Showroom "Nio House" in  Berlin.

ADAC-Umfrage Skepsis gegenüber chinesischen Autos sinkt

Stand: 04.10.2024 08:25 Uhr

Mittlerweile können sich fast zwei Drittel der Deutschen vorstellen, ein Auto eines chinesischen Anbieters zu kaufen. Bei Elektroautos liegt der Wert sogar noch höher, wie eine ADAC-Umfrage zeigt.

BYD, Nio, MG oder Aiways: Immer mehr Deutsche können sich offenbar vorstellen, ein chinesisches Auto zu kaufen. Das ergab eine Umfrage des Allgemeinen Automobilclubs (ADAC), über die die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten. Danach gaben 59 Prozent der Befragten an, dass für sie der Erwerb ein eines Autos von einem chinesischen Anbieter prinzipiell in Frage käme.

Günstiger Preis als Kaufargument

Der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) zufolge haben vor allem jüngere Autofahrerinnen und Autofahrer wenig Skepsis gegenüber chinesischen Marken. 74 Prozent der 30- bis 39-Jährigen und 72 Prozent der 18- bis 29-Jährigen könnten sich den Kauf eines Autos eines chinesischen Herstellers vorstellen. Bei den über 70-Jährigen sind es dagegen nur 31 Prozent. Bei vollelektrischen Pkw liebäugeln laut der Umfrage sogar 80 Prozent der Befragten mit dem Kauf eines chinesischen Autos.

Als Hauptgrund für den Kauf einer chinesischen Automarke gaben 83 Prozent der Befragten den günstigen Preis an - gefolgt von der innovativen Technologie (55 Prozent) und dem ansprechenden Design (37 Prozent). Als Gegenargumente wurden allgemeine Vorbehalte gegen chinesische Fahrzeuge (54 Prozent), ein zu kleines Werkstatt- und Händlernetz (40 Prozent), mangelnde Qualität (39 Prozent) sowie Datenschutz (26 Prozent) genannt.

Für die Umfrage hatte die ADAC Markt- und Meinungsforschung im Juli 1.079 volljährige Autofahrer mit Hauptwohnsitz in Deutschland befragt. In den Autotests schnitten chinesische Autos zuletzt gut ab. Die aktuellen Modelle seien weit davon entfernt, veraltete und unsichere Billigautos zu sein, teilte der ADAC im April mit. Ganz im Gegenteil: Bei den meisten Modelle erscheine die Batterietechnik ausgereift, die Reichweiten passabel und die Verarbeitungsqualität soldide. Kritikpunkte seien die Fahrerassistenzsysteme und die Klimatisierung.

EU-Staaten stimmen über Strafzölle ab

Noch ist der Marktanteil von chinesischen Autos in Europa eher gering. Doch gerade die Marktmacht bei E-Autos wächst, wie Handelszahlen zeigen: Der traditionelle Exportüberschuss der deutschen Automobilbranche in China könnte einer kürzlich veröffentlichten PwC-Studie zufolge bereits in diesem Jahr kippen. 2024 könnten 440.000 Fahrzeuge chinesischer Hersteller nach Europa importiert werden. Dem gegenüber stehen nur 325.000 nach China verkaufte Autos von europäischen Herstellern.

Mit 295.000 Autos stammt der Großteil dabei von der deutschen Industrie. Im vergangenen Jahr war das Verhältnis noch umgekehrt: Europas Autoindustrie lieferte danach 350.000 Fahrzeuge - darunter 320.000 deutsche - nach China, verglichen mit 280.000 Autos chinesischer Marken, die nach Europa importiert wurden. Nun kamen jedoch allein hierzulande von Januar bis April vier von zehn E-Autos aus China. Der Anteil Chinas an den gesamten Importen reiner Elektroautos nach Deutschland stieg deutlich auf 40,9 Prozent - nach 29 Prozent im Jahr 2023.

An diesem Freitag stimmen Vertreter der EU-Staaten über den Vorschlag der Kommission ab, Strafzölle für E-Autos aus China zu erheben. Sie wirft der Volksrepublik vor, die gesamte Wertschöpfungskette für Elektroautos stark zu subventionieren und den Markt so zu verzerren. Chinesische Elektroautos seien rund 20 Prozent günstiger als in der EU hergestellte Modelle. Deshalb will die Behörde Zusatzzölle einführen, die in manchen Fällen voraussichtlich mehr als 35 Prozent betragen. Deutschland wird wohl dagegen stimmen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 04. Oktober 2024 um 09:00 Uhr.