Neue Richtlinien für Banken? Fed nimmt SVB-Pleite unter die Lupe
Die Schieflage der kalifornischen Silicon Valley Bank beschäftigt die US-Notenbank Federal Reserve weiter. Die Fed will nun die Regulierung und Aufsicht der Bank auf den Prüfstand stellen.
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) will nach eigenen Angaben klären, ob die Regulierung der zusammengebrochenen Silicon Valley Bank (SVB) möglicherweise nicht ausreichend war. Auch die Aufsicht über das kalifornische Geldhaus soll unter die Lupe genommen werden. Notenbank-Chef Jerome Powell teilte in einer Stellungnahme mit, dass die Pleite der Bank eine gründliche, transparente und zügige Überprüfung erfordere.
Laut Experten könnte die Untersuchung dazu führen, dass die Fed ihre Richtlinien ändern könnte, um in Zukunft Schieflagen in der Branche zu verhindern. Fed-Direktor Michael Barr solle die Untersuchung leiten. Die Ergebnisse sollen bis zum 1. Mai veröffentlicht werden.
Schnelle Reaktion auf Pleite
Die US-Notenbank hatte in einer ersten Maßnahme bereits vorgestern ein neues Programm vorgestellt, um die Banken zu stützen: Das "Bank Term Funding Program" stellt zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung. Bis zu 25 Milliarden Dollar aus dem Währungsstabilisierungsfonds des Finanzministeriums werden das Kreditprogramm der Fed absichern. Ein Schlüsselelement des Programms ist, dass die Notenbank den Banken Kredite gegen akzeptable Sicherheiten gewährt.
Nutzern des Kreditprogramms sichert die Fed Vertraulichkeit zu. Welche Institute dieses angezapft haben, soll danach erst ein Jahr nach Ende des Programms bekannt werden, das bis März 2024 laufen soll. Die zugesicherte Anonymität dient offensichtlich dazu, eine Stigmatisierung zu vermeiden und den Banken die Scheu zu nehmen, sich die benötigten Mittel bei der Zentralbank zu beschaffen.
Pleite nach Milliarden-Verlusten
Die auf die Finanzierung von jungen Technologiefirmen spezialisierte Silicon Valley Bank war in Schieflage geraten, weil sie hohe Summen in langlaufende US-Staatsanleihen angelegt hatte. Deren Kurse sind durch die Zinserhöhungen der Notenbanken deutlich gesunken.
Zur Auszahlung von Kundengeldern musste die SVB Anleihen verkaufen und Milliarden-Verluste in Kauf nehmen. Eine Kapitalerhöhung zur Bilanzstärkung scheiterte. Kunden zogen Milliarden bei der Bank ab, die schließlich geschlossen wurde. Die US-Regulierer sicherten später die Einlagen der Kunden nach der Auflösung der Bank.
Auch US-Regierung fordert schärfere Regeln
Gestern hatte sich auch US-Präsident Joe Biden dafür ausgesprochen, die Regeln für US-Banken nach dem Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank zu verschärfen. Er wolle den Kongress und die Aufsichtsbehörden darum bitten, sagte Biden in Washington. Es müsse vermieden werden, dass so etwas noch einmal passiere.
US-Finanzministerin Janet Yellen hatte erklärt, dass sämtliche Einlagen bei der SVB geschützt werden. Die Kunden könnten auf ihr gesamtes Geld zugreifen. Eine ähnliche Regelung gelte auch für die Signature Bank in New York, die von der staatlichen Zulassungsbehörde geschlossen wurde.
Neue Auktion für die SVB geplant
Laut einem Medienbericht soll die SVB noch einmal zum Verkauf gestellt werden. Der US-Einlagensicherungsfonds FDIC plant eine weitere Auktion für das Geldhaus, wie das "Wall Street Journal" gestern Abend berichtete. Es solle ein erneuter Anlauf genommen werden, nachdem am Wochenende ein Verkaufsversuch gescheitert sei. Bei einem zweiten Anlauf könnten möglichen Kaufinteressenten Angebote gemacht werden, um eine Übernahme zu erleichtern. So sei ein Verlustübernahmevertrag denkbar.