Renaissance des Verbrenners Käufer meiden die teuren Elektroautos
In Deutschland wurden im Juli fast 37 Prozent weniger Elektroautos zugelassen als im Vorjahresmonat. Europaweit haben E-Autos Marktanteile verloren - was Experten zufolge an der Modellpolitik der Hersteller und auch am Staat liegt.
Der Hochlauf der Elektromobilität in der Europäischen Union ist deutlich ins Stocken geraten. Im Juli sank die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos gegenüber dem Vorjahresmonat EU-weit um elf Prozent, in Deutschland wurden sogar fast 37 Prozent weniger Elektroautos zugelassen. In zwölf Ländern registrierte der Branchenverband ACEA rückläufige Absatzzahlen.
Sinkender Marktanteil
Insgesamt, also unabhängig von der Antriebsart, stieg die Zahl der neu zugelassenen Autos in der EU gegenüber dem Vorjahresmonat leicht um 0,2 Prozent auf 852.051 Fahrzeuge.
Der Marktanteil von Elektroautos bei den Neuzulassungen ist damit gesunken - von 13,5 auf 12,1 Prozent. Mit fossiler Energie betriebene Autos kommen auf einen leicht verringerten Marktanteil von 46 Prozent. Hybrid-Modelle legten hingegen deutlich zu und kommen nun auf 32 Prozent.
Der Preis ist der entscheidende Faktor
"Der Hochlauf der Elektromobilität stockt - nicht nur in Deutschland", konstatiert EY-Mobilitätsexperte Constantin Gall. Doch woran liegt das? "Der entscheidende Faktor, der derzeit eine weitere Verbreitung von Elektroautos verhindert, ist der hohe Preis", so Gall.
In den Ländern, wo es eine hohe finanzielle Förderung durch den Staat gebe, entwickele sich der Absatz erfreulich. Wo diese Subventionen fehlten, griffen die Kunden zu den günstigeren Verbrennern.
Ohne staatliche Förderung geht gar nichts
Bestes Beispiel ist Deutschland: Hierzulande hat das Aus für die Umweltprämie den Absatz von Elektroautos massiv gedämpft. Aber auch wenn man über den deutschen Tellerrand hinausblickt, zeigt sich, dass sich Elektroautos nur in Ländern mit hohen staatlichen Förderungen gut verkaufen.
Dazu gehören vor allem die skandinavischen Länder - in Dänemark liegt der Markanteil von Elektroautos bereits bei 52 Prozent, in Schweden bei 34 Prozent. Aber auch in den Benelux-Ländern sind E-Autos dank staatlicher Prämien gefragt: Belgien, Niederlande und Luxemburg kommen auf Marktanteile um die 30-Prozent-Marke.
E-Autos im Osten Europas ein Nischenprodukt
In den meisten anderen EU-Ländern bleiben Elektrofahrzeuge hingegen weiterhin ein absolutes Nischenprodukt. "In immerhin 15 EU-Ländern lag der Elektro-Marktanteil im Juli unter zehn Prozent", unterstreicht EY-Experte Gall. Deutschland kommt übrigens auf gerade einmal 13 Prozent.
In den Ländern Ost- und Südosteuropas sind Elektroautos derweil weiterhin ein ganz seltener Anblick auf den Straßen, hier liegt der Marktanteil bei mageren 4,3 Prozent. "Die Marktanteile sind homöopathisch, und es spricht wenig dafür, dass sich daran in absehbarer Zukunft etwas ändern wird", so Gall.
Warten auf günstigere E-Autos
Die schwache Entwicklung des Markts für Elektroautos stellt die Branche vor große Herausforderungen. Die Autohersteller müssen ihre ambitionierten Elektro-Ziele nun der Realität anpassen und das Nebeneinander von Verbrennern und E-Autos verlängern. Das dürfte Branchenexperten zufolge viel Geld kosten.
Eine Verbesserung der Lage dürfte sich erst mittelfristig einstellen, erwartet Gall: "Wenn günstigere Elektroautos auf den Markt kommen, können auch neue Käuferschichten erschlossen werden."