Bieter gesucht Energiekonzern STEAG steht zum Verkauf
Die kommunalen Eigentümer des fünftgrößten deutschen Energiekonzerns STEAG wollen den Versorger verkaufen - möglichst als Ganzes. Allerdings stehen die Chancen für einen Teilverkauf wohl besser.
Die kommunale Beteiligungsgesellschaft KSBG und STEAG hätten entschieden, einen Verkaufsprozess zu starten, teilte ein STEAG-Sprecher heute mit. Ziel sei es, STEAG als Ganzes zu veräußern und nicht etwa in Teilen. In der Beteiligungsgesellschaft KSBG haben die Stadtwerke Duisburg, Dortmund, Bochum, Essen, Oberhausen and Dinslaken ihre STEAG-Anteile gebündelt. Die KSBG ist seit 2014 alleinige Gesellschafterin des Unternehmens.
Zuvor hatte bereits das "Handelsblatt" darüber berichtet. Danach soll demnächst eine Investmentbank mandatiert werden, damit mögliche Bieter für den Versorger mit Sitz in Essen im Herbst angesprochen werden können. Das Unternehmen könne bei einem Deal mit mehr als zwei Milliarden Euro bewertet werden.
Reicht der Restwert?
Dem Bericht zufolge gibt es allerdings für den Gesamtkonzern wenig Interesse. Daher werde parallel die Möglichkeit eines Teilverkaufs ausgelotet. Denn neben den Kohlekraftwerken, dem "schwarzen" Teil des Unternehmens, betreibt STEAG auch "grüne" Wind- und Solaranlagen. Dazu kommen unter anderen Müllverbrennungsanlagen und Energiedienstleistungen.
Als mögliche Käufer für das Gesamtunternehmen kämen sogenannte Terminal-Value-Investoren in Betracht. Diese könnten STEAG billig übernehmen und eine Wette darauf eingehen, mit den Einkünften bis zur endgültigen Stilllegung der Kohleaktivitäten, also dem Restwert des Unternehmens, noch ausreichend Gewinn zu machen, schrieb die Zeitung. Allerdings ist die STEAG auch hoch verschuldet: Ende 2021 lag die Nettoverschuldung bei 485 Millionen Euro und 1,23 Milliarden Euro an Pensionsrückstellungen.
Umsatzsprung im Jahr 2021
Aktuell laufen die Geschäfte gut: Im vergangenen Jahr hatte der Energiekonzern mit seinen rund 5700 Beschäftigten den Umsatz um gut 37 Prozent auf knapp 2,8 Milliarden Euro erhöht. Im operativen Geschäft nahm das Ergebnis (Ebit) um ein Fünftel auf 234 Millionen Euro zu. STEAG profitierte 2021 sowohl von höheren Strompreisen als auch von einer insgesamt gestiegenen Produktion. Im Zuge der hohen Erdgaspreise habe sich auch die Wirtschaftlichkeit der Steinkohlekraftwerke verbessert. Auch für das laufende Jahr erwartet der Versorger bei allen relevanten Kennzahlen deutliche Steigerungen, ohne konkrete Prognosen abzugeben.
Wie andere Wettbewerber auch ist STEAG mit Preisschwankungen und Marktturbulenzen konfrontiert, ausgelöst durch die Kürzung der russischen Gasexporte nach Europa und die weltweit angespannten Energiemärkte im Zuge der Erholung nach der Covid-Krise.
Kohlekraftwerke gehen in die Verlängerung
Trotzdem könnte ein Kauf für Investoren derzeit deshalb attraktiv sein, weil einige Kohlekraftwerke aufgrund der aktuellen Energiekrise länger laufen könnten als geplant. Seit dem 14. Juli erlaubt eine Verordnung der Bundesregierung, dass Steinkohlekraftwerke aus der sogenannten Netzreserve wieder in Betrieb gehen können, um Erdgas einzusparen.
Man habe die "feste Absicht", mit 2300 Megawatt Erzeugungsleistung in den Markt zurückzukehren, sagte Unternehmenssprecher Markus Hennes. Darin enthalten sind zwei Blöcke im Saarland, die bereits in der Reserve sind, und zwei weitere Blöcke im Saarland und in Nordrhein-Westfalen, die Ende Oktober eigentlich stillgelegt werden sollten.
Hürden sieht die STEAG diesbezüglich noch bei der finanziellen Absicherung der großen Kohlevorräte, die laut Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz (EKBG) vorliegen müssen, und bei der Transportlogistik. So seien die Kapazitäten auf Schiff und Schiene derzeit begrenzt.