Rewe mit Gewinnsprung Wenig Konsum, aber viel Reiselust
An der Kasse bleiben die Menschen zurückhaltend, aber ihre Reiselust ist wieder erwacht. Das bescherte dem Handels- und Touristikkonzern Rewe im vergangenen Jahr einen kräftigen Gewinnsprung.
Der Handelsriese Rewe hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Gewinn erzielt. Der Jahresüberschuss sei um 46 Prozent auf 736,2 Millionen Euro gestiegen, teilte das Unternehmen mit. Selbstständige Rewe-Händler und Beteiligungsunternehmen sind darin nicht berücksichtigt.
Der Gesamtumsatz der Rewe-Gruppe stieg um knapp neun Prozent auf 92,3 Milliarden Euro. Besonders stark wuchs der Umsatz der Touristik-Sparte, zu der Marken wie Dertour, ITS, Clevertours und Jahn-Reisen gehören. Die Touristikerlöse kletterten um knapp 25 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro.
"Einerseits hält der Reise-Nachholbedarf nach der Pandemie an. Andererseits haben viele Menschen die Entscheidung getroffen, sich ihren Urlaub zu gönnen und bei Bedarf lieber an anderer Stelle zu sparen", sagte Rewe-Chef Lionel Souque. Während der Corona-Pandemie waren die Umsätze der Reisesparte stark eingebrochen. Im Jahr 2022 erreichte sie wieder das Vor-Pandemie-Niveau.
Verbraucher kauften inflationsbereinigt weniger
In seinem Kerngeschäft, dem Lebensmittelhandel, bekam Rewe weiterhin die Verunsicherung und Sparsamkeit der Verbraucherinnen und Verbraucher zu spüren. Die hohe Preissensibilität habe das Einkaufsverhalten beeinflusst, sagte Souque. Die Menschen hätten verstärkt zu Angeboten, Eigenmarken und Preiseinstiegsprodukten gegriffen. Das wirkte sich negativ auf das Geschäft von Rewe und Penny aus.
Zwar stiegen die Umsätze in den Märkten in Deutschland um 7,8 Prozent auf 40,4 Milliarden Euro. Das Wachstum fiel damit jedoch erneut deutlich geringer aus als die Preissteigerungen. Die vom Statistischen Bundesamt ermittelte Inflation bei Nahrungsmitteln lag im vergangenen Jahr bei 12,4 Prozent. 2022 waren es bereits 13,4 Prozent.
Lebensmittelpreise zuletzt unter Vorjahr
Bei den Supermärkten und dem Discounter Penny habe Rewe trotz der im Handel geringen Margen einen dreistelligen Millionenbetrag investieren müssen, um die Preissprünge für Kunden in Grenzen zu halten, sagte Rewe-Chef Souque.
Zuletzt schwächten sich die Preissteigerungen bei Lebensmitteln aber ab. Im März rutschten sie erstmals seit Februar 2015 unter das Niveau des Vorjahresmonats. Die Preise für Nahrungsmittel lagen 0,7 Prozent niedriger als vor einem Jahr und damit deutlich unterhalb der Inflationsrate von 2,2 Prozent. Für 2024 gab Souque sogar Entwarnung: "Aktuell gibt es - betrachtet über all unsere Märkte - in unseren Sortimenten keine Inflation mehr, gewichtet sinken die Preise sogar."