Neue Zentrale in New York "Die Deutsche Bank möchte hier sein"
Die Deutsche Bank hat in New York eine neue US-Zentrale bezogen. Bankchef Sewing will das als Signal verstanden wissen: als Zeichen des Anspruchs als globales Institut, aber auch als Zeichen einer Neuausrichtung.
Vorstandschef Christian Sewing war extra nach New York gekommen, um persönlich das Band bei der "Ribbon Cutting Ceremony" durchzuschneiden. Der Umzug vom Hochhaus an der Wall Street in das wesentlich kleinere Time Warner Center am Columbus Circle ist für die Deutsche Bank ein harter Schnitt - und der Neustart auf dem US-Markt. "Amerika ist der zweitgrößte Markt für die Deutsche Bank nach unserem Heimatmarkt Deutschland", sagt Sewing im Interview mit dem ARD-Studio New York. Mit dem neuen Gebäude habe die Bank ein starkes Signal setzen wollen, dass sie hier sei, hier bleibe und eine gewichtige Rolle spielen wolle. "Das zeigt auch die Neuausrichtung, das zeigt auch die Gesamtveränderung, die wir bislang getätigt haben."
Das Image ist noch immer beschädigt
Die Veränderungen im Zuge dieser Neuausrichtung waren gewaltig. Nach einer beispiellosen Skandalserie wurde im Sommer 2019 Tausenden Mitarbeitern gekündigt. Es gab Spekulationen, die Deutsche Bank könnte sich ganz aus den USA zurückziehen. Stattdessen wagt das Geldhaus jetzt einen Neuanlauf. Sewing spricht von einer Fokussierung auf die Kernstärken der Bank in den einzelnen Märkten: "Natürlich in Deutschland, unserem Heimatmarkt, aber auch hier in Amerika. Und da, wo wir stark sind, da, wo wir relevant sind für den Kunden sind, da wollen wir antreten", betont der Bank-Chef.
Das habe aber auch bedeutet, dass man sich von einigen Dingen habe verabschieden müssen, um dort zu investieren, wo die Deutsche Bank eine führende Marktposition habe - und genau dieses Vorgehen zahlt sich nach Sewings Einschätzung jetzt aus.
Milliarden Dollar an Strafzahlungen
Dabei ist das Image der "Teutschbänk", wie sie in New York genannt wird, nach wie vor schwer beschädigt: toxische Hypotheken, Manipulation des Interbankenzinssatzes Libor, Vorwürfe der Steuerhinterziehung. Der Finanzdienst Bloomberg errechnete, dass die Bank seit 2008 rund 17 Milliarden Dollar für Strafen und Vergleichszahlungen aufbringen musste. Die Zeit der riskanten Geschäfte solle jetzt vorbei sein, sagt Sewing. Als er 2018 als Vorstandschef in Frankfurt übernahm, hatte er angekündigt, die Bank unabhängiger vom Investmentbanking zu machen, das das Image und Bilanzen ruiniert hatte.
"Wir haben die Strategie klar gemacht, dass wir ein balanciertes Geschäftsmodell haben wollen, dass wir neben dem Investmentbanking ein starkes Privatkundengeschäft, eine starke Unternehmensbank und gutes Assetmanagement haben", sagt Sewing. Genau das habe man nun erreicht. Dennoch sei das Investmentbanking in dem Bereich, auf den man sich fokussiert habe, führend: "Wir sind in achtzig Prozent unserer Umsätze in der Investmentbank unter den Top Fünf weltweit, und genau das wollten wir schaffen. Aber insgesamt sind wir balancierter. Und das macht die neue Deutsche Bank aus."
"Weil sie gierig waren"
Gäbe es da nicht noch diese Hypotheken aus der alten Deutschen Bank in den USA. Die Hausbank von Donald Trump, die dem Ex-Präsidenten noch Geld lieh, als kein anderes Geldinstitut mehr etwas mit ihm zu tun haben wollte. Die "New York Times" spricht von Krediten in Höhe von insgesamt mehr als 2,5 Milliarden Dollar für Trump und seine Unternehmungen. "Weil sie gierig waren. Sie dachten, sie könnten Geld machen mit Trump. Für eine lange Zeit war das das einzige, was für die Deutsche Bank zählte", sagt David Endrich von der "New York Times", der auch das Buch "Dark Towers: Die Deutsche Bank, Donald Trump und eine Spur der Verwüstung" geschrieben hat.
Es dauerte bis zum Januar dieses Jahres, bis die Frankfurter die Reißleine zogen und bekannt gaben, künftig keine Geschäfte mehr mit Trump zu machen. Die letzten Kredite in Höhe von 340 Millionen Dollar sollen 2024 fällig sein. Erst dann kann die Deutsche Bank das Kapitel Trump abschließen - und neue Zeiten einläuten.
Vorstandschef Sewing läutet derweil schon mal die Schlussglocke an der New Yorker Börse und verweist lieber auf die guten Zeiten, die die Deutsche Bank in den USA hatten, und auf gute Zeichen, die sie gesetzt habe: "Wir waren das erste ausländische Institut, das hier gelistet worden ist nach dem 11. September 2001", erinnert Sewing. Jetzt, 20 Jahre später, zurückzukommen und die Closing Bell zu hören, sei ein Zeichen an Amerika, dass die Deutsche Bank hier sein möchte. Es zeige aber auch, wie wichtig dieser Markt für das Geldhaus ist. "Und gleichzeitig das neue Gebäude zu eröffnen, zeigt: Die Deutsche Bank ist global und wird immer global bleiben", resümiert Bank-Chef Sewing.