Bardcodes sind auf Lebensmitteln zu sehen.
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50 Jahre nach Einführung Hat der klassische Barcode bald ausgedient?

Stand: 26.06.2024 10:10 Uhr

Mit einer Packung Kaugummi ging es los: Vor 50 Jahren wurde an einer Supermarktkasse zum ersten Mal ein Barcode gescannt. Das System hat den Handel revolutioniert. Schon bald aber könnte der Strich code abgelöst werden.

Auf fast jedem Produkt befinden sich inzwischen die dicken und dünnen Striche, sie sind aus dem Alltag der Verbraucher nicht mehr wegzudenken. Mehr als eine Milliarde Produkte tragen mittlerweile einen Barcode, täglich wird er weltweit zehn Milliarden Mal gescannt. Jetzt feiert der Barcode seinen 50. Geburtstag.

Erfinder des Codes sind die US-Amerikaner Joseph Woodland und Bernard Silver. Um Produktinformation auch ohne Zahlen automatisch auslesen zu können, entwickelten die beiden Studenten in den Jahren 1948 und 1949 ein Konzept und beantragten ein Patent. Bis das erste Produkt über eine Kasse gezogen wurde, dauerte es jedoch noch viele Jahre. 1962 verkauften Silver und Woodland ihre inzwischen geschützte Erfindung für 15.000 Dollar an das Unternehmen Philco.

Premiere in den Vereinigten Staaten

Anschließend machten sich mehrere Hersteller daran, Strichcode und Scanner mit Laser-Technologie weiterzuentwickeln. Seine Premiere feierte der Barcode am 26. Juni 1974. An diesem Tag wurde der erste Artikel, eine Packung Kaugummi der Marke Wrigley's, in einem Marsh-Supermarkt im US-Bundesstaat Ohio mit einem speziellen Gerät gescannt.

In den Folgejahren wurde das System weiterentwickelt. Der Professor für Lebensmittelhandel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn, Stephan Rüschen, ist von den Verdiensten der Technik überzeugt: "Der Barcode hat über die letzten Jahrzehnte nicht nur das Kassieren vereinfacht, sondern auch die gesamte Prozesskette im Handel wesentlich verbessert", so seine Einschätzung.

Nach und nach führten die Lebensmittelunternehmen in den 1970er-Jahren Scannerkassen ein. Als letztes der Discounter Aldi Nord: Hier waren erst 2003 sämtliche Filialen mit modernen Scannerkassen ausgestattet.

Jedes Produkt hat seinen eigenen Code

Basis für den Code ist die darunter stehende GTIN, eine 13-stellige Artikelnummer. Die Kölner Firma GS1 vergibt die Nummern an den Handel, damit dieser seine Produkte kennzeichnen sowie weltweit identifizierbar machen und verkaufen kann. Der Barcode wird anschließend mithilfe einer speziellen Software erzeugt. Jedes Produkt hat einen eigenen Barcode. Mit dem Code ist jeder Artikel weltweit identifizierbar.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher wahrscheinlich die größte Veränderung: Der Scanvorgang an der Kasse beschleunigt den Bezahlvorgang erheblich und reduziert Fehler beim manuellen Eintippen von Preisen.

Doch in dem Barcode steckt noch mehr, erklärt die Sprecherin von GS1, Michaela Freynhagen: "Barcodes ermöglichen eine genaue und effiziente Bestandsverfolgung. Einzelhändler können den Lagerbestand in Echtzeit überwachen, Nachbestellungen automatisch auslösen und Überbestände vermeiden", so Freynhagen. Außerdem ließen sich mittels Barcode Waren entlang der gesamten Lieferkette - vom Hersteller bis zum Endverbraucher - lückenlos nachverfolgen. So ließen sich Transparenz und Effizienz in der Logistik verbessern.

Barcodes auch im Krankenhaus

Barcodes werden auch noch in ganz anderen Bereichen eingesetzt, beispielsweise im Krankenhaus. "Barcodes auf Patientenarmbändern und Medikamenten ermöglichen eine genaue Verabreichung von Medikamenten und reduzieren das Risiko von Verwechslungen und Fehlern", erklärt die Sprecherin von GS1.

Der klassische Strichcode könnte aber schon bald von den Produkten verschwinden. "Vielen Dank, lieber Barcode, für deine Verdienste in der Vergangenheit. Die Zukunft gehört anderen", sagt Handelsexperte Rüschen. Was danach kommt, zeichnet sich schon ab. Die Firma GS1 erwartet nach und nach eine Umstellung auf zweidimensionale Codes wie den QR-Code. Der Prozess laufe bereits, die Handelsunternehmen würden auf die Umstellung vorbereitet, heißt es. Die kamerabasierten Scanner, die dafür benötigt werden, sind laut GS1 bereits bei mehr als 80 Prozent der Kassen im Einzelhandel verbaut.

Ein Bardcode der neuen Geberation ist auf einer Tüte zu sehen.

Der QR-Code kann noch mehr Informationen speichern als der herkömmliche Strichcode.

Was die neue Generation des Barcodes kann

Der neue Code kann mehr als sein Vorgänger. Er enthält beispielsweise Informationen zu Allergenen, Daten zu Nachhaltigkeit und Verpackungen. "Scannen Verbraucherinnen und Verbraucher daheim den Code, erhalten sie beispielsweise Informationen zum Gebrauch, zur Wartung und späterem Recycling, saisonale Gewinnspiel- oder Rabattaktionen", so Michaela Freynhagen.

Zudem spare das neue System Platz auf den Verpackungen, "werden dort doch bislang häufig zwei Codes abgebildet: der bekannte Strichcode für die Automatisierung der Prozesse im Businesskontext sowie ein QR-Code für die Kommunikation mit Verbraucherinnen und Verbrauchern. Nun werden diese beiden Welten zusammengebracht", erläutert Freynhagen.

Experte Rüschen sieht gute Chancen für diese Technik. Ein Verfahren zur automatischen Identifizierung von Objekten wird bereits von Textilhändlern wie Zara, Uniqlo und Decathlon verwendet. Die Artikel müssen dann nicht einzeln gescannt, sondern können gleichzeitig erfasst werden - wenn der Einkaufswagen durch ein Gate geschoben wird oder die Produkte in einer Schale platziert werden. Damit würde das Einkaufen noch schneller ablaufen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. Juni 2024 um 08:15 Uhr.