Rekordanstieg der Kosten So teuer wird das Heizen
Mindestens 500 Euro mehr müssen Bewohner einer durchschnittlichen Wohnung einer aktuellen Analyse zufolge in diesem Jahr für das Heizen mit Gas oder Öl zahlen. Doch auch Holz ist erheblich teurer.
Schon im vergangenen Jahr mussten Verbraucher fürs Heizen deutlich mehr zahlen - in diesem Jahr setzt sich der Preisanstieg rasant fort. Nach einer Untersuchung der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online dürfte sich das Heizen einer durchschnittlichen 70-Quadratmeter-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus mit Erdgas und Heizöl jeweils um deutlich mehr als die Hälfte verteuern - um 67 Prozent bei Erdgas und 53 Prozent bei Öl. Das wären beim Gas 550 Euro mehr im Jahr, bei Öl knapp 500 Euro.
Abrechnungen im kommenden Jahr
"Solch ein starker Anstieg der Heizkosten wurde seit der ersten Veröffentlichung des Heizspiegels im Jahr 2005 noch nie verzeichnet", sagte co2online-Geschäftsführerin Tanja Loitz der Nachrichtenagentur dpa. "Was im Durchschnitt schon sehr viel ist, kann im Einzelfall auch noch deutlich mehr sein."
Zudem kämen die höheren Kosten bei vielen Haushalten erst mit der Abrechnung im kommenden Jahr an. "Darauf sollten sich die Haushalte rechtzeitig einstellen und entsprechend handeln." Grundlage für die Analyse sind eigenen Angaben zufolge mehr als 190.000 Abrechnungen für das Jahr 2021 sowie aktuelle Preis- und Wetterdaten.
Holz verteuert sich um über 50 Prozent
Schon für 2021 hatte co2online bei Gas und Öl Kostensteigerungen von 20 Prozent (Erdgas) beziehungsweise 51 Prozent (Heizöl) verzeichnet. Während die Kosten für Holzpellets damals aber noch vergleichsweise stabil blieben, ist auch dieser Energieträger der Analyse zufolge im laufenden Jahr von deutlichen Preissteigerungen betroffen: Um 54 Prozent verteure sich das Heizen mit Holz.
Zwar kam Holz im vergangenen Jahr dem Statistischen Bundesamt zufolge nur bei 3,6 Prozent der Neubauten als primäre Heizenergiequelle zum Einsatz. Durch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Gaspreise könnte sich das jedoch ändern: Die Nachfrage nach Öfen und Heizungen, die mit Holz oder Pellets betrieben werden, ist groß. Zusätzlich gibt es nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über elf Millionen sogenannte Einzelraumfeuerstätten wie zum Beispiel Kaminöfen.
Allerdings sind sowohl Brennholz als auch Holzpellets erheblich teurer geworden. Ein Grund dafür sind neben der hohen Nachfrage die gestiegenen Beschaffungs- und Transportkosten in der Holzindustrie.
Netzagentur-Chef ruft zum Energiesparen auf
Das Beratungsunternehmen sieht derweil aber noch große Einsparpotenziale. "In einer Wohnung mit 70 Quadratmetern und Gaszentralheizung im Mehrfamilienhaus liegt das Sparpotenzial im Schnitt bei 640 Euro pro Jahr", teilte co2online mit. Noch verbrauchten 90 Prozent aller Haushalte zu viel Heizenergie. "Die meisten Menschen schätzen ihren Verbrauch und den Einfluss schon kleinster Maßnahmen auf die Kosten falsch ein." Dazu zählt etwa das Absenken der Systemtemperatur der Heizkörper oder die Anpassung der Einstellungen an die individuellen Gegebenheiten.
Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, ruft die Privathaushalte in Deutschland weiter zum Energiesparen auf. "Es geht um die Reaktion in den 28 Millionen Haushalten, die in der nächsten Heizperiode jeden Tag aufs Neue die individuelle Entscheidung treffen müssen, wie hoch sie die Heizung drehen und wie viele Räume sie beheizen", sagte Müller der "Augsburger Allgemeinen".
Klar sei, dass man mindestens 20 Prozent Einsparungen brauche, um durch den Winter zu kommen. Bereits wenige sehr kalte Wochen würden die Gasverbräuche stark steigen lassen. Für Entwarnung gebe es also keinen Anlass. "Alles hängt davon ab, wie wir auf die Temperaturen reagieren", so Müller. Die Bundesnetzagentur will Ende des Monats erste Statistiken dazu veröffentlichen.