Mehrere Autos, gebrauchte und neue, nebeneinander

Schwache Nachfrage Was Kunden am Elektroauto abschreckt

Stand: 02.10.2024 06:27 Uhr

Der Absatz von E-Autos ist drastisch zurückgegangen. Gleichzeitig wird das Verbrenner-Aus von einigen Parteien in Frage gestellt. Händler, Hersteller und Zulieferer sehen ihre Milliarden-Investitionen gefährdet.

Von Sven Berzellis, SR

Eigentlich sollte die Nachfrage nach E-Autos boomen. Doch spätestens seit dem unangekündigten und völlig überraschenden Aus staatlicher Förderung für Elektromobilität Ende vergangenen Jahres ist der Absatz in Deutschland ist dramatisch zurückgegangen. Das merken auch Händler wie Joachim Müller aus dem saarländischen Lebach. Das Geschäft mit E-Autos laufe schlecht.

"Das E-Auto ist leider noch ein bisschen teurer als der Verbrenner. Das Vertrauen des Kunden ins E-Auto ist noch nicht da", sagt der Geschäftsführer der Müller-Gruppe in Lebach. Und jeder Kunde, der ein E-Auto kaufe, müsse sich rechtfertigen, warum er das gekauft habe.

Starker Wertverfall durch Akku-Angst

2024 ist die Zahl der Neuzulassungen von E-Autos regelrecht eingebrochen. In der ersten Jahreshälfte waren laut dem europäischen Automobilhersteller-Verband (ACEA) rund 12,5 Prozent aller Neuzulassungen Elektroautos. Damit liegt Deutschland unter dem europäischen Durchschnitt. 2023 hatte die Quote immerhin noch 18,4 Prozent betragen.

Ein Grund für die große Skepsis der Kunden: Akkus. Denn gerade die Batterie bestimmt einen großen Anteil am Gesamtpreis von E-Autos. Da die Elektromobilität vergleichsweise jünger ist als die Technik hinter herkömmlichen Verbrennern, kommt es hier regelmäßig zu Innovationssprüngen. In kurzen Abständen bringen Hersteller immer effizientere Batteriesysteme auf den Markt.

Bei E-Autos mit älterer Technik sinkt dadurch der sogenannte Restwert rapide - falls sie überhaupt jemand haben will. Autohändler wie Joachim Müller beobachten, dass die Kunden aus Unsicherheit und aus Angst vor diesem künftigen Wertverlust auch bei Neuwagen sehr zurückhaltend geworden sind.

Firmen können kaum langfristig planen

Die Zurückhaltung der Käuferinnen und Käufer, schlägt nicht nur bei den Herstellern ins Kontor, sondern noch stärker bei Zulieferern, betonen Branchenexperten wie Professor Klaus-Jürgen Schmidt vom Institut für Produktions- und Logistiksysteme (IPL) in Saarbrücken. Denn wenn wenige Menschen E-Autos kaufen, gerate auch die Infrastruktur hinter den Autobauern ins Wanken.

Da die Nachfrage nach E-Autos je nach politischer Unterstützung stark schwanke, könnten die Unternehmen kaum langfristig planen, so Schmidt. Deshalb brauche die Industrie klare Rahmenbedingungen, um die tiefgreifende Transformation von Verbrennerfahrzeugen zur Elektromobilität zu bewältigen. "Viele Zulieferer müssen erhebliche Investitionen tätigen, um ihre Produktionsprozesse und Produktpaletten anzupassen. Dies erfordert nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch Zeit, um neues Know-how aufzubauen", erklärt der Experte.

Im Gesamtbestand auf Deutschlands Straßen ist der Marktanteil von E-Autos immer noch sehr gering. Von insgesamt rund 50 Millionen angemeldeten Pkw sind laut ADAC nur etwa drei Prozent vollelektrisch.

 

Bald eine neue Kaufprämie für E-Autos?

Geringer Marktanteil, schlechte Nachfrage und Krise bei den Zulieferfirmen: Um die Konjunktur rund um die Elektromobilität wieder anzukurbeln und das Vertrauen von Kunden und Industrie zu verstärken, hat der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke im Bundesrat eine neue Initiative vorgestellt. Darin ist auch eine neue Kaufprämie für E-Autos und um ein Sondervermögen für die Elektromobilität enthalten.

Für den SPD-Politiker Barke ist eine Neuauflage der staatlichen Zuschüsse alternativlos. Auto-Experte Schmidt betrachtet eine Kaufprämie zwar nicht als Allheilmittel, gleichzeitig könnte sie der Industrie aber unter den richtigen Umständen wieder den nötigen Aufwind verschaffen - vor allem Zulieferern wie ZF-Friedrichshafen oder Bosch: "Langfristige, stabile Rahmenbedingungen. Das heißt, was Ziele betrifft und was die Umsetzung betrifft und was die entsprechenden Fördermöglichkeiten betrifft."