Sicherheit von Kryptoanlegern Worauf achten beim Bitcoin-Kauf?
Beim Handel mit Bitcoins kann viel schiefgehen. Fälle von Diebstahl bei der Kryptowährung und die Pleiten ganzer Handelsplätze haben das gezeigt. Wer investieren will, sollte großen Wert auf Sicherheit legen.
Die Welt der Kryptowährungen hat noch immer einen Hauch von "Wildwest": Millardenverluste von Handelsplätzen für Kryptowährungen sorgten in den vergangenen Monaten für Schlagzeilen.
Seit 2022 sind vier große Börsen aus dem Bereich gar pleite gegangen, darunter FTX. Deren Gründer und Chef Sam Bankman-Fried wurde Ende 2023 gar zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Für Verbraucherinnen und Verbraucher, die mit Bitcoin die Chancen der neuen "Währung" oder Anlageklasse nutzen wollen, ist der Handel mit Bitcoin und Co. weiterhin riskant - und zwar unabhängig von den heftigen Kursschwankungen der Krytowährungen selbst.
Den Anbieter unter die Lupe nehmen
Dubiose Anbieter des Handels mit Bitcoin und anderen "Cyberdevisen" wie Ethereum sind auch in Deutschland weiter auf Kundenfang, zum Teil mit Erfolg, wie Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen berichtet: "Leider melden sich bei uns immer wieder Menschen, die auf Cyberkriminelle hereingefallen sind. Daher ist es ganz wichtig, vorher genau zu schauen, wo man kauft".
Eine Überprüfung der Plattform sollte zum Beispiel einen Blick ins Impressum auf der Webseite des Anbieters umfassen. Auch Angaben zur Beaufsichtigung des Unternehmens sind wichtig. Laut Scherfling ist ein wichtiges Kriterium, ob ein Handelsplatz oder ein Bitcoin-Broker von der deutschen Finanzaufsicht BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) überwacht wird. Einige der Anbieter sind zwar nach EU-Aufsichtskriterien in Deutschland zugelassen, werden aber etwa von der zypriotischen Finanzaufsicht Cysec kontrolliert.
Viele Möglichkeiten, auf Bitcoin zu setzen
Den Handel von Bitcoin oder Ethereum bieten in Deutschland spezialisierte Handelsplätze wie Coinbase, Bitpanda oder Bison an, letztere ist eine Tochter der Börse Stuttgart. Aber auch eine Reihe von jungen Handelsbanken, die sogenannten Neobroker, haben den Handel mit Kryptowährungen im Angebot. In allen Fällen können hier die "Coins" direkt, also "nativ" gekauft werden. Und überall ist auch der Kauf von "Bruchstücken" möglich, es muss also kein "ganzer" Bitcoin geordert werden. Schließlich liegt der Kurs derzeit bei knapp 62.000 Dollar, umgerechnet rund 59.000 Euro.
Auf die Kursentwicklung von Bitcoin und anderen Coins kann auch in Form von börsengehandelten Zertifikaten, so genannten ETP, gesetzt werden. Und auch Anbieter von Wetten auf sogenannte Differenzkontrakte, die unter den Kürzel CFD ("Contract for Differenz") laufen, sind eine Möglichkeit des Einstiegs in den Kryptomarkt. Hier sind oft aber nur Wetten auf Bitcoin möglich, die im Totalverlust enden können. Einen Bitcoin-Indexfonds (ETF) gibt es, anders als in den USA, in Deutschland noch nicht.
Steuervorteil beim direkten Kauf
Der direkte Kauf von Bitcoin hat ohnehin Vorteile für Verbraucherinnen und Verbraucher, meint Ulli Spankowskis, Chef der Handelsplattform Bison: "Wenn ich eine längere Haltefrist über zwölf Monate anstrebe, muss ich keine Steuern auf etwaige Gewinne zahlen. Das ist schon mal ein großer Vorteil. Ein weiterer Vorteil, wenn man in die Kryptowährung direkt über einen Handelsplatz investiert: Die meisten aller Handelsplätze sind 365 Tage im Jahr, 24 Stunden zum Handel verfügbar."
Hat man seine Bitcoins einmal gekauft, kommt aber die nächste Herausforderung. Denn die Kryptowährungen müssen gegen Verlust oder Diebstahl gesichert werden. In der Regel muss man zum Kauf der Kryptowährungen ein sogenanntes "Wallet" einrichten, eine virtuelle Brieftasche. Und die ist über einen Schlüssel ("Private Key") gesichert.
"Private Key" für die "Wallet"
Auf diesen Schlüssel muss man gut aufpassen. Denn hat man den Key verloren, sind es auch die Bitcoins, und zwar unwiederbringlich, so Spankowski: "Wenn man diesen Private Key verliert, bedeutet das, dass man nicht mehr an seine Assets herankommt".
Wer direkt in Kryptowährung investiert und sie selbst verwahrt, sollte sich also gut überlegen, wie er diese Verwahrung sicher gewährleisten kann, so Spankowksi. "Das geht bis dahin, dass natürlich, falls mir persönlich irgendwas passieren sollte, auch ein Dritter Zugriff haben könnte, also meine Familienangehörigen, Verwandte."
Ist der Treuhänder selbst abgesichert?
Die Alternative zur Verwahrung im eigenen "Wallet" ist eine "treuhänderische" Verwahrung von Kryptowährungen. Viele der Handelsplätze und auch die deutschen Broker, bei denen Bitcoin gehandelt werden kann, haben diese Treuhand-Funktion im Angebot. Nicht in allen Fällen ist dann aber der Übertrag auf ein eigenes Bitcoin-"Wallet" möglich.
Auch hier sollten Bitcoin-Besitzer einen kleinen Sicherheits-Check vornehmen, meint Bison-Chef Spankowski: "Es ist auch wichtig zu prüfen, ob Anbieter treuhänderischer Verwahrung versichert sind. Sie sollten eine Versicherung für die Verwahrung haben, falls es zu Betrugsfällen oder Verlusten kommt, sodass zumindest ein Teil der Assets abgesichert ist."
Einsatz stark begrenzen
Wer "seine" Coins erfolgreich gekauft und sicher verwahrt hat, der kann schließlich auf eine weitere Steigerung beim Bitcoin-Kurs hoffen. In den vergangenen Jahren ging dieser Kurs allerdings nicht stetig bergauf, sondern vollführte eine heftige Berg- und Talfahrt, bei der Verluste von bis zu 50 Prozent und mehr auftreten konnten.
Eine solche Berg- und Talfahrt lässt sich laut Experten wie Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen deutlich leichter aushalten, wenn man seinen Einsatz beim Bitcoin-Kauf stark begrenzt, zum Beispiel auf fünf Prozent seines gesamten Depotwertes, denn: "Man sollte auf jeden Fall wissen, worauf man sich einlässt. Und beim Thema Bitcoin heißt das einfach, das ist keine strategische Geldanlage, das ist nichts, worauf man seine Altersvorsorge aufbauen sollte. Es ist halt Spekulation."