Vom Bund geretteter Energiekonzern Uniper verdient Milliarden dank Absicherungsgeschäften
Nach Milliardenverlusten im vergangenen Jahr steuert der Energieversorger Uniper 2023 wieder auf deutliche Gewinne hin. Für die ersten drei Quartale hat das Unternehmen überraschend hohe Gewinne bilanziert.
Vor mehr als einem Jahr musste der Konzern Uniper angesichts der Gaskrise und anstehender Verluste in Milliardenhöhe vom Staat gerettet werden. Doch inzwischen ist Uniper wieder klar in den schwarzen Zahlen, vor allem weil die Gaspreis gefallen sind und Absicherungsgeschäfte lukrativ geworden sind.
Nachdem das vergangene Jahr 2022 mit einem Nettoverlust von 7,4 Milliarden Euro infolge der Gaspreisexplosion abgeschlossen wurde, sieht es für das laufende Jahr nach Gewinnen im Milliardenbereich aus. Uniper peilt nach der heute vorgelegten Bilanz für die ersten neun Monate ein Nettoergebnis zwischen vier und fünf Milliarden Euro an. Die Aktie des Konzerns legte heute an der Frankfurter Börse mehr als zehn Prozent zu.
Absicherung gegen Lieferprobleme
In den ersten neun Monaten hat der Energieversorger, der Hunderte von Stadtwerken und Industrieunternehmen mit Erdgas versorgt, bereits netto 3,7 Milliarden Euro verdient. Das operative Ergebnis, also vor Steuern und Zinsen, lag von Januar bis September sogar bei 5,5 Milliarden Euro - nach ebenso großen Verlusten im Vorjahreszeitraum.
Neben einer deutlichen Entspannung bei aktuellen Gaspreisen profitiert der Konzern weiterhin von Absicherungsgeschäften für offene Gaslieferverpflichtungen. Diese Termingeschäfte, die sich auf die Bereiche der Stromerzeugung aus Kohle- und Gaskraftwerken sowie das Geschäft mit dem Transport und Lagerung (Midstream) von Gas bezogen, sorgten nun für außerordentliche Erträge, die bei Uniper die Gewinne schon im ersten Halbjahr in die Höhe schießen ließen. "Dieser positive Einmaleffekt setzte sich im dritten Quartal fort", teilte das Unternehmen nun mit.
Uniper ist Deutschlands größter Gashändler und betreibt zudem in Deutschland und vier weiteren europäischen Ländern viele Kraftwerke, die Strom aus Gas, Kohle, Wasserkraft, Kernkraft und Öl erzeugen. Uniper ist daneben Deutschlands größter Erdgasspeicherbetreiber. Privatkunden beliefert Uniper außer bei Fernwärme nicht.
Nachdem Russland im vergangenen Jahr die Gaslieferungen eingestellt hatte, war Uniper wegen hoher Kosten für die Ersatzbeschaffung in Schieflage geraten. Der deutsche Staat hatte daraufhin ein milliardenschweres Stabilisierungspaket geschnürt, von dem Uniper 13,5 Milliarden Euro in Anspruch genommen hat. Seitdem hält der Bund zu gut 99 Prozent der Anteile. Bis Ende 2028 muss er seinen Anteil aufgrund von Auflagen der EU-Kommission auf 25 Prozent plus eine Aktie zurückfahren.
Neuer Börsengang nach Ausstieg?
Uniper hatte in der vergangenen Woche angekündigt, diesen Ausstieg über Kapitalmaßnahmen zu erleichtern. Dazu soll eine Herabsetzung des Grundkapitals und die Zusammenlegung von je 20 Aktien zu einer erfolgen. Außerdem will Uniper einen Teil der Kapitalrücklage auflösen, um den Bilanzverlust technisch zu eliminieren.
Über die Kapitalherabsetzung entscheiden muss nun eine außerordentliche Hauptversammlung, die am 8. Dezember stattfinden soll. Das FDP-geführte Bundesfinanzministerium hatte angekündigt, noch in diesem Jahr eine Ausstiegsstrategie vorzulegen. Eine Möglichkeit dafür wäre ein Börsengang.