Neues Förderprogramm der KfW Familien sollen günstige Hauskredite erhalten
Der Bund startet ein neues Förderprogramm für den Neubau von klimafreundlichen Häusern. Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen können ab Juni Kredite der KfW zu niedrigen Zinssätzen bekommen. Doch es gibt auch Kritik.
Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen können für den Bau oder den Kauf eines neuen klimafreundlichen Hauses ab Juni zinsgünstige Kredite von der staatlichen Förderbank KfW erhalten. Zum Start gilt für einen Kredit mit bis zu 35 Jahren Laufzeit und zehn Jahren Zinsbindung ein Zinssatz von 1,25 Prozent, kündigte Bauministerin Klara Geywitz (SPD) heute an. Dieser ist deutlich günstiger als die marktüblichen Zinsen von aktuell rund 3,5 Prozent.
Das Förderprogramm "Wohneigentum für Familien" (WEF) gilt als Nachfolger des Baukindergelds und soll bei der Eigentumsbildung unterstützen. Eine Familie mit zwei Kindern könne beim Bau eines besonders klimafreundlichen Hauses rund 40.000 Euro sparen, erklärte Geywitz. "Das neue Programm ist für Eigentümer eine verlässliche Stütze und macht damit klimafreundliche Bauprojekte plan- und bezahlbar."
Einkommensgrenze erhöht sich bei weiteren Kindern
Die neue Förderung können Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind bekommen. Dabei dürfen sie maximal ein zu versteuerndes Haushaltseinkommen von 60.000 Euro haben. Mit jedem weiteren Kind erhöht sich diese Grenze um 10.000 Euro. Geywitz zufolge hat sich ihr Ministerium bei der Einkommensgrenze am Durchschnittseinkommen der Antragsteller beim Baukindergeld orientiert, das unter 60.000 Euro gelegen habe.
Union hält die Einkommensgrenze für viel zu niedrig und kritisiert, dass es sich nur eine Darlehensförderung handelt. "Das können sich junge Familien nicht leisten - auch mit mittleren Einkommen nicht", sagte Ulrich Lange, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. "Zumal es ja keine echte Förderung ist, es sind ja nur zinsvergünstigte Darlehen. Sie sind nicht eigenkapitalersetzend, sie helfen den Menschen an dieser Stelle nicht."
Der Wohnungsmarktforscher Matthias Günther vom Pestel-Institut sagte der "Funke Mediengruppe": "Wer diese Förderung in Anspruch nehmen will, braucht ein niedriges Einkommen und muss gleichzeitig vermögend sein." Auch Michael Neumann vom Kreditvermittler Dr. Klein kritisierte, die geforderten Standards für Energieeffizienz könnten sich trotz Förderung nur wenige leisten.
Günstige Kredite von bis zu 240.000 Euro möglich
Eine weitere Voraussetzung für die vergünstigten Kredite ist, dass die Familie das Haus selbst bewohnen will - und nicht schon anderes Wohneigentum hat. Ferienwohnungen und Zweitwohnsitze werden nicht gefördert. Wie hoch die Förderung ausfällt, ist zum einen abhängig von der Zahl der Kinder. In der niedrigeren Förderstufe kann eine Familie mit ein oder zwei Kindern maximal 140.000 Euro zinsgünstig aufnehmen. Diese Summe steigt bis auf 190.000 Euro bei fünf Kindern.
Zum anderen spielt die Energieeffizienz eine Rolle. Die Kredite gibt es nur für Neubauten mit geringem "CO2-Fußabdruck", damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreicht. Konkret müssen sie mindestens den Standard EH40 erfüllen. Das bedeutet, dass das Gebäude nur 40 Prozent der Energie verbrauchen darf, die ein Standardhaus benötigt.
Wer noch klimafreundlicher baut und damit das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude erfüllt, kann mit ein oder zwei Kindern 190.000 Euro bekommen, mit fünf Kindern bis zu 240.000 Euro. Kritisiert wird jedoch, dass das zum Bau eines Hauses in den allermeisten Gegenden in Deutschland nicht ausreicht.
Günstige Kredite können auch Käufer von neugebautem klimafreundlichem Wohneigentum bekommen. Die Gebäude müssen dafür innerhalb von einem Jahr nach Bauabnahme erworben werden und ebenfalls die Klima- und Effizienzstandards erfüllen. Doch auch hier gibt es Kritik. "Mit der aktuellen Einkommensgrenze ist es in vielen Städten schlicht nicht mehr möglich, eine Immobilie zu erwerben, die gefördert wird", erklärte der Zentralverband des Baugewerbes. "Die Kaufpreise sind für viele potenzielle Bauwillige einfach zu hoch."
Städte schränken Bau von Einfamilienhäusern ein
Wer einen günstigen Kredit beantragen will, muss mit einem Energieeffizienz-Experten zusammenarbeiten. Dieser prüft und bestätigt, dass die Anforderungen eingehalten sind. Der Kredit wird dann noch vor Baustart bei einer Bank, Sparkasse, Bausparkasse oder einem Finanzvermittler beantragt. Für dieses Jahr stehen laut Geywitz mindestens 350 Millionen Euro bereit, um die günstigen Kredite zu ermöglichen. Eine Summe für die Folgejahre könne sie noch nicht nennen, da am Bundeshaushalt für 2024 in der Regierung noch gearbeitet werde.
Das Förderprogramm ist auch eine Reaktion auf die zuletzt gesunkenen Zahlen beim Neubau von Einfamilienhäusern. Wegen der stark gestiegenen Zinsen und hohen Materialkosten habe es eine erhebliche Verunsicherung bei den Bürgerinnen und Bürgern gegeben, so Geywitz. "Das hat natürlich sehr viele Kalkulationen auch von Familien über den Haufen geworfen. Und hier setzt diese neue Förderung an."
Das freistehende Einfamilienhaus steht allerdings schon länger in der Kritik, da es viel Platz braucht, gleichzeitig aber nur vergleichsweise wenigen Menschen Wohnraum bietet. Daher wollen Städte wie Münster den Bau solcher Gebäude aus Klimaschutzgründen und aufgrund knapper Flächen einschränken. In anderen Teilen Deutschlands gibt es bereits Regelungen dazu.