich. Häufigere Extremwettereignisse wie lange Dürreperioden, Starkregen und Überflutungen haben der Umweltorganisation WWF zufolge der Qualität des Kakaos geschadet, Erträge reduziert oder Ernten völlig zerstört.

"Der Kakaoanbau hat in vielen Gebieten nur noch eine Zukunft, wenn rechtzeitig die nötigen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ergriffen werden und auf widerstandsfähige, nachhaltige Anbausysteme umgestellt wird", sagt Kerstin Weber, Umweltwissenschaftlerin beim WWF. Die Rohstoffexperten der Commerzbank rechnen damit, dass der Kakaomarkt auch im laufenden Erntejahr 2023/24 ein Angebotsdefizit aufweisen werde, es wäre das dritte in Folge. 

Wo wird am meisten Kakao angebaut?

In den beiden wichtigsten Produktionsländer, Ghana und Elfenbeinküste, wird rund 60 Prozent des weltweiten Kakaos produziert. Die Elfenbeinküste ist der weltweit größte Kakaoproduzent. Beide Länder kämpfen derzeit mit gravierenden Ernteproblemen. Brancheninsider rechnen damit, dass die Produktion in Ghana in dieser Erntesaison um rund 40 Prozent sinken könnte. Und von der Elfenbeinküste wird berichtet, dass an ihren Häfen im Februar 32 Prozent weniger Kakaobohnen angekommen sind als im Februar des Vorjahres.

Neben Wetterphänomen gibt es auch andere Gründe für das sinkende Angebot. Zum einen wird die Ernte durch Pflanzenkrankheiten belastet. So führen längere Regenperioden zur Ausbreitung von CSSVD. Das Virus, das von Blattläusen verbreitet wird, führt zum Absterben der Kakaobäume.

In Ghana sind laut Weber bereits 17 Prozent aller Anbauflächen betroffen, auch auf die Elfenbeinküste greift CSSVD demnach über. Da Kakaobäume nicht resistent seien, bestehe die einzig wirksame Behandlung darin, infizierte Bäume zu fällen und neue zu pflanzen, sagt die WWF-Expertin.

Was bedeutet das für Verbraucher?

Die kräftig angestiegenen Preise dürften bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern ankommen, da die Preise für die Herstellung von Schokoladenwaren naturgemäß am Rohstoffpreis hängt. Gestiegene Kakaopreise hätten dazu geführt, dass die Herstellung von Ostereiern teurer geworden ist, schreibt Jeremy Naylor, Analyst beim Broker IG.

Davon sind natürlich viele Menschen auch hierzulande betroffen: Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Schokoladenwaren in Deutschland lag 2023 laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) bei 9,3 Kilo.

Die Süßwarenbranche beklagt längst die stark gestiegenen Kosten. EU-Zucker war 2023 laut BDSI 72 Prozent teurer als im Vorjahr, Kakaobutter legte um 52 Prozent zu, Kakao um 43 Prozent. Die jüngsten Preisentwicklungen sind in diese Berechnungen noch nicht komplett enthalten.

"Ein Kilo Kakao ist knapp drei Euro teurer als noch vor einem Jahr. Was das für die Herstellungskosten einer 100-Gramm-Schokoladentafel bedeutet, die zwischen 35 und 70 Prozent Kakao enthält, kann sich jeder selbst ausrechnen, aber wir bewerten aktuell gesamthaft die Situation", kommentiert ein Sprecher des Schokoladenherstellers Ritter Sport die aktuelle Situation.

Wie reagieren die Hersteller?

Seitens der Hersteller ist noch unklar, wie die Reaktion auf die gestiegenen Kakaopreise ausfallen wird. Lebensmittelkonzerne wie Mondelez ("Milka") teilen dazu lediglich mit, die Festsetzung der Endverbraucherpreise liege in der Verantwortung des Lebensmitteleinzelhandels.

Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé schließt weitere Preissteigerungen wegen teurerer Rohstoffe wie Kakao und Robusta-Kaffee nicht aus, wie Deutschland-Chef Alexander von Maillot unlängst sagte.

Der Handel ist beim Thema Preise ebenfalls zurückhaltend. Aus Wettbewerbsgründen will man dazu und zu den Verhandlungen mit Herstellern nichts sagen. Die weltweite Nachfrage sei deutlich größer als das Angebot, sagt ein Sprecher der Supermarktkette Rewe. Dennoch lasse sich "nicht per se ableiten, dass Schokolade oder kakaohaltige Produkte" teurer werden. Gründe seien der intensive Preiswettbewerb, laufende Verträge, Bevorratungen der Hersteller und der tatsächliche Kakaoanteil.

Werden Osterhasen und Ostereier kleiner?

Einen Hinweis auf mögliche Konsequenzen des Preisanstiegs gibt IG-Experte Naylor: Um diesen Preisanstieg zu bewältigen, könnten einige Unternehmen, die Ostereier herstellen, beschließen, die Eier kleiner zu machen. "Auf diese Weise können sie sie immer noch zu einem Preis verkaufen, den sich die Menschen leisten können" lautet Naylors Einschätzung. Dies werde als "Shrinkflation" bezeichnet. "Wenn Sie also dieses Jahr Ostereier kaufen, wundern Sie sich nicht, wenn sie kleiner als üblich sind", stellt er fest.

Armin Valet, Lebensmittel-Experte der Verbraucherzentrale, kann sich ebenfalls vorstellen, dass die klassische Tafel kleiner wird. Valet untersucht seit Jahren Produkte, die bei gleichen oder steigenden Preisen schrumpfen. Zuletzt landeten viele Süßwaren auf seiner Liste. "Die Hersteller und Händler wissen, dass Verbraucher bei Genussprodukten wie Schokolade weniger auf den Preis schauen. Deshalb erhöhen sie besonders gern die Preise", so Valet.

Und er stellt fest, dass in der Vergangenheit Schokolade auch ohne gestiegene Rohstoffpreise regelmäßig teurer geworden sei. "Vor gut 20 Jahren kostete die Tafel 99 Pfennig, aktuell 1,49 Euro. Der Preis hat sich also verdreifacht."