Tourismus in New York "Haben die Lichter für euch angelassen"
19 Monate lang durften Europäer pandemiebedingt nicht in in die USA einreisen. Heute wird der sogenannte Travel Ban aufgehoben. New Yorks Tourismusbranche hofft auf einen Ansturm und Milliardeneinnahmen.
"Oh my gosh, it's times square!" - die New Yorkerin Courtney kann es nicht erwarten, die Freudenrufe der Besucher aus Europa wieder zu hören, die sie ausstoßen, wenn sie den Times Square das erste Mal mit eigenen Augen sehen. "Es ist gut, viele verschiedene Kulturen hier zu haben. Die Leute fragen nach dem Weg und so. Diese Interaktion macht Spaß. Das ist Teil des Lebens in New York." Eine andere New Yorkerin namens Ariana stimmt ihr zu: "Ich fühle, dass das Leben zurückkommt. Und es ist toll, die Leute wiederzusehen und wie sie New York genießen!"
Der Broadway strahlt in neuem Glanz
Der Broadway ist schon mal vorgeprescht - und hat sich geliftet. Nicht nur 25 Shows sind zurück. Besucher können am Times Square zwischen Riesen-Schneekugeln mit Musical-Themen wandeln. Noch fehlen die Schlangen vor den berühmten Ticket-Kiosks unter der rot beleuchteten Treppe, auf der die Newcomer bald wieder fürs Instagram-Foto posieren. "Broadway is back", trumpft ein Schriftzug darauf.
Lasst die Show beginnen, sagt auch Tom Harris von der Times Square Allianz. Die Besuchersperre hat nicht nur den Musicals ein tiefes Loch in die Kasse gerissen. In der Hochphase 2019 hatten die Touristen noch 47 Milliarden Dollar im Big Apple gelassen. Nun wirbt New York mit einer Millionen-Kampagne, um sie zurückzuholen. "Die Touristen finden etwas vom alten Times Square, den sie kennen", verspricht Harris. "Aber wir haben uns auch weiterentwickelt. Wir haben hier einen Ort geschaffen, an dem sie neue Erfahrungen machen und an dem sie sich sicher und wohl fühlen und genießen, was die Stadt zu bieten hat."
An jeder Ecke der Geruch von Gras
Zum Beispiel einen neuen Duft: Seit der Staat New York im April das Rauchen von Marihuana erlaubt hat, ist Manhattan vernebelt. Entspannt gehen die Menschen dort auch mit dem gewachsenen Rattenvolk um. In Folge des langen Lockdowns und der fehlenden Touristenabfälle zogen sie auf der Jagd nach Futter auf die belebten Straßen.
"Für eine Weile war es schön, dass es so still war und wir die Stadt für uns hatten", sagt ein New Yorker namens Tristan, "aber es ist gut, die Leute zurückzuhaben. Besonders, weil der Tourismus in den letzten Jahren so hochgeschossen ist. Und ihn einfach abzuschneiden, war ein großer Schock."
Souvenirverkäufer und Restaurants sind bereit
"I love New York" - Verkäufer Ben hat mit dem Logo schon mal seine Regale gefüllt: Tassen, T-Shirts, Kappen waren 19 Monate lang Ladenhüter in seinem Souvenirshop. Wenn die Touristen aus Deutschland und Co. kommen, steht er in den Startlöchern. "Wir hoffen, dass es ab Mitte November besser wird. Und Dezember noch stärker. Wenn das Geschäft bis zum Ende des Jahres nicht wieder richtig läuft, dann werden mehr Geschäfte geschlossen."
Auf den Boost hofft auch die Gastronomie, sagt Andrew Riggie vom Hotel- und Gaststättenverband: "Wenn unsere Freunde aus Europa wiederkommen, gibt uns das einen Push." Die New Yorker Restaurants warteten sehnsüchtig darauf, dass die Deutschen, Franzosen und Italiener zurück in die City kommen. Doch sie sollten Geduld mitbringen, warnt Riggie: "Es gibt unglücklicherweise einen Mangel an Arbeitskräften im Restaurantgewerbe. Einige Lokale haben verkürzte Öffnungszeiten, sie bieten kleinere Speisenkarten an."
Doch auch in dieser Phase sei New York besonders, meint New Yorkerin Courtney: "Wir sind kein Ort, den man vergisst, und es ist gut, dass die Leute das erleben." Und Tom Harris vom Times Square versichert den Besuchern: "Wir stehen bereit. Wir haben die Lichter für Euch angelassen."