Gütesiegel Fair Toys Spielen mit gutem Gewissen
Viele Überstunden, schlechte Bezahlung, schädliche Rohstoffe: Die Spielzeugproduktion hat nicht den besten Ruf. Das soll sich ändern - mit Hilfe eines Siegels für fair produziertes Spielzeug.
Ein bunter Spielzeugbagger sieht harmlos aus, hat es aber in sich. Das Material bis hin zur kleinsten Schraube liefert wichtige Informationen: Besteht der Bagger aus erdölbasiertem Kunststoff oder Recycling-Material? Sind die Rohstoffe gesundheitsschädlich oder ungiftig?
Der Bagger erzählt aber auch von den Bedingungen, unter denen er gefertigt wurde: Mussten die Arbeiter oft Überstunden machen? Können sie von ihrem Lohn leben? Bekommen sie Krankengeld?
Anna Grasemann und Patric Kügel vom Verein Fair Toys Organisation arbeiten dafür, dass Spielwaren fair hergestellt und gehandelt werden.
Arbeits- und Umweltstandards verbessern
Geht es nach dem Verein Fair Toys Organisation aus Nürnberg, so wird der Hersteller des bunten Spielzeugbaggers diese und weitere Fragen freiwillig beantworten. Und er lässt sich vom Verein in die Bücher schauen: Sorgt das Unternehmen wirklich für faire und gesunde Arbeitsbedingungen? Und werden festgestellte Schwachstellen beseitigt?
Wenn die Antwort darauf ja heißt, gibt es für das Unternehmen das "Fair Toys"-Siegel. In diesem Jahr sollen es die ersten Spielzeughersteller erhalten. "Das Siegel steht dafür", erklärt Geschäftsführerin Anna Grasemann, "dass ein Unternehmen die Themen von Arbeits- und Umweltstandards bei sich verankert hat, dass sie wirklich eine zentrale Rolle spielen."
Die Prinzipien der Fair Toys Organisation, zu denen sich die Mitglieder verpflichten.
Vorbild ist die Textilwirtschaft
Vorbild für das neue "Fair Toys"-Siegel ist die Textilwirtschaft, die ein Siegel für faire Arbeitsbedingungen verleiht und überprüft. Auch hier gab es zunächst viele Jahre viel Kritik an den Textilfabriken in Asien, bis sich als Reaktion darauf die Fair Wear Foundation (FWF) gründete.
Auch diese gemeinnützige Organisation überprüft die Lieferketten von Firmen und arbeitet an Verbesserungen, insbesondere für diejenigen, die an den Nähmaschinen sitzen. Bei der FWF sind unter anderem mehr als 80 Hersteller aus zehn Ländern Mitglied, die ihre Marken weltweit vertreiben.
Schon einige Akteure im Boot
So weit ist die Fair Toys Organisation noch nicht. Noch ist der Verein sehr klein, der Stand auf der diesjährigen Nürnberger Spielwarenmesse winzig. Aktuell sind lediglich 16 deutsche Spielzeughersteller dabei, etwa Zapf Creation oder Heunec.
Daneben gehören der Verband der Deutschen Spielwarenindustrie DVSI, mehrere Nichtregierungsorganisationen, die Kirchen, das Nürnberger Spielzeugmuseum und die Städte Nürnberg und Fürth zu den Gründungsmitgliedern.
"Das Siegel ist eine Initialzündung"
Ganz bewusst haben sich für den Verein viele verschiedene Akteure zusammengetan - die Glaubwürdigkeit des Siegels soll möglichst groß sein. "Wir wollten nicht mehr gegeneinander arbeiten, sondern gemeinsam dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen in der Spielzeugindustrie besser werden", sagt der Geschäftsführer des DVSI, Uli Brobeil.
Er ist überzeugt, dass das gelingt und dass der Handel in ein paar Jahren vor allem Produkte mit Siegel im Sortiment haben will. "Das Siegel ist dafür eine Initialzündung", glaubt er.
Spielzeug dürfe nicht mehr als unschuldig betrachtet werden, meint auch die Leiterin des Nürnberger Spielzeugmuseums, Karin Falkenberg. Teddybär, Spieluhr oder Puppenhaus würden immer von der Gesellschaft beeinflusst und geformt. "Spielzeug ist politisch, Spielzeug ist nicht unschuldig", so Falkenberg. Auch der bunte Spielzeugbagger ist es nicht.