Folge der Energiekrise Mehr Holzklau in deutschen Wäldern
In deutschen Wäldern wird mehr Holz geklaut. Grund sind die hohen Energiepreise und Brennholzmangel. Forstämter reagieren mit mehr Kontrollen, Waldeigentümer berichten von immer dreisterem Diebstahl.
"Man kommt mit einem kleinen Anhänger", sagt Adalbert Koch vom Regionalforsamt Münster. "Man kommt mit einer Motorsäge und schneidet sich den Stamm klein und lädt auf und ist weg." Solche Aktionen dauern rund zwanzig Minuten, so Koch. Und die kommen immer häufiger vor. Im Regionalforstamt Münster mehren sich die Meldungen über Holzklau im Wald. Vielen sei es wohl nicht bewusst, aber das sei illegal. Das Holz gehört den Waldbesitzern. Wer hier einfach auflädt, macht sich strafbar. "Wir haben hier bei uns im Forstamt rund 85 Prozent Privatwald", sagt Koch. "Es ist also nicht der Bürgerwald, bei dem man denken könnte, das Holz ist auch mein Holz. Das ist definitiv Diebstahl."
Ganze Lkw-Ladungen abtransportiert
"Es wurden auch schon einzelne professionelle Holzdiebe angezeigt, die ganze Lkw-Ladungen im Wald geklaut haben", heißt es vom Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen. Das knappe Angebot dürfe aber nicht dazu verleiten, sich im Wald selbst zu bedienen. Holzdiebstahl sei kein Kavaliersdelikt, sagt Gero Hütte-von Essen, Fachbereichsleiter bei Wald und Holz NRW: "Ein unerlaubtes Entwenden von Holz aus dem Wald oder Fällen von Bäumen, deren Holz dann mitgenommen wird, ist rechtlich gesehen Diebstahl und damit eine Straftat. Diese kann mit hohen Geldstrafen und in besonderen Fällen sogar mit Freiheitsstrafen geahndet werden."
Deshalb setzt Wald und Holz NRW stichprobenhaft GPS-Tracker-Technik ein. Richtig angewendet, können damit Holzdiebe auf frischer Tat erwischt werden, erhofft sich die Behörde. Wird der Stamm bewegt, löst der Sender beim Besitzer einen Alarm aus, und die Route, die der Dieb nimmt, kann genau verfolgt werden.
Schlecht für die Umwelt und den Wald
Förster berichteten auch von Menschen, die unbedarft trockenes, am Boden liegendes Holz sammelten und mitnähmen, um es als Brennholz zu nutzen, sagt Nicole Fiedler von Wald und Holz NRW. "Das sind lokale Häufungen, dass Menschen einfach in den Wald hineingehen und dort Holz vom Waldboden einsammeln, um es mit dem Fahrrad oder Pkw-Anhänger mitzunehmen." Auch hier sei den Menschen wohl nicht bewusst, dass sie damit eine Straftat begehen.
Außerdem schaden sie damit dem Wald. Das herumliegende Holz ist wichtig für den Erhalt des Ökosystems. Dieses Totholz ist zum einen Nahrung und Lebensraum für verschiedene Kleinstlebewesen. Es speichert noch CO2 und Feuchtigkeit. Bei seiner Zersetzung werden wichtige Nährstoffe an den Waldboden zurückgegeben, die wichtig für das Wachstum der Pflanzen sind. Ist ein Wald Naturschutzgebiet, ist es meist zum Schutz von Tieren und Pflanzen auch generell verboten, die Wege zu verlassen.
Renaissance des Brennholzes
Durch die zuletzt steigenden Preise im Energiebereich hat das Brennholz und dessen Verwendung eine Renaissance erlebt. Deswegen ist auch Holz momentan teuer und begehrt. Viele Händler beliefern nur noch ihre Stammkunden, die Preise steigen weiter. Während der Festmeter im vergangenen Jahr bei 60 bis 70 Euro lag, liegen jetzt manche Angebot bei bis zu 200 Euro.
Der Waldeigentümerverband AGDW in Berlin spricht von Schäden in Millionenhöhe durch Holzdiebe. In einigen Fällen ist das Sammeln von Brennholz jedoch gestattet. Das erfährt man in den Landeswaldgesetzen der jeweiligen Bundesländer. So kann es beispielsweise erlaubt sein, in bestimmten Abschnitten im Wald Brennholz zu sammeln. Darüber hinaus kann auch das Mitnehmen einer bestimmten Maximalmenge an Brennholz erlaubt sein. In einigen Kommunen ist es gestattet, selbst Brennholz von speziell dafür gefällten Baumstämmen zu sägen. Dafür braucht es allerdings einen Selbsterwerbschein, den man vom zuständigen Forstamt ausgestellt bekommt.