Energiekrise Begehrtes Brennholz
Die Preise für Brennholz steigen - die Nachfrage ist dieses Jahr riesig. Wo kommt der Nachschub her? Wo wird das Holz verfeuert? Und wie ist dabei die Klimabilanz? Antworten auf einige Fragen.
Wie entwickelt sich die Nachfrage?
"Die Nachfrage ist extrem hoch", sagt Jörg Sellig, Holzhändler in Frankfurt am Main. Ein Hauseigentümer aus Südhessen berichtet, sein Holzhändler lehne neue Kunden ab. Altkunden bekämen nur die Menge zugeteilt, die sie in den Vorjahren gekauft hätten.
Seit Jahren werden immer mehr Holzöfen eingebaut. Das sind einerseits Kaminöfen, die richtiges Holz verbrennen und meist als Zusatzheizung genutzt werden. Andererseits Zentralheizungen: Im ersten Halbjahr 2022 arbeitete knapp jede zehnte neue Zentralheizung mit Holz. Bei Pelletheizungen werden aus Sägespänen gepresste Drops verbrannt, bei Hackschnitzel-Heizungen direkt Reste der Holzverarbeitung.
Für Holz-Zentralheizungen werden vor allem Abfälle aus Sägewerken verwendet. Wurden in Deutschland vor 10 Jahren noch 4,8 Millionen Tonnen Pellets und Hackschnitzel hergestellt, waren es im vergangenen Jahr schon 9,2 Millionen Tonnen. Der Anteil der Hackschnitzel sinkt; Pellets sind Trumpf. Unterm Strich wird knapp ein Zehntel der Ware exportiert.
Wie kommt das Angebot hinterher?
In Wohnzimmeröfen müssen richtige Scheite verbrannt werden. Das kann Holz sein, das sonst zu nichts taugt. Wälder sind durch Trockenheit, Wärme und Käferbefall geschwächt. Dieses "Schadholz" ist für die Bau- und Möbelbranche unbrauchbar, gibt aber gutes Brennholz.
Der Einschlag von Feuerholz schwankte im vergangenen Jahrzehnt lange zwischen 9,5 und elf Millionen Kubikmetern. In den vergangenen Jahren gingen die Zahlen beständig hoch: 2021 waren es knapp zwölf Millionen Kubikmeter. Das entspricht grob kalkuliert 6,5 Millionen Tonnen Brennholz.
Außenhandel spielt bei Brennholz praktisch keine Rolle. Ein paar Zehntausend Tonnen wurden 2021 aus der Ukraine, Weißrussland und Polen importiert; deutlich weniger verkauften deutsche Händler in Nachbarländer. Selbst wenn dieses Jahr der Import aus der Ukraine und Weißrussland ausgeblieben sein sollte, dürfte das durch Produktion in Deutschland ausgeglichen werden.
Doch insgesamt ist die Nachfrage deutlich stärker gestiegen als die Produktion. Brennholz und Holzpellets sind im deutschen Markt innerhalb eines Jahres um 86 Prozent teurer geworden.
Sind Holzheizungen klimaneutral?
Ob Holz zu den erneuerbaren Energien gezählt werden kann, ist strittig. Produzenten versichern, Holz sei klimaneutral. Beim Verbrennen werde nur so viel CO2 frei, wie der Baum zuvor gespeichert habe. Durch Aufforsten bleibe die Speicherkapazität erhalten.
Wolfgang Lucht vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung nennt das eine "Milchmädchenrechnung". Die Verarbeitung des Brennholzes erzeuge zusätzliches CO2, so dass Holzheizungen weit schädlicher seien als Kohle, Öl oder Gas. Holzeinschlag gehe viel schneller als Wuchs neuen Waldes. Brennholz war "lebendiges Material in der Landschaft", sagt Lucht.
Gibt es mehr Holzklau?
Einige Staatsforstbehörden klagen über drastisch mehr Diebstähle. "Auch im größeren Stil" sei in den vergangenen Wochen gestohlen worden, berichtet etwa die Sprecherin von Hessen-Forst. Auf Nachfrage heißt es, zu aktuellen Mengen habe die Behörde derzeit keinen Überblick. Sämtliche verschwundenen Bestände würden als Diebstahl erfasst. "Fehlmengen können aber auch entstehen, wenn zum Beispiel ein Rücker versehentlich nicht das ganze Holz aus dem Bestand holt". Als Rücken wird der Transport gefällter Bäume im Wald zu den Forstwegen bezeichnet.
Forstbehörden mehrerer Bundesländer versuchen, mögliche Diebe abzuschrecken. Bereitliegendes Holz werde mit getarnten GPS-Trackern versehen. Ihr Einsatz habe zu deutlich mehr Strafanzeigen geführt, berichtet Hessen-Forst. Obwohl gestohlenes Holz getrackt werden soll, werden kaum Täter ermittelt. Seit 2018 wurden von Hessen-Forst 81 Strafanzeigen gestellt. Nur vier Taten konnten aufgeklärt werden.
Dieses Jahr hat Hessen-Forst erst eine Diebstahlsanzeige erstattet. Presseberichten zufolge dürfte es sich um eine Lasterfuhre bei Hanau im Wert von 4000 Euro gehandelt haben. Aus der Branche ist zu hören, dass zwar immer wieder Holz verschwindet, es sich aber meistens um kleine Mengen handelt. Die amtliche Kriminalstatistik führt Holzdiebstahl nicht gesondert auf.